Finanzminister Schäuble über Steuertricks der Großkonzerne: Schluss mit unfairen Wettbewerbsvorteilen
Weniger als ein Prozent Steuern: Für jeden normalen Steuerzahler sind solche Steuersätze eine Traumvorstellung – für große multinationale Unternehmen sind sie dagegen immer öfter Realität. Bekannte Konzerne wie Amazon, Starbucks oder Google machen Milliardengewinne in Europa, zahlen dafür aber praktisch keine Steuern. Legale Steuertricks machen es möglich. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erklärt im RTL-Interview, was er dagegen unternehmen will.

Im Konkurrenzkampf um Marktanteile bringen legale Steuertricks den global agierenden Konzernen einen entscheidenden Vorteil. Kleine und mittelständische Unternehmen haben dagegen kaum eine Chance sich gegenüber den Steuertricksern zu behaupten. Schäuble ist die Praktik der Großunternehmen ein Dorn im Auge. Denn dem deutschen Fiskus gehen so geschätzt zweistellige Milliardenbeträge verloren. "Wir arbeiten daran solche unfairen Wettbewerbsvorteile abzubauen", so Schäuble. Das Problem: Die Steueroasen heißen auch Irland oder die Niederlande. Für ein gerechtes Steuersystem muss sich Schäuble also mit EU-Partnern anlegen.
Thomas Eigenthaler von der deutschen Steuergewerkschaft bezeichnet die Trickserei der Konzerne als "Anschlag gegen die Steuergerechtigkeit".
Milliardengewinne in Steuer-Oasen
Für Entrüstung sorgte in der Vergangenheit beispielsweise der Konzern Starbucks. Das Unternehmen betreibt in Großbritannien 700 Filialen und machte dort seit 1998 einen Umsatz von umgerechnet 3,7 Milliarden Euro, zahlte aber nur 10,5 Millionen Euro Steuern. Das entspricht nur einem Steuersatz von 0,28 Prozent. Wie viele andere Konzerne nutzt das Unternehmen ein kompliziertes aber legales Franchisesystem: Jede Starbucks-Filiale zahlt teure Lizenz-Gebühren für den Namen an die Mutterfirma. Diese Milliardengewinne werden dann vom Mutterkonzern in Steuer-Oasen transferiert.