Diese Provokation stinkt gewaltig
Mit Windeln, Kippen und Gülle: Nordkorea schickt Ekel-Ballons nach Seoul

Was soll denn der Dreck?
Um sich gegen Propaganda-Flugblätter aus Südkorea zu wehren, schickt Pjöngjang Ballons mit Abfall über die Grenze. Sie enthalten Gülle, Zigarettenkippen, Kleidungsfetzen, alte Batterien und sogar Windeln: Nordkorea hat in den vergangenen Tagen Hunderte Ballons mit Müll nach Südkorea geschickt.
Altmodische Provokation aus Zeiten des Kalten Krieges

Die altmodische Provokation stammt noch aus Zeiten des Kalten Krieges und wurde seit Jahren kaum mehr angewandt. Seit vergangenem Dienstag sind etwa 260 große Ballons aus Nordkorea in Südkorea entdeckt worden. Untersuchungen des südkoreanischen Militärs zufolge enthielt der an den Ballons befestigte Müll keine gefährlichen Substanzen wie chemische, biologische oder radioaktive Materialien. Berichte über Schäden gab es nicht.
Anders als bei Vorfällen in der Vergangenheit wurden in dieser Woche keine Flugblätter sichergestellt. Ballons mit Propagandaschriften und anderen Gegenständen gehören zu den meistverbreiteten Formen psychologischer Kriegsführung, die Nord- und Südkorea im Kalten Krieg gegeneinander einsetzten. Andere Methoden sind der Einsatz von Lautsprechern in brüllender Lautstärke, Propagandasendungen im Radio sowie das Aufstellen von riesigen elektronischen Werbetafeln und Schildern an der Grenze.
Teil einer Serie nordkoreanischer Provokationen
In den vergangenen Jahren hatten sich beide Seiten verständigt, auf solche Maßnahmen zu verzichten. In angespannten Situationen griffen sie aber gelegentlich dennoch darauf zurück.
Die Ballon-Aktionen gehören zu einer Serie von Provokationen in jüngster Zeit, darunter der gescheiterte Start eines Spionagesatelliten und der Test von etwa zehn mutmaßlichen Kurzstreckenraketen vor wenigen Tagen.
Beobachter vermuten, dass Nordkorea erreichen möchte, dass die Regierung in Seoul gegen die Flugblatt-Aktionen südkoreanischer Zivilpersonen vorgeht. Das Regime reagiert extrem empfindlich auf Flugblätter, die Aktivistinnen und Aktivisten aus dem Süden immer wieder über die Grenze schicken. Grund: Die Schriften enthalten Informationen über die Außenwelt und Kritik an der autoritären Herrschaft der Kim-Dynastie. Die meisten der 26 Millionen Menschen in Nordkorea haben nur wenig Zugang zu Nachrichten aus dem Ausland. (uvo; ap)