Prozess um "Mord ohne Leiche"Damit sie ihn endlich beerdigen können - Eltern bieten 50.000 Euro für den Finder ihres toten Sohnes

Olaf C. steht gemeinsam mit Robert S. seit 40 Verhandlungstagen im Fall "Mord ohne Leiche" vor dem Landgericht Gießen.
Olaf C. steht gemeinsam mit Robert S. seit 40 Verhandlungstagen im Fall "Mord ohne Leiche" vor dem Landgericht Gießen.
RTL

Zwei Männer sind wegen Mordes angeklagt, aber noch immer fehlt die Leiche. Es ist ein sehr ungewöhnlicher Prozess vor dem Gießener Landgericht: Vor fast sechs Jahren verschwindet der damals 39-jährige Daniel Matysik aus Hanau. Die Ermittlungen führen zu den beiden Angeklagten, zwei Freunde des vermeintlichen Opfers. Die stehen nun seit über einem Jahr vor Gericht – und auch in dieser Zeit taucht die Leiche nicht auf. Jetzt haben sich die Eltern dazu entschieden, eine Belohnung für den Fund ihres toten Sohnes auszusetzen.

Fall Daniel Matysik: Entführt, getötet und entsorgt

Ihr Sohn soll von Mathe-Lehrer Olaf C. (45) und Software-Spezialist, Robert S. (41), im November 2016 entführt, in Hungen (Kreis Gießen) mit einer Schusswaffe getötet und seine Leiche dann fortgeschafft worden sein. Dass dies kaum zu verkraften ist für die Eltern von Daniel Matysik, steht außer Frage. Doch wäre es ein kleiner Trost, wenn sie ihren Sohn endlich beerdigen und verabschieden könnten. Seine Leiche ist - trotz umfangreicher Ermittlungen, die bis nach Bayern an den Starnberger See führten - nicht gefunden worden.

Strafverteidiger Alexander Hauer vertritt in der Nebenklage die Eltern von Daniel Matysik im Prozess "Mord ohne Leiche".
Strafverteidiger Alexander Hauer vertritt in der Nebenklage die Eltern von Daniel Matysik im Prozess "Mord ohne Leiche".
RTL

Eltern brauchen endlich einen Ort zum Trauern

Nach bereits 40 Verhandlungstagen gaben die Eltern am Dienstag durch ihren Anwalt bekannt: Sie zahlen dem Finder der Leiche oder demjenigen, der den entscheidenden Hinweis, der zum Fund der Leiche führt, 50.000 Euro. Damit sie endlich gebührend Abschied von ihrem Sohn Daniel nehmen und trauern können. „Das ist deren erste Triebfeder, sie wollen einen Ort zum Trauern haben. Daher haben sie sich dazu entschieden, diese Auslobung auszusprechen und vielleicht doch nochmal Hinweise zu bekommen“, erklärt der Anwalt der Nebenklage, Alexander Hauer, im RTL-Interview. Wer sachdienliche Hinweise hat, könne sich an den Anwalt der Familie wenden (Kanzlei Alexander Hauer, Postfach 110920, 35354 Gießen).

Laut Strafverteidiger Hauer habe die lange und nicht zufriedenstellende Beweisaufnahme die Eltern zu dem Schritt bewogen. (gmö)