Für Massentötungen am Fließband

"Preis der Herzlosigkeit" geht an Fleisch-Gigant Tönnies

Auf dem Dach des Werksgeländes steht das Logo der Firma Tönnies in Form von zwei Kühen und einem Schwein.
Zufriedene Tiere bei Tönnies: Aber nur auf dem Logo am Werksgelände in Rheda-Wiedenbrück.
gki fgj, dpa, Guido Kirchner

Und der Preis geht an ...

Die Unternehmensgruppe Tönnies hat einen Preis gewonnen. Einen Preis, über den sich die Schlachterei von Geschäftsführer Clemens Tönnies aber wohl so gar nicht freut: den „Preis der Herzlosigkeit“. Jedes Jahr vergibt die Tierrechtsorganisation Deutsches Tierschutzbüro diesen Preis an Unternehmen oder Personen, die „von Tierquälerei profitieren oder Tiere direkt bzw. indirekt ausbeuten“. Dieses Jahr geht die „Auszeichnung“ an den Konzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Kaum ein anderes Unternehmen profitiere so sehr von der Massentierhaltung, wie der Schlachtgigant, so das Deutsche Tierschutzbüro in einer Mitteilung.

20 Millionen tote Schweine pro Jahr

Clemens Tönnies, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Tönnies Fleisch und Aufsichtsratsvorsitzender des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, posiert am 28.02.2013 in einem gläsernen Gang, der die Zentrale seines Unternehmens in Rheda-Wiedenbrück (
Tönnies und Geschäftsführer Clemens Tönnies nehmen den Preis nicht an.
dpa, Bernd Thissen

Knapp 20 Millionen Schweine tötet Tönnies pro Jahr. Alleine im Schlachthof am Hauptsitz des Konzerns können pro Tag bis zu 30.000 Tiere geschlachtet werden. Dabei betreibt Tönnies selbst keine eigenen Mastanlagen, sondern arbeitet nach eigenen Angaben mit über 10.000 Zulieferbetrieben zusammen. Die bei Tönnies geschlachteten Schweine stammen überwiegend aus der Massentierhaltung.

In den letzten anderthalb Jahren hat das Deutsche Tierschutzbüro gleich aus mehreren Tönnies-Zuliefern Bildmaterial veröffentlicht. Dabei sind die Undercover-Aufnahmen sowohl in großen Mastanlagen entstanden, in denen rund 45.000 Schweine pro Jahr gemästet werden, als auch in kleinen Familienbetrieben mit rund 5.000 sog. Mastschweinen pro Jahr. Doch überall zeigte sich das gleiche Bild: Zusammengepferchte Tiere auf engstem Raum, kranken und verletzten Tieren wurde nicht geholfen und in einigen Fällen wurden die Tiere unsachgemäß notgetötet. So hat ein Landwirt aus Niedersachsen versucht, kranke Schweine mit einem Gewehr zu erschießen. "Tönnies hat auf unsere Hinweise immer sehr schnell reagiert, sich medienwirksam von Tierquälerei distanziert und die Belieferung aus den Skandalbetrieben zunächst gestoppt. Doch genau von einigen dieser Betriebe lässt sich Tönnies heute wieder beliefern. Am Ende geht's doch nur ums Geld", so Peifer.

Diese Scheinheiligkeit war mit ein Grund für das Deutsche Tierschutzbüro, den Konzern mit dem Negativ-Preis auszuzeichnen. "Die vorgegaukelte heile Tierschutz-Welt, die Tönnies auf seiner Website präsentiert, hat kaum was mit der Realität zu tun. Letztlich geht's dem Konzern nur darum, Tiere im Akkord zu schlachten und möglichst viel Profit zu machen", stellt Peifer abschließend dar.

Tönnies lehnt Preis ab

Im Rahmen einer Protestaktion haben die Tierschützer nun versucht, den „Preis der Herzlosigkeit“ an Tönnies in Rheda-Wiedenbrück zu überreichen. Davon wollte der Konzern allerdings nichts wissen, lehnte den Preis ab und teilte dem Deutschen Tierschutzbüro telefonisch mit, dass man den Preis „nicht verdient“ hätte. In der Vergangenheit haben z.B. die Modefirmen Breuninger und Bogner den Preis wegen des Verkaufs von Echtpelz erhalten. Beide Firmen sind mittlerweile pelzfrei. Aber auch der Betreiber des berüchtigten Schweinehochhauses wurde schon mit dem Negativ-Preis "geehrt". (dpa/jth)