Anne-Will-Talk zu Corona-Lockerungen
"Doc Caro": "Für mich fällt der Urlaub aus"

Die dritte Corona-Welle ist gebrochen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche nimmt ab. Die sogenannte Inzidenz liegt bundesweit wieder unter 100. Das weckt bei vielen Menschen die Hoffnung, dass ein Stück Normalität zurückkehrt. In einzelnen Bundesländern sind Urlauber wieder willkommen. Die Außengastronomie öffnet.
Andere sind noch zögerlich. Ist jetzt ein guter Zeitpunkt zu lockern? Beginnt jetzt die große Leichtigkeit oder der große Leichtsinn? Über diese Fragen spricht Moderatorin Anne Will am Sonntagabend mit ihren Gästen.
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Anne Will: Darüber wurde diskutiert:
Die Bedingungen für das Lockern von Maßnahmen sind günstig. Doch Öffnungen müssen mit gebotener Vorsicht geschehen. Das sagt sogar die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Ingrid Hartges. Sie ist dafür, dass die drei Gs (Geimpfte, Genesene und Getestete) wieder in Hotels übernachten und in Restaurants bewirtet werden dürfen. Das sieht FDP-Vize Wolfgang Kubicki auch so. Länger mit Öffnungsschritten zu warten als unbedingt notwendig, sei rechtswidrig.
Doch es gibt noch einige Unsicherheiten, gibt Medizinerin Carola Holzner, die auch als "Doc Caro" in den sozialen Netzwerken bekannt ist, zu bedenken. Es ist zum Beispiel noch nicht abzusehen, wie schnell sich die gefährliche indische Mutante in Deutschland ausbreitet. Es dürfe nicht derselbe Fehler wie an Ostern gemacht werden, als zu früh gelockert wurde und die Zahlen anschließend stiegen. Die Ärztin gehört im Talk zum „Team Vorsicht“ – und macht klar: Sommer-Urlaub mit Verreisen wird es bei ihr nicht geben. "Ich bleibe mit meinem Hintern zu Hause."
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Könnten in Deutschland bereits mehr Menschen geschützt sein? Wer trägt die Schuld am Impf-Desaster? Die Bundesregierung? Die EU? Die Hersteller? Oder die Bundesländer? Die Dokumentation geht den Verantwortlichkeiten auf den Grund. Auf TVNOW: „Zwischen Hoffnung und Tod“
Die Gäste und ihre wichtigsten Aussagen:

Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister von Hamburg:
"Das Wichtigste scheint mir zu sein, dass wir einen Sommer erleben, der wieder mindestens so ist, wie im letzten Jahr. Dass man wieder innerhalb Deutschlands reisen kann."
Wolfgang Kubicki (FDP), Bundestagsvizepräsident und stellvertretender Parteivorsitzender:
"Wenn wir zu dieser Kleinstaaterei zurückkehren, dann Gnade uns wirklich Gott."
Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes:
"Es gibt irgendwann einen Punkt, wo die Balance verloren geht, zwischen dem, was gesundheitspolitisch notwendig ist und was der Gesellschaft und der Wirtschaft noch zumutbar ist."
Dietmar Bartsch (Die Linke), Fraktionsvorsitzender im Bundestag:
"Niemand, glaube ich, ist in dem Land für Leichtsinn, selbst Herr Kubicki nicht und der ist schon mal sehr mutig. Aber für Leichtsinn wäre der auch nicht."
Carola Holzner, Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin: "Es ist noch nicht Zeit, jetzt alles fallen zu lassen, die Konfettikanonen zu zünden und zu sagen: Die Pandemie ist vorbei."
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Das Fazit:
Dank des Impffortschritts ist die Corona-Gefahr für viele Bürger bereits gebannt. Doch noch ist es ein langer Weg, bis alle, die wollen, geimpft sind. So lange können sich noch zahlreiche Menschen anstecken und schwer erkranken. Es ist also ein schmaler Grat zwischen Leichtigkeit und Leichtsinn, sagt Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher. Er und Carola Holzner plädieren deswegen für maximale Vorsicht.