Human Rights Watch klagt an

Folter und Verzweiflung überlassen: USA sollen Dutzende Asylsuchende unrechtmäßig abgewiesen haben

Asylsuchende aus Kamerun prangern ihre Behandlung durch die US-Einwanderungsbehörde an
Asylsuchende aus Kamerun prangern ihre Behandlung durch die US-Einwanderungsbehörde an
Human Rights Watch

Sie suchten Asyl und Hilfe bei der westlichen Großmacht. Nur um dann abgewiesen zu werden und zurück in die Folter-Hölle ihrer Heimat geschickt zu werden! Ein neuer Bericht der Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ behauptet, dass die USA unrechtmäßig Asylsuchende zurück nach Kamerun deportiert haben soll. Wo willkürliche Inhaftierung, Gewalt und Verfolgung sie erwarteten.

Abgewiesener Asylsuchender: "Mein Herz blutet"

Ein anonymer Asylsuchender berichtet Human Rights Watch von seinen Erlebnissen.
Ein anonymer Asylsuchender berichtet Human Rights Watch von seinen Erlebnissen.
Human Rights Watch

„Mein Herz blutet bei dem Wissen darum, dass die amerikanische Regierung von der schändlichen Krise in Kamerun weiß und meine Brüder und Schwestern zurück nach Hause schickt“, klagt ein Asylsuchender in dem Videoreport an.

Wegen Menschenrechtsverletzungen und Konflikten im zentralafrikanischen Land suchen viele Bewohner Hilfe im Ausland. Und eine neue, friedvolle Heimat. Im Oktober und November 2020 wurden einige dieser Menschen auf zwei Flügen aus den USA deportiert, wo sie sich ein neues Leben hatten aufbauen wollen. Gegenüber Human Rights Watch berichten die Betroffenen, was sie daheim erwartete: das pure Grauen.

In Kamerun setzte sich das Leid der Asylsuchenden fort

Diese Sechzigjährige erlebte brutale Willkür
Diese Sechzigjährige erlebte brutale Willkür
Human Rights Watch

Sie sollen ungerechtfertigt abgewiesen worden sein von dem Land, in dem alles möglich scheint. Für sie erfüllte er sich nicht, der amerikanische Traum. Nach den abgelehnten Asylanträgen folgte für sie stattdessen ein Albtraum.

Viele waren zuvor verfolgt worden. Gefahr ereilte sie von vielen Seiten: Von den Behörden Kameruns, aber auch von bewaffneten Separatisten. Weil die Menschen so erneut Folter, Verfolgung und Verletzungsgefahr ausgesetzt waren, unterstellt die Menschenrechtsorganisation den USA im Report die Verletzung internationalen Asylrechts.

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Das berichten die Gewaltopfer

Eine Betroffene berichtet, nach der Rückkehr direkt von Sicherheitspersonal beleidigt worden zu sein. Sie hatte bei der Ausweiskontrolle angegeben, aus Amerika zurückgekehrt zu sein. Es folgten Tritte und Schläge – und mehrtägige Haft!

Kein Einzelschicksal. Laut dem Bericht wurden mindestens 39 Menschen nach ihrer Deportation aus den USA auf ähnliche Weise missbraucht und gequält. Auch die Familien der Deportierten wurden wohl nicht verschont. So soll etwa eine 60-Jährige übel zusammengeschlagen worden sein, als militärische Einheiten auf der Suche nach ihrem Sohn zu ihrem Haus kamen.

Blutige Konflikte erschüttern Kamerun seit Jahren

Seit 2016 ist die Lage im Land desaströs. Im Nordwesten und Südwesten Kameruns bekriegen sich seit Jahren Regierungstruppen und bewaffnete Separatisten. Letztere suchen Unabhängigkeit, wollen sich abspalten von der verhassten Regierung.

Hunderttausende Menschen entflohen den Bürgerkriegswirren bereits. Für viele soll es aber sogar in den USA zu schlimmen Vorfällen gekommen sein. Jahrelang in Abschiebehaft befindlich, sollen die Asylsuchenden laut Report auch dort Gewalt erlebt haben – wie das ruppige Drehen der Hände auf den Rücken. „Unmenschlich“ nennen sie die Behandlung durch die US-Einwanderungsbehörde „Immigration and Customs Enforcement“ (ICE), der sie rassistische Beweggründe für das Verhalten vorwerfen. (nos)