Studie legt Zusammenhang zwischen Wolfsvorkommen und Wählerstimmen nahe Die AfD und der böse Wolf: So versucht die AfD mit Angst vor dem Raubtier zu punkten
Des einen Freund, des andren Leid: auch in Deutschland siedeln sich immer mehr Wölfe an, das freut Artenschützer und Naturliebhaber. Landwirte indes sehen die Rückkehr der Raubtiere kritisch, besonders wenn sie Schafe halten und Wölfe in ihren Herden Beute reißen. Wer profitiert also von der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland? Eine Gruppe Wissenschaftler will jetzt Erstaunliches herausgefunden haben: die AfD! Die Partei gewinne in etlichen Gegenden, in denen Wölfe aktiv sind, Stimmen hinzu. Mehr dazu – in unserem Video!
"Verteilungskämpfe werden politisch ausgenutzt“

Tatsächlich gebe es einen Zusammenhang von Wolfsattacken auf das Wahlverhalten für die AFD, sagt Anselm Hager von der Berliner Humboldt-Universität. Der Politologe hat mit Kollegen eine Studie veröffentlicht, die diese erstaunliche These aufstellt.
Wölfe stünden für „etwas Größeres“ sagt er und betont positive Aspekte: „Es gibt mehr Naturschutzgebiete und Maßnahmen“, die „eigentlich positiv“ seien. Aber: der Wolf „hat aber auch für bestimmte Personen Nachteile“, es käme zu „Verteilungskämpfen“, die „politisch ausgenutzt würden.
Die AfD nutzt das, indem sie mit dem jahrhundertalten Feindbild „böser Wolf“ spielt. Nicht nur das: AfD-Umweltpolitiker Karsten Hilse sagte im Bundestag: „Wie ich in meiner ersten Rede andeutete, zeigen die Ansiedlung der Wölfe und die Migrationskrise viele Parallelen. Der überwiegende Teil lebt vom Sozialstaat und genauso läuft es beim Wolf.“
Niedersachsens Umweltminister fordert "regionales Bestandsmanagement" für den Wolf
Mit Aussagen wie diesen versucht die Partei, bei denen zu punkten, denen Wölfe Sorge bereiten. Die zunehmende Zahl der Wolfsangriffe auf Weidetiere insbesondere in Nord- und Ostdeutschland macht betroffenen Landwirten zu schaffen, die verständlicherweise leiden, wenn Raubtiere ihre Schafe reißen. Neben dem emotionalen Schmerz bedeutet das stets auch einen finanziellen Verlust. „Man kommt zu den Tieren hin auf der Weide, die Tiere liegen da, die sind total verstört und das ist ein Bild des Grauens“, sagt der niedersächsische Bio-Bauer Karsten Bode mit Tränen in den Augen.
Der Interessenkonflikt dürfte uns Zukunft weiter beschäftigen. Vor wenigen Wochen hatte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) eine Untersuchung vorgestellt, wonach sich Wölfe aller Wahrscheinlichkeit nach weiter stark in Deutschland ausbreiten werden und der Bestand folglich nicht mehr als gefährdet anzusehen ist. Er forderte von der Bundesregierung, ein "regionales Bestandsmanagement" für den Wolf zu ermöglichen.
Umweltministerium: "Kein Management durch Abschuss"
Das Bundesumweltministerium sieht ungeachtet dessen keine Grundlage für eine gezielte Bejagung der Raubtiere. Eine Sprecherin des Ministeriums teilte auf Anfrage der "Neuen Osnabrücker Zeitung" mit: "Die Anforderungen an das Wolfsmanagement ergeben sich unmittelbar aus dem europäischen Naturschutzrecht. Dieses schließt ein Management einfach durch Abschuss einer bestimmten Anzahl von Wölfen aus." Ob mehr Wölfe gleichbedeutend sein werden mit mehr Stimmen für die AfD, bleibt abzuwarten. (uvo)