Mäuse, Menschenaffen, Pelztierzucht

Experten warnen: Wir sind ein Corona-Risiko für Tiere!

ACHTUNG: Sperrfrist 1. Juli 1900 - ARCHIV - Eine östliche Hausmaus (musculus musculus) sitzt am 19.07.2011 auf einer Hand im Labor des Max-Planck-Instituts in Plön. Wissenschaftler haben das Erinnerungsvermögen älterer Mäuse mit Hilfe eines Eiweißes (Proteins) verbessert. Die Tiere konnten sich anschließend ebenso gut erinnern wie ihre jüngeren Artgenossen. Foto: Bodo Marks dpa (zu dpa: "Forscher finden Gedächtnis-Eiweiß")  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Im Labor konnten Mäuse mit einigen der neuen, als besorgniserregend eingestuften Varianten infiziert werden.

Tiere und das Corona-Risiko. Die Sorge der Wissenschaft gilt nicht nur menschlichen Patienten, sondern auch solchen aus dem Tierreich. Drohen wir Menschen gefährdete Arten anzustecken? Verbreitet sich das Virus unbemerkt schon unter Mäusen? Kann es in Tieren mutieren und später in veränderter Form wieder dem Menschen gefährlich werden?

Experten mahnen zur Vorsicht

Spätestens nach der Tötung von Millionen Nerzen aus der dänischen Pelztierzucht 2020 ist klar: Abwegig ist ein solches Szenario nicht. Experten mahnen dringend Vorsichtsmaßnahmen an.

„Leider respektiert dieses Virus Barrieren zwischen Arten nicht so gut wie die meisten anderen Krankheitserreger“, sagte der Mikrobiologe und Veterinärmediziner Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Er ist in Ermittlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Corona-Ausbruch in China eingebunden.

Wie der Wissenschaftler sagt, können sich mit den klassischen viralen Atemwegserkrankungen in der Regel höchstens engste Verwandte des Menschen im Tierreich anstecken, etwa Gorillas und Schimpansen. Bei Sars-CoV-2 hingegen seien bereits Übertragungen auf Nerze, Katzen und weitere Tierarten nachgewiesen. Das Spektrum an empfänglichen Arten sei damit größer als gewohnt. Und es verbreitert sich offenbar noch weiter: Im Labor konnten Mäuse mit einigen der neuen, als besorgniserregend eingestuften Varianten infiziert werden.

Menschen sind Gefahr für bedrohte Wildtiere

Trotz dieser Erkenntnisse und trotz Überlegungen zum Aufbau eines stichprobenartigen Wildtiermonitorings in der EU gilt es als sehr unwahrscheinlich, dass bei Wildtieren in Deutschland Ansteckungsketten laufen. Es wird nach Auskunft des Präsidenten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter, jedoch bislang nicht gezielt untersucht, auch mangels Anhaltspunkten. Eine heimische Art wie der Marderhund etwa sei zwar für das Virus empfänglich. „Ich sehe aber zumindest im Moment nicht die Gefahr, dass sich dort ein Reservoir bildet, das dann gefährlich für den Menschen sein kann.“

Fabian Leendertz' Befürchtungen beziehen sich eher auf die Tropen, und weniger auf unsere Breiten: Dort sei die Gefahr des Entstehens neuer Reservoire wesentlich wahrscheinlicher, weil es mehr und engere Mensch-Tier-Kontakte gebe. Der Zoonosen-Experte warnt vor den Folgen von Ansteckungen für Tiere: „Wir Menschen müssen auch bedenken, dass wir eine Gefahr für ein bedrohtes Wildtier darstellen können. Wir sollten versuchen, möglichst wenig Arten zu infizieren.“

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Experten geben Entwarnung für Haustiere

Die Sorge gilt zum Beispiel den Menschenaffen. „So eine garantiert empfängliche Spezies kann für das Virus die Eintrittspforte in den Urwald sein“, sagte Leendertz. Verendet ein infiziertes Tier und frisst zum Beispiel ein Leopard vom Aas, könnte sich die Kette der Ansteckungen fortsetzen. Dass Corona für solche Tiere nicht harmlos ist, zeigen unter anderem Zoos, in denen etwa Löwen daran starben.

Auch Zoos in Deutschland sind wachsam. Im Berliner Zoo zum Beispiel gelten seit 2020 insbesondere bei Raubtieren und Primaten Hygiene- und Verhaltensregeln. Wenn möglich komme es nicht zu direktem Kontakt zwischen Pflegerinnen und Pflegern und Tieren, zudem herrsche Maskenpflicht in Anlagen und bei der Futter-Zubereitung, hieß es.

Entwarnung geben Fachleute in Hinblick auf Haustiere. Zwar zeigen Untersuchungen, dass sich vor allem Katzen recht oft bei ihren Haltern mit Corona anstecken. Aber sie erkranken nicht schwer und sind für das Virus, auch mangels Kontakten zu einer großen Zahl anderer Tiere, wohl eher eine Sackgasse: „Es ist eindeutig, dass diese Tiere den Erreger vom Menschen aufschnappen und weiter offenbar epidemiologisch keine Bedeutung haben“, sagte Mettenleiter. (dpa/jar)