Das geht in hochsensiblen Menschen vor
Was macht einen hochsensiblen Menschen aus?
Alltagssituationen wie Stimmenwirrwarr in der U-Bahn oder Verkehrslärm auf den Straßen, die von vielen gar nicht mehr wirklich wahrgenommen werden, lösen bei hochsensiblen Menschen puren Stress aus. Grund dafür ist ihre verstärkte Wahrnehmung von Sinnesreizen und Emotionen aus ihrer Umwelt. Hier erfahren Sie mehr über das innere Vorgehen dieser Menschen.
Im Gehirn der Betroffenen findet eine andere Art der Reizverarbeitung statt
Sie nehmen sich Dinge viel mehr zu Herzen, Geräusche lauter und Gerüche intensiver wahr. Das Resultat dieser überfeinen Antennen: Stress, Anstrengung, Überforderung. Um eine anerkannte Krankheit handelt es sich bei dieser verstärkten Wahrnehmung äußerlicher Einflüsse jedoch nicht. Eher hat es etwas mit einer anderweitigen Verarbeitung von Reizen im Gehirn der Betroffenen zu tun.
„Ihre Wahrnehmung erfasst ein wesentlich breiteres Spektrum“, erklärt Birgit Trappmann-Korr, Sozialpsychologin, Autorin und Unterstützerin Betroffener aus Rheinberg in Nordrhein-Westfalen. „Hochsensible Personen nehmen mehr Informationen aus der Umwelt auf und das zudem in einer tieferen Qualität.“
Die Gene spielen keine unbedeutende Rolle dabei
Genauer wissenschaftlich untersucht wurde dieses Thema erstmals 1996 von der US-Psychologin Elaine N. Aron. In ihrem damaligen Artikel vertritt sie dabei den Standpunkt, dass es sich bei Hochsensibilität weder um eine psychische Störung, noch um eine Krankheit handelt, sondern vielmehr um ein sogenanntes vererbbares Persönlichkeitsmerkmal. Belegt wird diese Annahme von einer chinesischen Studie, die das Erbgut 480 Studenten analysierte und das Resultat zur Folge hatte, dass mehrere Gene mit der Überempfindlichkeit in Verbindung stehen. Das Phänomen ist also unter anderem erblich bedingt.
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Auch die neurobiologischen Hintergründe sind andere
Der Einsatz von Magnetresonanztomografien veranschaulicht, dass die Hirnbereiche, die für die Verarbeitung von Sinnesinformationen verantwortlich sind, bei Hochsensiblen aktiver sind als bei durchschnittlich sensiblen Menschen. Auch funktioniert der Filter, welcher kontrolliert wie viele sensorischen Informationen es bis in die Wahrnehmung schaffen, im Gehirn der Betroffenen anders.
Weiteres Merkmal: Stark ausgeprägtes Einfühlungsvermögen
Doch nicht nur die Wahrnehmung hochsensibler Menschen fällt intensiver aus, auch die Fähigkeit Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen zu lesen und zu verstehen, ist deutlich stärker ausgeprägt. „Sie saugen die Emotionen anderer auf wie ein Schwamm“, erläutert Birgit Trappmann-Korr. „Und wenn diese Emotionen negativ sind, kann das schnell ihre eigene Stimmung runterziehen.“ Nicht selten finden sie sich dann die Betroffenen auf Grund dessen in einem völligen Emotionswirrwarr wieder und erleben eine nicht enden wollende Achterbahnfahrt der Gefühle.
Eine anerkannte Therapie dagegen existiert bislang noch nicht
Medikamente gegen Hochsensibilität wie Hausmittel gegen Husten gibt es in diesem Fall leider keine. Auch existieren bisher keinerlei hilfreiche Therapieformen dagegen. Um die Flut an Sinnesinformationen aber dennoch einzudämmen und möglichst gering zu halten, gibt es sogenannte Farb- und Lichtfilternde Brillen sowie Gehörschutz, die zumindest teilweise helfen.
"Wohin man seine Aufmerksamkeit lenkt, welche Reize man zulässt und welche man ausblendet, lässt sich außerdem trainieren", verrät Trappmann-Korr. So können Entspannungsübungen wie -techniken dazu beitragen, die eigenen Emotionen zu regulieren. Die Persönlichkeitseigenschaft sollte außerdem akzeptiert werden und in die weitere Lebensplanung mit einbezogen werden.
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