Sabine Werth: "Es wird viel Angst geben"

Energietalk bei Anne Will – Mitgründerin der ersten Tafel in Deutschland

Sabine Werth, bei Anne Will 2022-10-02, Deutschland, Berlin. Sabine Werth, Gründerin und Vorsitzende Berliner Tafel e.V., zu Gast bei Anne Will im Ersten Deutschen Fernsehen. Thema der ARD-Politiktalkrunde: Milliardenschwerer Doppel-Wumms gegen die Krise - Muss sich jetzt niemand mehr sorgen *** Sabine Werth, on Anne Will 2022 10 02, Germany, Berlin Sabine Werth, founder and chairwoman of Berliner Tafel e V , is a guest on Anne Will on German televisions first channel, the ARD Politiktalkrunde, on the subject of the billion-dollar double whammy against the crisis Does no one need to worry anymore now
Sabine Werth, bei Anne Will 2022-10-02, Deutschland, Berlin. Sabine Werth, Gründerin und Vorsitzende Berliner Tafel e.V.
www.imago-images.de, IMAGO/Jürgen Heinrich, IMAGO/Jürgen Heinrich
von Marko Schlichting

Die Mitgründerin der ersten Tafel in Deutschland, Sabine Werth, ist skeptisch. In der ARD-Talkshow Anne Will berichtet sie über die Angst vieler Tafel-Gäste, trotz der versprochenen Energiepreisbremse finanziell nicht durch den Winter zu kommen.

Sabine Werth gründete die Gruppe "Berliner Frauen e.V."

1993 gründete Sabine Werth mit ihrer Initiativgruppe "Berliner Frauen e.V." die erste Tafel in Deutschland. Mittlerweile gibt es bundesweit 960 Tafeln mit etwa 2.000 Ausgabestellen. Den Gründerinnen war klar: Sie können die Armut in Deutschland nicht bekämpfen. Aber sie können helfen, sie zu lindern. Deswegen unterstützen sie Menschen, die wenig Geld haben, mit Lebensmitteln. Doch die Tafeln leiden unter zwei Problemen: In den letzten neun Monaten hat sich die Zahl der Hilfesuchenden verdoppelt, gleichzeitig gibt es immer weniger Lebensmittelspenden.

Die Energiekrise macht den Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind, Angst

Viele Menschen, die die Tafeln nutzen müssen, sind verzweifelt. Es kämen immer mehr Gäste, die nie damit gerechnet hätten, ihre Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, sagt Werth. Sie ist am Sonntagabend zu Gast in der ARD-Talkshow "Anne Will". Dort reden die Gäste einmal mehr über die aktuelle Energiekrise und darüber, ob die Strom- und Gaspreisbremse, die Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag angekündigt hatte, tatsächlich bei den Verbrauchern ankommt. Viele Gäste von Sabine Werth und ihren ehrenamtlichen Helfern "wissen nicht, was noch kommt", sagt sie. Immer mehr Menschen brauchten ihre Hilfe, weil sie zu wenig verdienen und nun sparen müssen, um durch den Winter zu kommen. Oft seien dies Kleinunternehmer, die schließen mussten. "Die Leute wissen nicht, wie sie das in den nächsten Monaten hinkriegen sollen. Es wird viel Angst geben", prognostiziert Werth.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Wann wird Wohngeld ausgezahlt?

Was den am vergangenen Donnerstag von Bundeskanzler Scholz angekündigten "Doppel-Wumms" angeht, sagt sie: "Es gibt bestimmte Menschen, die bei bestimmten Versprechen Hoffnungen entwickeln können. Es gibt aber bestimmt auch viele, die lieber erstmal abwarten wollen." Problematisch sei zum Beispiel das Wohngeld, das zum 1. Januar erweitert werden soll. Etwa 1,4 Millionen neuer Wohngeldempfänger könnten dazukommen. Doch unklar sei, woher das Personal kommen solle, das die entsprechenden Anträge bearbeitet. Werth fragt sich, wann das Wohngeld ausgezahlt werde.

"Der Unmut wird größer"

Sabine Werth sieht aber noch ein weiteres Problem. Sie beobachtet, dass die Solidarität ihrer Gäste mit den Flüchtlingen aus der Ukraine nachlässt. "Die Leute haben das Gefühl, sie würden mehr Lebensmittel bekommen, wenn die Flüchtlinge nicht da wären. Der Unmut wird größer", so Werth. Sie kritisiert die ersten Entlastungspakete: die seien nicht zielgerichtet genug gewesen. "Wir müssen zielgerichtete Pakete schnüren, und da ist die Politik sehr gefordert", verlangt sie

Das sieht SPD-Generalsekretär Kühnert genauso. Im Moment geht es ihm jedoch darum, die aktuellen Maßnahmen so bald wie möglich umzusetzen. "Sie werden für die Bevölkerung sehr schnell spürbar sein", verspricht er.