Preise gehen endlich runter
Experten sehen echte Trendwende bei Inflation: Teuerung liegt im Mai bei 6,1 Prozent

Ist das endlich die Trendwende bei den Preisen? Die Inflation in Deutschland hat sich im Mai deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise lagen um 6,1 Prozent über dem Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.
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Deutschlandticket und Energie drücken Preise nach unten
Die deutsche Inflationsrate ist im Mai wegen sinkender Benzinpreise und der Einführung des 49-Euro-Tickets auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallen. Die Verbraucherpreise lagen im Schnitt 6,1 über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte.
Das ist der niedrigste Wert seit März 2022. Im April lag die Teuerungsrate noch bei 7,2 Prozent.
Für Entspannung sorgte die Entwicklung der Energiepreise: Diese stiegen nur noch um durchschnittlich 2,6 (April: +6,8) Prozent, wobei das Tanken in vielen Bundesländern sogar billiger wurde. Auch das zu Monatsbeginn eingeführte 49-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr dämpfte die Inflation, sinken dadurch doch die Beförderungskosten für die bereits mehr als zehn Millionen Käufer.
Nahrungsmittel verteuerten sich zwar mit 14,9 Prozent erneut deutlich, allerdings nicht mehr so stark wie im April mit 17,2 Prozent. Dienstleistungen kosteten im Schnitt 4,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (April: +4,7 Prozent).
Chefvolkswirt: "Erste Anzeichen einer echten Trendwende"
Die Zahlen "legen den Schluss nahe, dass der Preisdruck auf breiter Front abnimmt", sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank. "Hier hat der Staat mit dem Deutschlandticket nachgeholfen."
Das Ticket für 49 Euro im Monat wurde im Mai eingeführt, was zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen die Preise für die kombinierte Personenbeförderung um 28,5 Prozent zum Vorjahresmonat drückte. Dadurch habe auch die unter besonderer Beobachtung stehende Kernrate - bei der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden - von 5,5 auf 5,0 Prozent nachgegeben. "Hier sehen wir also erste Anzeichen einer echten Trendwende", sagte Schmieding.
Preise bleiben in einigen Bereichen noch hoch
In einigen Bereichen bleibt der Preisdruck allerdings hoch. Pauschalreisen etwa verteuerten sich in Bayern und Sachsen um jeweils 13,6 Prozent. "Es zeigt sich, dass die Deutschen nach der Pandemie trotz knapper Kassen das Leben wieder genießen und richtig Urlaub machen möchten", sagte Schmieding. „Das erleichtert es den Anbietern, in diesen Bereichen höhere Kosten auf die Verbraucher zu überwälzen."
Wie sich die Inflation künftig entwickelt, ist offen. "In den kommenden Monaten wird es dann komplizierter", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Denn dann bekommen wir Basiseffekte vom 9-Euro-Ticket und Tankrabatt, wodurch der Inflationsdruck wieder zunimmt." Beides wurde von der Bundsregeierung für Juni, Juli und August 2022 eingeführt, um die Bürger zu entlasten. Gleichzeitig seien die Gaspreise extrem niedrig, während der Preisdruck in der Industrie erheblich nachlasse.
"Allerdings zeigt sich der Dienstleistungssektor noch sehr inflationsfreudig", sagte der ING-Chefökonom. Daher könne sich die Teuerungsrate im Sommer noch einmal in Richtung sieben Prozent bewegen, ehe sie bis Winter auf gut vier Prozent fallen dürfte. (rts/aze)