Letzte Frau 1976 bei Grand Prix dabei

Fährt diese Britin bald in der Formel 1? Jamie Chadwick will sich in der Männer-Welt durchsetzen

FILE PHOTO: Formula One F1 - British Grand Prix - Silverstone Circuit, Silverstone, Britain - July 2, 2022 Jenner Racing's Jamie Chadwick celebrates after winning the W Series race REUTERS/Molly Darlington/File Photo
Jamie Chadwick will in der Formel 1 fahren. (Archivbild)
/FW1F/Kenneth Ferris, REUTERS, MOLLY DARLINGTON

Sie will sich endlich beweisen! Jamie Chadwick gilt als schnellste Frau im internationalen Rennsport. Doch die 24 Jahre alte Britin darf noch nicht in der von Männern dominierten Königsklasse, der Formel 1, ran. Dagegen wehrt sie sich, kämpft dabei aber gegen viele fest verankerte Vorurteile an. Doch wie stehen ihre Formel-1-Chancen?

Erfolge sprechen für Chadwick

Chadwick hat Benzin im Blut. Das bewies die zweifache Meisterin der W-Series schon mehrfach. Auch in diesem Jahr lag sie in der Fahrerwertung auf Platz eins, als die Saison der Rennserie für Frauen wegen finanzieller Probleme vorzeitig beendet werden musste. Schon längst sind große Namen auf die junge Britin aufmerksam geworden: Seit 2019 ist sie Teil der Williams-Akademie, 2023 startet Chadwick in der Indy NXT, der Nachwuchsserie der IndyCar-Meisterschaft in den USA. Ein großer Schritt nach vorne für die Britin, die schon lange als heißeste Anwärterin auf ein Formel-1-Cockpit gilt. Doch warum klappt es in der Königsklasse noch nicht?

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Nach wie vor finden Frauen einfach keinen Platz in der Formel 1, wie Chadwick in ihrem Beitrag für „The Player’s Tribune“ moniert. „Einige Dinge sind für Männer und Frauen in diesem Sport anders“, sagt sie. Obwohl Männer und Frauen unterschiedlich seien, spiele das bei Rennen keine Rolle. Ach Frauen könnten erfolgreiche Fahrer auf Elite-Niveau sein. „Es gibt keinen Grund, warum eine Frau im Motorsport nicht so erfolgreich sein kann wie ein Mann.“

Für Frauen ist es im Rennsport sehr schwer

Doch im Rennsport gibt es etliche Vorurteile und Festlegungen, die es Frauen schwer machen. Ein Beispiel: „Wenn Sie sich beispielsweise einen Rennwagen von der Formel 1 ansehen, sind sie alle für den durchschnittlichen Mann ausgelegt – von den Abmessungen des Cockpits über den Sitz bis hin zur Größe der Bremspedale. (...) Ich habe kleine Füße, also versuche ich von Anfang an, mich anzupassen und zu kompensieren.“ Auch die ersten Rennanzüge der W-Series hätten am Anfang schlicht nicht gut gepasst. Erst nachdem alle 20 Fahrerinnen ihre Anzüge an den Hersteller Puma zurückgeschickt hätten, hätte es maßgeschneiderte Versionen gegeben.

Chadwick hat dafür sogar Verständnis: „Wenn Sie ein Hersteller sind, der Autos oder Bausätze herstellt und Ihre Produkte an einen Markt verkauft, der zu 99 Prozent männlich ist, werden Sie sich natürlich nicht darauf konzentrieren, Dinge für Frauen zu entwerfen.“ Doch das birgt trotzdem Probleme: „Aber es ist schwer, sich als Frau inspirieren zu lassen, wenn man sich nicht repräsentiert oder bedient sieht.“

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Muss Chadwick noch bis 2027 warten?

Chadwick will es unbedingt in die Formel 1 schaffen – spätestens bis 2027, wie sie zuletzt mal verriet. Das hält auch Formel-1-Chef Stefano Domenicali für möglich. „Realistisch gesehen, glaube ich nicht, dass in den nächsten fünf Jahren eine Frau in die Formel 1 schafft“, sagte der Italiener letzte Saison beim GP in Belgien. „Da müsste schon so etwas wie ein Meteorit in die Erde einschlagen, damit das passiert.“

Für die Britin sind solche Wörter Ansporn! „Ich möchte die nächste Fahrerin in der Formel 1 sein“, sagt sie. „Um es klar zu sagen, ich mache mir keine Illusionen darüber, wie schwer es ist, aber ich glaube an mich.“ Es wäre auch echt an der Zeit: Es ist immer noch 46 Jahre her, dass die letzte Frau, Lella Lombardi, für einen Grand Prix am Start war. (jlu)