Mehr WM-Turniere - neue Regeln
Die nächste Fußball-Revolution des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino

Weltmeisterschaften alle zwei Jahre, eine Umkehr der Abseitsregel und mehr Globalisierung – Gianni Infantinos Pläne für die Zukunft des Weltfußballs sind nichts weniger als eine Revolution. Zur Eröffnung des 71. Kongress’ des Fußball-Weltverbandes (FIFA) skizzierte dessen Präsident sein Reform-Programm – Kontroversen und Widerstand scheinen vorprogrammiert.
Nächster kleiner Schritt auf Infantinos großer Mission
Spektakulärster Vorschlag: Weltmeisterschaften bei Frauen und Männern nicht mehr nur alle vier, sondern alle zwei Jahre. Einer entsprechenden Machbarkeitsstudien stimmten 166 der 209 Mitgliedsverbände bereits zu. Nur 22 Mitgliedsnationen votierten gegen den Antrag des Infantino durchaus nahestehenden saudi-arabischen Verbandes.
Der nächste kleine Schritt auf Infantions großer Mission ist getan: Größere und mehr Wettbewerbe unter dem Dach der FIFA – und damit natürlich auch die Generierung weiterer Einnahmen für den Weltverband. Unter dem Schweizer wurde bereits die Aufstockung des Männer-Turniers von 32 auf 48 Teilnehmer beschlossen. Premiere feiert das neue Format im Jahr 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.
Kompletter internationaler Spielkalender auf dem Prüfstand
„Wir müssen offen in diese Studien gehen“, sagte Infantino. Sogleich stellte er aber auch die Vorzüge der Idee heraus: Es gehe vor allem darum, Nationalmannschaften "öfter die Chance auf Titel zu ermöglichen". Zugleich betonte er, der Fußball sei noch nicht global genug. Er sehe ein großes Ungleichgewicht, die größten Ressourcen seien auf ein paar wenige Clubs verteilt.
Namen nannte Infantino zwar nicht. Doch wer gemeint war, ist klar: Die europäischen Clubs, die mit ihren Wettbewerben auf der ganzen Welt verdienen, die Einnahmen aber nur in Europa ausschütten. Das existierende Modell des Fußballs sei "nicht perfekt", kritisierte der 51-Jährige. Es müsse über generelle Veränderungen im internationalen Spielkalender nachgedacht werden. "Wir haben ein weißes Blatt Papier und sind offen für alle Ansichten und Meinungen.“
Neue Abseitsregel wird bereits in zwei Ländern getestet
Gleiches gilt auch für die Abseitsregel. Diese sei „etwas, das wir uns anschauen müssen“. Tatsächlich steht sie schon länger auf dem Prüfstand. „Wir testen eine mögliche neue Regel“, verriet Infantino und betonte: "Man sollte kein Tor aberkennen, weil die Nase im Abseits ist.“ Kernpunkt: Eine Umkehr der Festlegung, wann ein Angreifer wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen wird.
Demnach soll sich ein Spieler nicht mehr im Abseits befinden, wenn sich noch ein Körperteil vor der Torerzielung auf gleicher Höhe mit dem vorletzten Spieler der gegnerischen Mannschaft befindet. Tests werden derzeit in den USA und China durchgeführt.
Nur der DFB scheint Infantino Sorgen zu bereiten
Neben seinen revolutionären Ideen präsentierte sich der FIFA-Präsident selbst bester Laune. Die Kritik an verschiedenen Fronten ließ Infantino teflonartig abperlen. Die Vorwürfe in Sachen Super League - die FIFA sei an Gesprächen mit den Super-League-Gründern beteiligt gewesen - und erneute Einwände zur WM in Katar wiegelte er lächelnd ab.
Nur eine Sache bereitet ihm offenbar Sorgen: Die Geschehnisse im Deutschen Fußball-Bund (DFB) - größter Nationalverband der FIFA. „Natürlich verfolgen wir, was in Deutschland passiert, natürlich sind wir nicht glücklich darüber“, sagte Infantino auf den Rücktritt von Fritz Keller als DFB-Präsident angesprochen. Die FIFA brauche „einen starken DFB-Präsidenten“, sagte Infantino – und ergänzte umgehend: „Vielleicht, wieso nicht, eine DFB-Präsidentin, das wäre vielleicht auch mal eine Idee.“
dpa/SID/Red (ww)