Englische Studie sieht doppelt erhöhtes Risiko
Delta-Variante: Deutlich mehr Krankenhaus-Einweisungen

Das Risiko wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus zu landen, ist bei der Delta-Variante doppelt so hoch, wie bei der Alpha-Variante. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Studie. Forscher der Universität Cambridge haben mehr als 40 000 Corona-Fälle in England ausgewertet und ihre Erkenntnis jetzt im Fachjournal „Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Bisherige Studien hatten meist den Schwerpunkt Übertragbarkeit
Bislang hatten Studien vor allem das höhere Ansteckungsrisiko der Delta-Variante belegt, gesicherte Aussagen über die Schwere der Verläufe gab es kaum. Die Wissenschaftler nutzten nun die Ergebnisse Zehntausender positiver Tests, die über Erbgutanalysen jeweils Delta oder Alpha zugeordnet worden waren. Knapp 9000 gingen demnach auf Delta zurück, rund 35 000 auf Alpha. Dazu ins Verhältnis gesetzt betrachteten die Forschenden die Zahl der Krankenhauseinweisungen.
Nachdem sie die Daten um Faktoren wie Alter und demografische Merkmale bereinigt hatten, die üblicherweise das Risiko einer schweren Erkrankung begünstigen, stellten sie bei einer Infektion mit Delta ein im Mittel 2,26-fach höheres Risiko für eine Krankenhauseinweisung innerhalb von zwei Wochen nach dem Test fest. Das Risiko, innerhalb von 14 Tagen eine Notaufnahme aufsuchen oder stationär aufgenommen werden zu müssen, war demnach bei Delta 1,45-fach höher als bei Alpha.
Forscher sehen erneute Bestätigung für "einen sehr wirksamen Schutz der Impfstoffe"
Unter den mehr als 40 000 untersuchten Fällen in der Studie waren nur 1,8 Prozent vollständig Geimpfte, was die Forscher als erneute Bestätigung für einen sehr wirksamen Schutz der Impfstoffe interpretieren. 74 Prozent der berücksichtigten Infizierten waren ungeimpft, 24 Prozent erst teilweise geimpft, also etwa mit erst einer Impfdosis. Wegen der wenigen dafür verfügbaren Daten können die Forscher keine Aussagen dazu machen, ob ein höheres Risiko für eine schwere Erkrankung auch bei Geimpften vorhanden ist.
„Unsere Auswertung zeigt, dass Delta-Ausbrüche ohne Impfungen eine deutlich größere Bürde für das Gesundheitssystem darstellen als eine Alpha-Epidemie“, sagte eine der Studienautorinnen, Anne Presanis von der Universität Cambridge. „Sich vollständig impfen zu lassen ist entscheidend, um das eigene Risiko für eine symptomatische Infektion zu reduzieren und das Risiko zu verringern, an einer Delta-Infektion schwer zu erkranken und ins Krankenhaus eingewiesen zu werden.“
Keine Daten zu Vorerkrankungen
Als Schwächen ihrer Studie geben die Autoren an, dass sie keine Daten zu den Vorerkrankungen ihrer Patienten zur Verfügung hatten. Außerdem sei es möglich, dass sich die Regeln für Krankenhauseinweisungen während der Versuchsperiode geändert haben. Die Forscher versuchten zumindest, diese Faktoren in ihren Berechnungen möglichst zu minimieren.
Die zunächst in Indien nachgewiesene Delta-Variante ist inzwischen in vielen Ländern wie auch Großbritannien und Deutschland die dominierende. Experten rechnen damit, dass sie andere Varianten weltweit weitgehend verdrängen wird - sollte sich nicht eine noch ansteckendere Variante ausbreitet. In England war Delta im März erstmals nachgewiesen worden. (dpa/mas)
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