Das mysteriöse Verschwinden der Boeing 777: Könnte die Maschine irgendwo gelandet sein?

Das mysteriöse Verschwinden der MH370 der Malaysia Airlines wirft immer mehr Fragen auf. Mittlerweile wird sogar darüber spekuliert, ob das Flugzeug vielleicht gar nicht abgestürzt ist. Leben die 239 Menschen an Bord noch? Wurde die Maschine entführt? Welche Rolle spielen die Piloten? Und: Wäre es überhaupt möglich, das Flugzeug zu landen, ohne dass Militär und Behörden etwas davon mitbekommen?

epa04124618 A well wisher writes a message for the passengers of a missing Malaysian Airline plane on a banner at Kuala Lumpur International Airport, Malaysia, 14 March 2014. Malaysia Airlines flight MH370 with 239 people on board went missing early 08 March 2014 while on its way to Beijing, China. Malaysia Airlines said in a statement that flight MH370 was carrying a total of 227 passengers, including two infants, and 12 crew members. The search for a missing Malaysia Airlines passenger jet on 14 March expanded westwards towards the Indian Ocean, amid new information gathered by US investigators that the aircraft may have flown for hours after it dropped off the radar. Search and rescue operations for the missing plane for the past six days have been focused in the South China Sea and the Malacca Strait. EPA/MAK REMISSA +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Menschen haben immer noch Hoffnung, dass die Maschine MH370 nicht abgestürzt ist.
dpa, Mak Remissa

Nach Angaben der Regierung in Kuala Lumpur habe das Flugzeug seinen Kurs gezielt geändert. Darauf deuteten die Flugbewegungen hin, sagte Ministerpräsident Najib Razak. Jemand habe die Maschine der Malaysia Airlines gewendet und nach Westen gelenkt. Der malaysische Regierungschef sagte, die Maschine sei fast sieben Stunden weitergeflogen, bevor sie verschwunden sei.

"Diese Schritte lassen auf eine absichtliche Handlung von jemandem an Bord schließen", sagt Razak. RTL-Luftfahrtexperte Ralf Benkö bestätigt dies: "Das sieht nach einer geplanten Aktion aus. Ich halte es für denkbar, dass einer der beiden Piloten an der Aktion beteiligt war. Die Frage ist nur, was ist mit dem zweiten Piloten. Was ist mit der Crew?"

In sieben Stunden kann ein Flugzeug enorm weit fliegen – etwa nach Australien, Nordkorea oder Richtung Westen bis Kasachstan und Turkmenistan, in den Iran, nach Pakistan oder sogar bis Somalia. "Wenn jemand das Flugzeug nur zum Absturz bringen wollte, hätte er es sofort tun können. Also scheint mit der Maschine etwas geplant zu sein", sagt Benkö im Gespräch mit RTLaktuell.de.

Ist eine Landung also möglich? Soll die Maschine gekapert werden und zu einem späteren Zeitpunkt als Bombe eingesetzt werden? "Das ist schon möglich. Es reicht eine Betonpiste von etwa 1,5 Kilometern Länge, um eine 777 zu landen. Das Flugzeug war in der Dunkelheit unterwegs und ist offenbar gezielt Radarstationen ausgewichen. Mit Leuchtfeuern könnte man die Maschine also auf eine Landebahn hinweisen", sagt Benkö.

Der Luftfahrtexperte Zhang Qihuai ist pessimistisch. "Egal ob es eine Entführung gab oder nicht, ich gehe davon aus, dass das Flugzeug abgestürzt ist", sagte er in Peking. Premier Razak hatte eine mögliche Flugroute über das nördliche Thailand bis nach Kasachstan und Turkmenistan ins Spiel gebracht. "Das Militär vor Ort hätte aber jedes fliegende Objekt zu 100 Prozent erfasst", glaubt Zhang.

Eine Landung sei aber theoretisch möglich, meint der Luftfahrtexperte: "Ein erfahrener Pilot kann solch ein Flugzeug auch ohne elektronische Hilfsmittel landen." Aber die Frage sei, wie lange die Boeing überhaupt noch in der Luft bleiben konnte. "Aus Kostengründen werden die Flugzeuge in der Regel nur mit gerade ausreichend viel Kerosin für ihr Ziel betankt", sagt Zhang.

Es sei auch kein großes Problem, die Kommunikation eines Flugzeuges auszuschalten. "Die Geräte lassen sich einfach deaktivieren", so Zhang. Auch die Dekompression im Flugzeug könne man aus dem Cockpit steuern. Somit könnte der Pilot die Druckverhältnisse in der Kabine verändert haben und die Passagiere außer Gefecht gesetzt haben.

Soll die Maschine als Waffe benutzt werden?

Jörg Handwerg, Vorstandsmitglied bei der Vereinigung Cockpit, findet die tröpfchenweise Bekanntgabe der Fakten sehr merkwürdig: "Es gibt eigentlich zwei Szenarien. Wenn es eine Entführung wäre und jemand kennt sich aus, dann könnte er das absichtlich veranlassen. Aber es gibt genauso gut technische Ursachen dafür, dass die Geräte selbst etwa durch Kurzschlüsse ausfallen. Man kann einfach nicht sagen, was dahinter steckt. Es ist leider sehr unglücklich, wie hier kommuniziert wird. Es wirkt alles sehr befremdlich und verwundert einen, dass die Informationen nur so tröpfchenweise heraussickern und von verschiedenen, sich widersprechenden Quellen kommen. Das ist alles sehr merkwürdig."

Laut Handwerg gibt es viele Dinge, die nicht nachvollziehbar seien. "Über Land gibt es eigentlich überall Radarabdeckung. Gerade das Militär hat in der Regel sogar noch einmal eine eigene Überwachung und da wird schon genau geguckt, wer fliegt da vielleicht in meinen Luftraum ein, ohne sich angemeldet zu haben. Da haben Sie in der Regel schnell zwei Abfangjäger neben sich."

Handwerg glaubt auch nicht, dass der Flieger einfach so unerkannt landen konnte. "Es ist für mich unvorstellbar, dass ein Flugzeug einfach unerkannt irgendwo landet und was wäre dann mit den Menschen an Bord", fragt er.

Für die Angehörigen sind all diese Spekulationen natürlich schrecklich. Die Menschen klammern sich an den dünnsten Strohhalm. Doch neue Hoffnung auf eine Rettung der Passagiere scheint überzogen. "Trotz aller Spekulationen gehe ich von kaum Chancen aus, die Menschen an Bord noch lebend zu finden", so Zhang.

Nicht auszudenken, wäre die Maschine in Händen von Terrorristen und sollte die Boeing 777 sogar nochmals als Waffe eingesetzt werden. "Dazu müsste eine Organisation einen Flughafen mehr oder weniger unter Kontrolle haben", erklärt Benkö, der es auch für möglich hält, ein Flugzeug von der Größe einer 777 eine Weile zu verstecken: "Am besten rollt man sie in eine Halle. Draußen wird sie früher oder später entdeckt werden, es wird ja nun gezielt mit Satelliten danach gesucht."