Gertrud Höhler rechnet mit der Kanzlerin ab

"Das Requiem": Darum können Sie sich dieses Buch über Angela Merkel sparen

Buch über Merkel
Getrud Höhler hat ein Buch über Angela Merkel geschrieben
Ullstein / RTL, Buch über Merkel, Ullstein / RTL

Die Germanistikprofessorin und Politikberaterin Gertrud Höhler hat ein Buch über Angela Merkel geschrieben: „Das Requiem“. Es ist die finale Abrechnung. Die Kanzlerin führt demnach Deutschland in die Ökodiktatur, und Schuld daran sind die DDR, Adolf Hitler und eine dunkle Macht in Merkels Vorzimmer. Unser Politik-Korrespondent Lothar Keller hat sich für Sie durch die 344 Seiten gequält – und für Sie die wichtigsten Aussagen zusammengefasst, damit Sie mitreden können.

Autorin liest die Totenmesse auf Angela Merkel

Das Requiem von Gertrud Höhler
Das Requiem von Gertrud Höhler
Ullstein Verlag, Ullstein Verlag, Ullstein Verlag

Gertrud Höhler ist traumatisiert. Muss sie sein, denn wir Deutschen sind alle traumatisiert, davon ist Frau Höhler überzeugt, traumatisiert von Hitler, dem Krieg und dem Holocaust. Immer noch tragen wir diese Schuld mit uns herum, und deshalb sind wir für neuen Größenwahn so empfänglich, wenn der nur im Mantel der Gutmenschen daherkommt – so wie bei Angela Merkel.

Deshalb ist Merkel Höhlers zweites Trauma. So wird ihr neues Buch über Merkel eine Traumaverarbeitung auf 344 Seiten: „Angela Merkel – das Requiem“. Ein Requiem ist die heilige Messe für Verstorbene. Dabei ist Merkel noch höchst lebendig. Aus Höhlers Sicht aber ist sie eine politisch allzu lebendige Untote.

Gertrud Höhler war Germanistikprofessorin, und sie hat Bundeskanzler Helmut Kohl beraten, wobei auch immer. 2012 hat sie schon einmal ein Buch über Angela Merkel geschrieben („Die Patin“), aber weil Merkel trotz Höhlers vernichtender Kritik aus unerfindlichen Gründen weiter im Amt ist, legt die Autorin nochmal nach.

Das wirft Höhler der Kanzlerin vor

Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, alles aufzuschreiben, was Höhler der Kanzlerin vorwirft. Ihre Argumentation geht in Kürze so:

Merkel stammt aus der DDR. Deshalb sind ihr Rechtsstaat und Marktwirtschaft egal, so ist sie halt aufgewachsen. Deshalb bringt Merkel mit der Energiewende die bundesdeutsche Energiewirtschaft unter staatliche Kontrolle, und in der Flüchtlingskrise bricht sie dauernd geltendes Recht.

Und weil die Deutschen den angeblichen „Rechtsbruch“ in der Flüchtlingskrise widerstandslos hinnehmen, fragt die Autorin, mit Hitler im Hinterkopf und schwer verschwurbelt: „Entgleitet uns vielleicht im Rüttelstress auf der Epochenfuge mehr als nötig, weil wir Traumaerben aus der finstersten Weltsekunde unter dem teuflischen Kommando eines Massenmörders sind?“

Hitler hat also Merkels Flüchtlingspolitik möglich gemacht. Darauf muss man erstmal kommen. Wer Deutschland mehr geschadet hat - der Reichskanzler aus Braunau oder die Bundeskanzlerin aus Templin - ist für Höhler offenbar nicht leicht zu entscheiden: „Führer befiehl, wir folgen Dir“, dieser Satz hat zum Bedauern der Autorin „keine weibliche Variante“. Aber letztlich, so muss man sie verstehen, ist Merkels „Grenzöffnung“ sowas wie Hitlers Weltkrieg, nur umgekehrt, denn damals sind wir einmarschiert.

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Höhler hält sich wohl für "Jeanne d'Arc der Meinungsfreiheit"

Man merkt: Die nüchterne Analyse ist Höhlers Sache nicht. Wer neue Fakten oder neue Quellen erwartet, wird enttäuscht. Höhler ist sich selbst genug. Ihre Grundidee ist nicht neu: Die ostdeutsche Merkel hat die westdeutsche Politik nie wirklich verstanden und ist schuld am Niedergang der Bundesrepublik. Doch im Chor der professionellen Merkel-Kritiker ist Höhler die Schrillste. Sie nennt Merkel eine „Nichtdemokratin“ und wirft die Frage auf, ob „eine Funktionärin der DDR im Westen als kontaminiert mit Meinungs- und Urteilsusancen des anderen Staates zu betrachten sei“ – so als habe Merkel neben Honecker im Staatsrat der DDR gesessen.

Aus Höhlers Perspektive macht Merkel keine Fehler, sie ist vielmehr auf einer Mission zur Zerstörung der Demokratie und der guten alten (west-)deutschen Gesellschaft.

Unnötig zu sagen, dass Höhler sich für die Jeanne d´Arc der Meinungsfreiheit hält, die es anders als das „Schweigekartell der Redaktionen“ wagt, solche Wahrheiten über die Kanzlerin aufzuschreiben. Die Germanistikprofessorin ist sich zu fein, dabei Begriffe wie „Lügenpresse“ oder „Merkel-Diktatur“ zu verwenden; ihr Buch wird dennoch in AfD- und Pegida-Kreisen auf Begeisterung stoßen. Wer unter posttraumatischen Belastungsstörungen leidet und glaubt, daran sei alleine die Kanzlerin schuld, kann sich mit dem Kauf dieses Buchs den Gang zum Therapeuten sparen.