Die Akte LehmannDie Skandale des Ex-Torwart-Helden

Jens Lehmann ist eine Torwart-Ikone. Auf dem Feld: ein brutal starker Rückhalt. Unvergessen sein Derby-Tor 1997 als Schalke-Keeper gegen Dortmund oder seine Leistung beim Sommermärchen 2006, als er im Viertelfinale gegen Argentinien zum Helden aufstieg. Doch Lehmann war auch schon als Spieler für seine Eskapaden bekannt. Aus Wut über seine vorzeitige Auswechslung beim FC Schalke 04 fährt er einst noch während des Spiels mit der S-Bahn nach Hause. Beim VfB Stuttgart schmeißt er den Schuh eines Gegenspieler aufs Tornetz, zieht einem Mitspieler das Stirnband vom Kopf und einem Fan während eines Streits die Brille von der Nase. Auch nach Karriereende wird es selten still um Lehmann. Im vergangenen Jahr beleidigt er den ehemaligen deutschen Nationalspieler Dennis Aogo rassistisch und fliegt trotz öffentlicher Bitte um Entschuldigung beim Bundesligisten Hertha BSC aus dem Aufsichtsrat. Nun berichtet die „Bild“ von einem neuen Eklat um den Ex-Nationalkeeper. Die größten Skandale der früheren deutschen Nummer eins in der Übersicht.
2022: Kettensägen-Attacke
Der Sommermärchen-Titan ist offenbar mit dem Bauprojekt seines Nachbarn am Starnberger See so unzufrieden, dass er zu drastischen Mitteln greift. Weil die neue Garage des Nachbarn seinen geschätzten Blick aufs Wasser versperren soll, greift er laut "Bild" zur Kettensäge und steigt aufs Dach des Rohbaus. Einige Dachbalken seien zerstört worden, heißt es weiter - und offenbar versucht Lehmann dabei auch, Spuren zu verwischen. Die „Bild“ schreibt, er soll zuvor die Kabel der Überwachungskamera durchtrennt haben. Mutmaßlich in der Hoffnung, deren Aufnahme zu stoppen und unerkannt bleiben zu können. Allerdings läuft die Kamera laut „Bild“ weiter, mit Batterie, und schickt dem Garagenbesitzer demnach recht eindeutige Bilder.
2021: Rassistische Aussagen über Dennis Aogo
Im Mai 2021 leistet sich Lehmann eine verbale Entgleisung gegen Ex-Nationalspieler Dennis Aogo. Per WhatApp nennt der Ex-Keeper den ehemaligen Nationalspieler und damaligen Sky-Experten Dennis Aogo einen „Quotenschwarzen“. Aogo macht die Nachricht von Lehmann in einer Instagram-Story öffentlich. In dem Screenshot ist Folgendes zu lesen: „Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“ Hinter der Nachricht steht ein lachender Smiley. Lehmann entschuldigte sich und sagte, er habe „überhaupt nicht so gemeint“ und sich „unglücklich ausgedrückt". Nach dem Skandal erklärte der Ex-Keeper, dass er sich mit seinem Verhalten auseinandergesetzt und viel über Diskriminierung gelernt hätte.
2020: Corona-Verharmloser
In den ersten Wochen und Monaten der Pandemie fällt Lehmann mit Aussagen zum Virus auf, die reichlich Verwunderung auslösen. So sagt er unter anderem, „dass wir sowohl von Politikern als auch von Virologen nicht so genau Bescheid bekommen, wie es sich eigentlich um das ganze Virus verhält". Was genau er damit meint, bleibt jedoch unbeantwortet. Viele User kommentieren online, dass Lehmann eher nach Verschwörungstheoretiker klingen würde als nach jemandem, der ernsthaft zu dieser Diskussion beitragen könnte. So auch Sportkommentator Frank Buschmann, der schrieb: "Dass Jens Lehmann unwidersprochen eigenartige Ansichten und Theorien äußern darf, halte ich für sehr gefährlich." Ein paar Wochen später, im Mai 2020 irritiert er erneut. Er hielt eine Infizierung von Fußballern für weitgehend unbedenklich. "Solange die Symptome nicht so schlimm sind, denke ich, müssen die Spieler damit zurechtkommen", sagt Lehmann, der selbst mit Sars-Cov-2 infiziert war, beim britischen TV-Sender beINSports. "Wir haben viele Spieler, die tatsächlich infiziert waren, und die meisten von ihnen zeigten nicht einmal Symptome. Ich denke also, für junge, gesunde Menschen mit einem starken Immunsystem ist das keine so große Sorge", ergänzt er.
2015: Gündogan spricht „sehr gut Deutsch“
Auch als TV-Experte hat der 52-Jährige bereits für reichlich Aufregung gesorgt. Nach einem Erfolg des DFB-Teams gegen Georgien befindet der Keeper zu Ilkay Gündogan, dass er „intelligent ist und ein super Deutsch“ spricht. Durchaus bemerkenswert: Gündogan wurde als Sohn türkischer Eltern in Gelsenkirchen geboren und aufgewachsen. Bis zu seinem Wechsel zu Manchester City lebte er ausnahmslos in Deutschland.
2014: Nach Outing - krude Aussagen über Outings und Hitzlsperger

Im Jahr 2014 sorgt Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger mit seinem Outing für Aufsehen. Aus der Branche erhält er viel Beifall und Lob. Die Aussagen von Lehmann aber lassen aufhorchen. Beide hatten von 2008 bis 2010 für den VfB Stuttgart gespielt. Auf die Frage, wie er als Spieler reagiert hätte, wenn er von der Homosexualität gewusst hätte, antwortet er: „Komisch, glaube ich. Man duscht jeden Tag zusammen, man hat Phasen, in denen es nicht so läuft. Aber Thomas Hitzlsperger ist ein Spieler, der erstens sehr intelligent ist, und zweitens von seiner Spielweise überhaupt nicht den Anlass gegeben hätte, dass da man hätte denken können, da ist irgendetwas. Man assoziiert ja mit Homosexuellen leider immer, dass sie etwas weicher sind. Bei ihm war das nicht so.“ Und weiter: „Ich weiß nicht, was ich gedacht hätte, wenn ich mit jemand zusammengespielt hätte, den ich tagtäglich gesehen hätte: beim Duschen, in Zweikämpfen. Niemand kann seine Gedanken kontrollieren."
Er sprach sich zudem generell gegen Outings im Fußball aus. "Es hat niemand etwas daran gewonnen. Fußball ist Männersache, da muss man nicht so viel nachdenken." Seine Begründung: Die Zuschauer in den Stadien könne man eben nicht kontrollieren.
2009: Banden-Pinkler
Kurioser Zwischenfall auf dem Platz: Mitten im Champions-League-Spiel des VfB Stuttgart gegen den rumänischen Club Unirea Urziceni hüpft Lehmann über die Bande, kniet ab und lässt es laufen. Kauz darauf eilt er ins leeerstehende Tor zurück. Lehmann bestätigte die Pinkel-Pause nie offiziell. Die Bilder sprechen aber eine deutliche Sprache, auch der damalige VfB-Sportvorstand Horst Heldt wird deutlich: „Das hat mich an die Tour de France erinnert. Das hat er ganz geschickt gemacht."