Darf ich dich wickeln, mein Kind?

Expertin: Eltern sollen Baby vor dem Wickeln um Einverständnis bitten

Mother with baby isolated on white
Diese beiden haben Spaß beim Wickeln. Ob die Mutter ihren Nachwuchs aber vorher um Erlaubnis gefragt hat?
Tatyana Gladskih - Fotolia

Was Sexologin Deanne Carson da empfiehlt, klingt schon echt absurd. Eltern sollen laut der Expertin ihre Babys nur mit Einverständnis die Windeln wechseln, sagt sie gegenüber dem australischen Nachrichtennetzwerk ABC. Was steckt hinter diesem merkwürdigen Gedanken?

Kein Einverständnis wegen Sprachbarrieren?

„Sehr geehrtes Kind, es riecht ein wenig streng aus Ihrer Nähe. Hiermit bitte ich darum, dies ändern zu dürfen, indem ich Sie sauber mache und ich Ihnen eine neue, frische Windel anziehe. Ist das gestattet?“

So oder so ähnlich könnte es sich anhören, wenn Eltern ihre Kinder um deren Einverständnis bitten würden. Das ist natürlich Quatsch, denn eine richtige Antwort ist wohl kaum zu erwarten. Schließlich können Babys bekanntermaßen noch nicht sprechen und erstrecht keine Einverständniserklärung unterschreiben. Hinter der Idee der Sexologin Deanne Carson steckt natürlich eine andere Form von Kommunikation.

Augenkontakt zwischen Eltern und Kind

Eltern sollen vor dem Wickeln den Augenkontakt zu ihrem Baby halten und so deutlich machen, dass eine Reaktion erwünscht ist und auch beachtet wird. Damit gebe man dem Kind schon früh wichtige Werte mit. Es gehe um Respekt vor dem Körper des Kinder und die freie Entscheidung darüber, wer ihn berühren darf. Und irgendwie geht es dabei auch um die Erziehung – nicht etwa die des Kindes, sondern die der Eltern. Sie lernen so nämlich auch Grenzen im Umgang mit den Kindern kennen.

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Geteilte Meinungen auf Social Media

„Wenn mein Kind also nein sagt, lasse ich es einfach den ganzen Tag eine schmutzige Windel tragen?“ ist ein Kommentar in den sozialen Medien. „Das hat Potenzial, das Dümmste zu sein, was jemals gesagt wurde“, meint ein anderer User. Wiederrum andere verstehen den Gedanken und halten die Idee für sinnvoll.

Nachfragen besser als Fordern

Die Aussage der Sexologin lässt sich auch auf andere Dinge übertragen, wie zum Beispiel das Umarmen. Auch hier entscheidet ja jeder Mensch selbst, wer ihn umarmen darf. Babys können sich da allerdings nicht wirklich gegen wehren, außer zu schreien oder zu weinen. Aber sind wir mal ehrlich? Nimmt man es dann nicht sogar noch eher in den Arm? Nicht nur für Babys, sondern für Kinder allgemein, sollte man laut Elterntrainerin Julie Romanowski immer im Hinterkopf haben:

„Ein Kind um eine Umarmung zu bitten, anstatt auf einer zu bestehen, ist eine Form des Respekts für diese Person - unabhängig vom Alter, ob groß oder klein. Es ist die richtige Etikette und die größte Form des Respekts für ihre Rechte auf ihren Körper und ihr Leben.“

Das sagte sie gegenüber der Onlinezeitung Globalnews und pflichtet Deanne Carson damit bei. Hinter der plakativen Forderung steckt also durchaus ein wichtiger Erziehungstipp. Aber am Ende sind es ja ohnehin meistens die Eltern, die am besten wissen, wie sie mit ihrem Kind richtig kommunizieren und dabei sogar lernen, es zu verstehen.