England, Spanien und Italien verbünden sich

Eskaliert der Länderspiel-Zoff zwischen der FIFA und den Ligen?

FUSSBALL Euro 2021 GRUPPE C Spiel 17 Niederlande - Oesterreich 17.06.2021 FIFA Praesident Gianni Infantino Schweiz auf der VIP Tribuene *** FOOTBALL Euro 2021 GROUP C Match 17 Netherlands Austria 17 06 2021 FIFA President Gianni Infantino Switzerland at the VIP Tribune
Gianni Infantino
Imago Sportfotodienst

Es brodelt in Europas Fußball-Ligen. Die Top-Stars in Quarantäne? Das will schließlich kein Verein Mitte September erleben – nur damit ihre Profis zuvor für die Partien mit ihren Nationalmannschaften quer durch die Welt reisen können. Allein die Corona-Reisebeschränkungen machen die anstehende Länderspielpause zu einem Wahnsinns-Projekt. Der Streit um die Abstellungsperiode ist aber auch aufgrund der eigenmächtigen Entscheidungen der FIFA eskaliert. Und so sah sich Präsident Gianni Infantino am Mittwoch zu einem Machtwort gezwungen.

Premier League will 60 Spieler nicht zu Länderspielen schicken

"Die Abstellung von Spielern für die anstehenden internationalen Fenster ist dringend und unglaublich wichtig", sagte der Schweizer einer Stellungnahme und forderte unmissverständlich: "Ich rufe alle FIFA-Mitgliedsverbände, Ligen und Clubs dazu auf, sich solidarisch zu verhalten, wie es sich für den weltweiten Fußball gehört."

Am Abend zuvor waren die Ligen aus England und Spanien auf Konfrontationskurs gegangen, indem sie einer Vielzahl von Spielern die Abstellung für die anstehenden Länderspiele Anfang September verweigerten.

Die Premier League lässt fast 60 Profis nicht in Risikogebiete der sogenannten "Roten Liste" reisen, La Liga mindestens 25 Spieler nicht nach Südamerika. Italiens Serie A kündigte schließlich am Mittwochabend an, sich hinter die Clubs stellen zu wollen, wenn diese Abstellungen verweigern.

Scharfe Kritik an „schwerwiegender einseitiger Entscheidung der FIFA“

Der spanische Ligazusammenschluss attackierte den Weltverband direkt. Es sei eine "schwerwiegende einseitige Entscheidung der FIFA" gewesen, die beiden Abstellungsfenster im September und Oktober für die WM-Qualifikationsspiele in Südamerika von jeweils neun auf elf Tage zu verlängern, "ohne andere Lösungen zu berücksichtigen, die auf dem Forum der Weltligen vorgeschlagen wurden".

In ihrem Ärger sind die Spanier nicht alleine. Zwar begründete die Premier League ihren Schritt hauptsächlich mit der verpflichtenden zehntägigen Quarantäne für Reiserückkehrer aus Ländern der "Roten Liste". Doch auch die englischen Clubs äußerten ihre "Unzufriedenheit" über die eigenmächtige Verlängerung der Südamerika-Abstellungen, "was sich nachteilig auf ihre Verfügbarkeit für ihre Vereine auswirkt". Auch die Serie A drückte ihren Unmut über die FIFA aus, prangerte einen Angriff auf die Chancengleichheit in der Liga an.

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Auch Frankreichs PSG durch Messi und Neymar betroffen

Der französische Spitzenclub Paris Saint-Germain beschwerte sich ebenfalls bereits schriftlich bei der FIFA. Schließlich sind im argentinischen Neuzugang Lionel Messi und Brasiliens Neymar seine beiden Superstars betroffen und könnten das Heimspiel am 12. September gegen Clermont Foot verpassen.

Bislang galt während der Corona-Pandemie eine Ausnahmeregel, wonach Clubs ihre Spieler bei drohenden Quarantänen nicht abstellen mussten. Diese Ausnahme entfällt nun jedoch, was vor allem die englischen Clubs stört. Die Verantwortung schob Infantino aber an den britischen Premierminister Boris Johnson weiter.

Sport Themen der Woche KW32 Mandatory Credit: Photo by Dave Winter/Shutterstock 12272768d Lionel Messi of PSG and Neymar Jr of PSG Paris Saint Germain Training, Ligue 1, Football, Camp des Loges, Paris, France - 13 August 2021 EDITORIAL USE ONLY No use with unauthorised audio, video, data, fixture lists, club/league logos or live services. Online in-match use limited to 120 images, no video emulation. No use in betting, games or single club/league/player publications. Paris Saint Germain Training, Ligue 1, Football, Camp des Loges, Paris, France - 13 August 2021 EDITORIAL USE ONLY No use with unauthorised audio, video, data, fixture lists, club/league logos or live services. Online in-match use limited to 120 images, no video emulation. No use in betting, games or single club/league/player publications. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTXHUNxGRExMLTxCYPxROMxBULxUAExKSAxONLY Copyright: xDavexWinter/Shutterstockx 12272768d
Lionel Messi und Neymar bei PSG.
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Auch DFL äußert Kritik – und bleibt im Austausch mit Clubs

Für die Bundesliga ist die Lage weniger dramatisch, da ohnehin nur eine Handvoll Südamerika-Legionäre infrage kommt. Dazu entfällt die Quarantäne-Pflicht in Deutschland bei Einreise aus Hochrisikogebieten für Geimpfte und Genesene. Dennoch befindet sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) im engen Austausch mit den betroffenen Clubs - und übte ebenfalls Kritik am Vorgehen der FIFA.

"Entscheidungen in Bezug auf Abstellungsperioden müssen den Interessen der Clubs als Arbeitgeber der Spieler und den Interessen der nationalen Ligen Rechnung tragen", teilte die DFL auf Anfrage mit: "Eine Verlängerung der Abstellungsperiode um zwei Tage sowie eine Abstellungsverpflichtung trotz Quarantäne-Pflichten tun dies nicht." (ana/sid)