Keine Strafe für das Eislauf-Wunderkind
Empörung im Doping-Fall Walijewa: Russische Anti-Doping-Agentur mit Skandal-Entscheidung

Nächste Posse um das Eislauf-Wunderkind! Der Fall der russischen Eiskunstlauf-Prinzessin Kamila Walijewa (16) ist auf dem besten Weg, zur unendlichen Geschichte zu werden. Nach langem Zögern hat ein Tribunal der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA endlich ihr Urteil im Fall der Europameisterin gefällt: Man verzichtet nach dem positiven Test vor den Olympischen Winterspielen in Peking auf eine Strafe.
RUSADA sieht keine Schuld bei Walijewa
Auch fast ein Jahr nach Olympia bleibt damit die Wertung im Teamwettbewerb mit einem Sternchen versehen. Und Teile der Sportwelt sind fassungslos. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ist „besorgt“ und droht mit weiteren juristischen Schritten, Amerikas Dopingjäger Nummer eins kann die „eigennützige Entscheidung“ der RUSADA „unmöglich akzeptieren“ – doch das Internationale Olympische Komitee (IOC) hüllte sich zunächst in Schweigen.
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Die WADA fordert nun die vollständige Urteilsbegründung an, um festzustellen, ob diese mit dem Welt-Anti-Doping-Code vereinbar ist. Andere haben ihr Urteil schon gefällt, wie etwa Hajo Seppelt. „Lächerlich - das passiert in nicht-demokratischen, intransparenten Sportstrukturen. (...) Der russische Sport scheint nicht in der Lage zu sein, glaubwürdige unabhängige Strukturen aufzubauen. Aber das IOC will russische Sportler in Paris“, schrieb der ARD-Dopingexperte bei Twitter.
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Auch für Travis Tygart, Chef der US-Agentur USADA, gibt es kein Vertun. Die WADA und der Eislauf-Weltverband ISU müssten „gegen diese Entscheidung Berufung einlegen, um die Glaubwürdigkeit des Anti-Doping-Systems und die Rechte aller Athleten zu wahren.“ Die Welt könne „diese eigennützige Entscheidung unmöglich akzeptieren. Die Gerechtigkeit verlangt eine vollständige, faire und öffentliche Anhörung außerhalb Russlands“, so Tygart weiter.
Einbruch in der Kür bei Peking-Spielen
Russland mit einer beeindruckenden Walijewa hatte im vergangen Februar zwar bei Olympia triumphiert – Medaillen wurden aber keine vergeben, weil während der Peking-Spiele eine Urinprobe Walijewas, durchgeführt bei den russischen Meisterschaften Mitte Dezember 2021, das verbotene Mittel Trimetazidin enthielt.
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Die Ad-hoc-Kommission des Internationalen Sportgerichtshofes CAS gestattete Walijewa in Peking dennoch die Teilnahme an der Einzelentscheidung wenige Tage darauf. Nach dem ersten Platz im Kurzprogramm brach das Ausnahmetalent unter dem Druck der Öffentlichkeit in der Kür zusammen und fiel auf Rang vier zurück. Seitdem herrscht eben Stillstand. In vielerlei Hinsicht. (jlu/sid)