Online-Behandlung trotz Ärztemangel
Digitales Gesundheitszentrum in Olpe
Es war der erste Termin für Anja Isabelle Falk im digitalen Gesundheitszentrum in Olpe. Sie war wegen einer Befundbesprechung vor Ort. Zuerst wurde sie aber von Avatar Charlie begrüßt.
Die Künstliche Intelligenz kann auch Fragen zum Ablauf beantworten. Der startet am Empfang: Dort gibt es ein Tablet, worüber die 36-Jährige einen Fragebogen ausfüllt. Danach startet im Behandlungszimmer die Videoschalte. Mit dem für Falk bislang unbekannten Doktor. Denn der ist mehr als 200 Kilometer entfernt. Ungewohnt für die Kinderheimleiterin: „So kleine Berührungsängste hatte ich schon. Ich finde das total erleichternd, dass ein Mensch vorne steht. Falls dann doch Fragen aufkommen oder die Technik haken sollte."
Trotzdem hat sich die 36-Jährige für das Online-Gespräch entschieden. Denn so kurzfristig hätte sie keinen Termin bei einem Spezialisten bekommen. Erst recht nicht in der Umgebung.
Notfall-Arzt ist immer vor Ort
Später nimmt Daniela Ortmann noch Blut ab. Die medizinische Fachangestellte impft auch, scannt die Gesundheitskarte und überträgt darauf den elektronischen Rezepten. Das unterscheidet das Zentrum von einem einfachen Video-Call mit dem Arzt von zuhause. Auch der 41-Jährigen nimmt das digitale Konzept Arbeit ab.
Neben dem Labor und sechs Behandlungsräumen, ist für Notfälle immer ein Arzt vor Ort. Das ist so vorgeschrieben. Stefan Spieren hat das Gesundheitszentrum vor knapp vier Wochen auch eröffnet. Es ist bislang das Einzige in Deutschland und gilt als Antwort auf den Ärztemangel. Viele werden in nächster Zeit noch in Rente gehen. Gleichzeitig werden die Menschen älter und sind mehr auf Mediziner angewiesen.
Nicht alle Behandlungen sind möglich
Möglich sind aber nur Behandlungen, die keine Berührung erfordern. Rund zehn Ärzte machen bislang mit. Gekostet hat die Umsetzung fast eine halbe Millionen Euro. Mehr als 100 Patienten wurden in Olpe schon digital behandelt. Klar ist aber auch, dass digitale Behandlungen mehr Risiken bedeuten. Das Video kann die Realität nicht so präzise abbilden. Die Nähe zum Arzt fehlt. Gesundheitsminister Laumann findet die Idee gut. Meint aber auch dass sie ihre Grenzen hat: "Ich glaube, wenn es darum geht, wenn ein Mensch untersucht werden muss, muss man ihn auch einfach körperlich haben. Man muss ihn anfassen, um eben auch zu einer sicheren Diagnose zu kommen."