"Er war zu Hause und konnte das fühlen" - So trauern die Eltern um Otto Warmbier
"Es ist unsere traurige Pflicht mitzuteilen, dass unser Sohn, Otto Warmbier, seine Reise nach Hause beendet hat". Mit diesen Worten beginnt die emotionale Stellungnahme von Cindy und Fred Warmbier, die um ihren Sohn trauern. Obwohl er bereits im Wachkoma lag als er in die USA zurückkehrte, sind sie sicher: Er hat gespürt, dass er wieder zuhause ist.
"Er hat seinen Frieden gefunden"
Die Eltern schreiben: "Als Otto am 13. Juni nach Cincinnati zurückkam, konnte er nicht sprechen, nicht sehen und nicht auf Ansprache reagieren. Es wirkte, als sei er verängstigt, fast schon schmerzgeplagt. Auch wenn wir seine Stimme nie wieder hören konnten, haben sich seine Gesichtszüge innerhalb eines Tages entspannt - er hatte seinen Frieden gefunden. Er war zu Hause und wir glauben, dass er das fühlen konnte".
Der 22-Jährige starb in der Uni-Klinik von Cincinnati - nur wenige Tage nachdem er nach intensiven diplomatischen Bemühungen in die USA zurückgebracht wurde. Nach Darstellung von Ärzten hatte er schwere Hirnschäden erlitten. Woher sie stammen ist bisher nicht geklärt. Cindy und Fred sind sich allerdings sicher, dass Nordkorea dafür verantwortlich ist. "Leider ließen die grauenvollen Misshandlungen, die unser Sohn durch das nordkoreanische Regime erleben musste, kein anderes Schicksal zu, als das traurige, das wir heute erleben mussten“, heißt es in ihrer Stellungnahme.
Trotz ihres Schmerzes und der Wut, die sie empfinden, wollen sie nach vorne schauen. "Es wäre einfach, sich jetzt auf das zu konzentrieren, was wir verloren haben: Die Zeit, die wir nicht mehr mit diesem herzlichen, bezaubernden und großartigen jungen Mann verbringen können, dessen Neugierde und Begeisterung für das Leben keine Grenzen kannten. Aber wir haben uns entschieden, an die Zeit zu denken, die wir mit dieser außergewöhnlichen Person verbringen durften".
Drei weitere Amerikaner in Nordkorea in Gewahrsam

Warmbier war im Januar 2016 festgenommen worden. Er war zu 15 Jahren Schwerstarbeit verurteilt worden, weil er nordkoreanischen Medien zufolge versucht haben soll, ein
Propaganda-Banner zu stehlen. Der 22-Jährige fiel nach Angaben seiner Familie kurz nach seiner Verurteilung im März ins Koma.
US-Präsident Donald Trump sprach den Angehörigen sein Beileid aus und nannte die kommunistische Führung in Pjöngjang ein brutales Regime ohne Respekt für die elementaren Regeln des menschlichen Anstands. Zuletzt befanden sich nach Angaben von US-Außenminister Rex Tillerson noch drei weitere Amerikaner in Nordkorea in Gewahrsam. Über ihre Lage würden mit der Regierung in Pjöngjang Gespräche geführt, hatte Tillerson bei der Freilassung Warmbiers erklärt. Weil Nordkorea trotz verschärfter UN-Sanktionen weiter an seinem Atom- und Raketenprogramm festhält, wuchsen die Spannungen zwischen beiden Ländern zuletzt.
"Nordkorea ist das größte Freiluft-Gefängnis der Welt"
Die Menschenrechtsorganisation 'Human Rights Watch' hat härtere Sanktionen gegen das Land gefordert. "Man muss scharfe Sanktionen über das jetzige Maß hinaus erlassen. Nicht wegen der Atomraketen-Tests, sondern wegen der Menschenrechtslage. Nordkorea ist das größte Freiluft-Gefängnis der Welt", sagte HRW-Deutschland-Direktor Wenzel Michalski dem 'Bayerischen Rundfunk'.
"Wenn Nordkorea eine Rakete startet, gibt es sofort irgendwelche Sanktionen. Aber kluge Sanktionen wegen der Menschenrechtslage gibt es nicht. Aber die brauchen wir jetzt", sagte Michalski. Konkret müssten jeder Handel mit Nordkorea gestoppt, die Reisefreiheit von Regime-Größen aufgehoben und die Devisenkonten des Landes gesperrt werden. Und: "Besonders muss das Ausleihen von nordkoreanischen Zwangsarbeitern auf europäische Baustellen aufhören", so Michalski.