Illegaler Werbe-Wahnsinn in Berlin
XXL-Plakat bedeckt gesamtes Wohnhaus: Mieter fühlen sich wie im Gefängnis

Verkehrte Welt in Berlin Neukölln: Während draußen die Sonne scheint, ist es drinnen dunkel. Nicht nur im Keller, sondern auch in Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer und auch im Bad. Und am Abend, wenn sich der Tag dem Ende neigt und es endlich ins Bett geht, dringt schrilles Scheinwerferlicht durch alle Zimmer. Was sich wie ein Scherz anhört, ist für die Mieter in der Sonnenallee 7 bittere Wahrheit. Denn ihr gesamtes Wohnhaus wurde vor einer Woche mit einem überdimensionalen XXL-Werbeplakat eingehüllt – und das ohne Genehmigung.
RTL-Reporterin wirft einen Blick in die Wohnungen: „Man fühlt sich eingesperrt“
Die Mieter in der Sonnenallee sind sauer. Sie haben das Gefühl, bei ihnen könne jeder machen, was er will. „Das ist hier kein Zustand“, beschwert sich Benjamin Reding. Auch sein italienischer Nachbar findet das alles gar nicht gut. „Das ist kriminell“, sagt er gegenüber RTL-Reporterin Marylin Müller, die sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation machen möchte.

Einer der Mieter lässt unsere Reporterin ins Wohnzimmer. „Schon als ich in die Wohnung hinein kam, hatte ich das Gefühl, dass es stockdunkel ist“, beschreibt die RTL-Reporterin die Lichtverhältnisse am frühen Nachmittag. Draußen scheint zu dem Zeitpunkt die Sonne, innen jedoch fühlt sie sich „wie in einem Käfig“. Müller weiter: „Man fühlt sich eingesperrt“. Denn das Plakat ist ziemlich blickdicht, rausschauen Fehlanzeige.
XXL-Werbeplakat vom Bezirksamt bisher nicht genehmigt
Wer Mietshäuser mit Werbepostern plakatieren will, braucht in Berlin zunächst eine Genehmigung vom Straßen- und Grünflächenamt des zuständigen Bezirks. Wie RTL von Pressesprecher Christian Berg erfährt, ist solch eine Anfrage für das XXL-Plakat in Neukölln zwar vor einem Monat eingegangen, allerdings wurde diese vom Bezirksamt noch nicht geprüft. Das dauert normalerweise sechs bis acht Wochen, so Berg. Die Werbefirma hat jetzt auf dem Postweg die Anweisung bekommen, das Plakat innerhalb von einer Woche zu entfernen. „Wenn das nicht erfolgt, setzen wir ein Zwangsgeld von 25.000 Euro fest“, erklärt Christian Berg.
Nach RTL-Anfrage: Werbeagentur entschuldigt sich bei Mietern

Die Werbefirma teilt RTL auf Anfrage mit, dass sie bereits veranlasst habe, das Plakat so schnell wie möglich entfernen zu lassen. „Der nächstmögliche Termin für die Entfernung wird derzeit mit den Verantwortlichen abgestimmt“, sagt Mats Jossten, PR-Manager und fügt hinzu: „Wir möchten uns bei den Bewohner:innen für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die durch das Plakat entstanden sind.“ Er erklärt auch, dass die Firma, die Werbefläche in einer bundesweiten Kampagne über seine Medienpartner gebucht habe. Diese habe behauptet, „dass die notwendigen Genehmigungen eingeholt wurden und dass diese Plakatfläche zur Verfügung steht, da das Gebäude renoviert wird.“ Dass das Amt die Genehmigung nie ausgestellt hat, wusste die Werbefirma nach eigenen Angaben nicht.
Immerhin: Das Scheinwerferlicht, welches am Abend und nachts das gesamte Haus anstrahlte, ist inzwischen ausgeschaltet. Jetzt muss nur noch das XXL-Plakat verschwinden und die Bewohner können sich dann hoffentlich wieder ganz frei fühlen.