Von wegen endlich wieder Sport für die Kids
Den Sportvereinen fehlen die ehrenamtlichen Trainer!

„Jugendtrainer, Fußballgötter und Zirkusdirektoren gesucht!“ Mit diesem Slogan fahnden die Sportfreunde Anderten auf einem Werbeplakat nach neuem Personal für ihre Fußball-Jugendabteilung. Der Verein aus Hannover steht vor einem Problem, das in Deutschland tausende Vereine betrifft. Weil der Fußballgott in der Corona-Pandemie nur über den Profisport gewacht hat, haben zahlreiche Vereine mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Viele haben sich in der Pandemie andere Hobbys zugelegt. An einer Stelle hakt es besonders.
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Sechs Trainer haben Amt niedergelegt
380 Mitglieder, 180 Jugendspieler, 14 Nachwuchsmannschaften. Auf dem beschaulichen Sportplatz der Sportfreunde Anderten wird normalerweise jeden Tag gegen den Ball getreten. Die Corona-Pandemie hat aber auch die Hannoveraner Nachwuchsfußballer ausgebremst. Der Ball blieb im Schuppen, der Spaß auf der Strecke. Jetzt darf wieder trainiert werden. Da gibt es nur ein Problem: Die Trainer! Insgesamt sechs haben ihr Amt in der Coronazeit niedergelegt. „Ein Teil hat wegen des Berufes aufgehört, ein anderer hatte keine Lust mehr, sich nahezu täglich mit der Mannschaft zu beschäftigten“, erzählt Jugendleiter Florian Sauer RTL.

Eine Million Mitglieder verloren
Bei den Sportfreunden Anderten läuft alles ehrenamtlich. Wie in so vielen Vereinen in Deutschland. Der Spaß an der Sache zählt! Die Corona-Pandemie und das Spielverbot hat aber viele Probleme hervorgerufen. „Wir haben in Deutschland über eine Million Mitglieder verloren. Insbesondere durch Nicht-Neueintritte“, erzählt Andreas Silbersack, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins des Olympiastützpunktes Sachsen-Anhalt RTL. Auch das Trainerproblem sei erkannt worden. Wie viele Trainer fehlen, kann Silbersack nicht sagen, er weiß aber: „Uns fehlen Trainer in verschiedenen Sektoren. Man kann sagen, dass fast jeder Verein davon betroffen ist.“ Vor allem die Kontaktsportarten wie Fußball, Handball oder Basketball, während es im Tennis dagegen sogar einen Mitglieder-Zuchwachs gibt.
Politik soll unterstützen
Silbersack erhofft sich jetzt auch Signale aus der Politik, gerade um die Kontaktsportarten zu stärken: „Ich wünsche mir, dass die Wertschätzung der Politik für das Vereinssystem gestärkt wird. Die Vereine sollten auf Bundes- und Landesebene unterstützt werden, auch finanziell.“ Auch in Hannover hofft Jugendleiter Sauer, dass das Ehrenamt künftig noch stärker anerkannt wird.

Hoffnung auf Fußballgott?
Bei den Sportfreunden Anderten sind sie weiter auf der Suche nach neuen Trainern. Im Idealfall wollen sie jede Jugendmannschaft mit mehreren Übungsleitern besetzen, um die Last auf verschiedene Schultern zu verteilen. Sie werden hoffen, dass der Fußballgott ihnen nach diesen schweren Monaten wieder bald wieder zur Seite steht.