Reitstar Beerbaum berief sich daraufDeutsche Reiter-Vereinigung will Trainingsmethode "Touchieren" verbieten

Ludger Beerbaum from Germany on his mount Goldfever clears an obstacle during the Mixed Individual Jumping Final of the Athens 2004 Olympic Games at Markopoulo Equestrian Center, Friday 27 August, 2004. epa/dpa Peter Kneffel
Pferde sollen im Training künftig nicht mehr touchiert werden dürfen, um die Beine anzuziehen
picture-alliance / dpa/dpaweb, Peter_Kneffel

Die umstrittene Trainingsmethode des „Touchierens“ von Pferden beim Sprung soll im deutschen Reitsport verboten werden. Das hat das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) entschieden. Man sei damit der einstimmigen Empfehlung der „Kommission Ausbildungsmethoden“ gefolgt, teilte die FN mit. Diese habe sich seit 2021 auf Bitte der Vereinigung „ausführlich“ mit dem Thema beschäftigt.

Grenze zwischen erlaubt und verboten nur schwer zu ziehen

Die Kommission sei zu dem Schluss gekommen, dass die Methode des Touchierens „fast keine Fehlertoleranz“ erlaube. „Kleine Abweichungen können negative Folgen für das Pferd haben.“

Das Touchieren wurde 1990 im Zuge der „Barr-Affäre“ um Reitstar Paul Schockemöhle in die Richtlinien der FN aufgenommen. Beim Barren werden die Pferde am Sprung mit einer Holzlatte an die Vorderbeinen geschlagen, um diese noch höher anzuziehen. Beim Touchieren sollen die Pferde hierzu durch leichte Berührungen mit genau festgelegten Stangen (maximales Gewicht von 2.000 Gramm bei drei Meter Länge haben, rund, glatt und aus nicht splitterndem Material) angeregt werden.

Das Problem: „Selbst Fachleuten fällt es oft schwer zu veranschaulichen und zu vermitteln, wo die Grenze des bisher erlaubten, fachgerechten Touchierens am Sprung ist“, so die FN. In der Trainingspraxis sei das „Risiko einer Abweichung“ von den Richtlinien „hoch“. Nur durch ein Verbot des Touchierens könne man die Pferde vor einer „falschen Anwendung“ und die Tierhalter vor den Konsequenzen einer solchen geschützt.

Reitsport-Expertin von Bentzel: Barren? Touchieren? Verbieten!

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Causa Beerbaum sorgte für Aufregung

Die FN betonte, dass es nicht Aufgabe der Kommission sei, „die im RTL-Beitrag vom 11. Januar 2022 gezeigten Bilder juristisch zu bewerten und Ordnungsmaßnahmen auszusprechen.“

RTL extra hatte auf dem Gestüt von Reitstar Ludger Beerbaum recherchiert. Exklusive Videoaufnahmen einer Insiderin sowie eigens gedrehtes Material legen den Verdacht nahe, dass der Olympiasieger im Training die verbotene Methode des „Barrens“ anwendete.

Beerbaum ließ daraufhin mitteilen: „Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz haben mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren, das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde. Der im Video zu sehende Gegenstand erfülle die Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung für ein zulässiges Touchieren: nicht länger als drei Meter, maximal zwei Kilogramm schwer.“

Die schwammige Grenze zwischen Barren und Touchieren hebt die FN jetzt auf: Bald soll auch Touchieren tabu sein, ein Training wie auf Beerbaums Gestüt wäre somit künftig verboten. (mar)