Dackel-Drama in Lübtheen

Hund Tobi bleibt wochenlang bei der Leiche seiner vermissten Besitzerin

ARCHIV - Gleichgültig verfolgt ein Dackel am 19.06.2011 den abschliessenden Festumzug zum «Hessentag» in Oberursel. Die kommunalen Spitzenverbände haben am Donnerstag vor steigenden Kosten durch den geplanten «Hundeführerschein» in Hessen gewarnt. Die SPD will unter anderem eine Haftpflichtversicherung für geschätzt 500 000 Hundebesitzer in Hessen zur Pflicht machen. Foto: Boris Roessler dpa/lhe (zu lhe-BLICKPUNKT vom 23.08.2012)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Dackel Tobi wird inzwischen von den Angehörigen der Toten versorgt (Symbolbild)
dpa, Boris Roessler
von Daniel Kandora

Es ist dramatisch, traurig und herzzerreißend zugleich: Eine 78-jährige Seniorin aus Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern wird wochenlang vermisst. Knapp zwei Monate später wird ihre Leiche gefunden – und auch ihr Hund, der wahrscheinlich die ganze Zeit an ihrer Seite geblieben ist.

Lübtheen: Seniorin wochenlang vermisst

Die Rentnerin verschwindet am 08. September, wohl nach einem Tierarztbesuch mit ihrem Dackel Tobi. Klaus Wiechmann von der Polizeiinspektion Ludwigslust spricht im Gespräch mit RTL von einer „einzigartig großen Suchaktion“ im Anschluss. Doch auch wiederholte Hubschrauber- und Rettungshundestaffel-Einsätze und eine privat organisierte Suchaktion mit etwa 200 Freiwilligen führen nicht zum Erfolg. Vor allem das sehr große Waldgebiet bei Lübtheen erschwert die Maßnahmen. Schließlich wird die Seniorin „da gefunden, wo sie nicht vermutet wurde“, fasst Wiechmann zusammen. Am 1. November entdecken Arbeiter eine weibliche Leiche am Fluss Rögnitz in der niedersächsischen Gemeinde Amt Neuhaus – nur etwa acht Kilometer von Lübtheen entfernt. Es ist die Vermisste.

Hund wartet neben der Leiche

Die genaue Todesursache ist derzeit immer noch unklar, auch, ob sie jemals abschließend geklärt werden kann. Hinweise auf ein Fremdverschulden schließt die zuständige Polizeiinspektion Lüneburg aus.

Doch trotz der schrecklichen Nachricht vom Tod eines Menschen gibt es immerhin eine gute Nachricht: Im Umfeld der Leiche wird der Hund der Toten gefunden. „Er war wohlauf“, erklärt ein Polizeisprecher. Wahrscheinlich hat er die ganze Zeit neben seiner Besitzerin ausgeharrt. Er wird an die Familie übergeben.

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Große Anteilnahme im Internet

In einer Facebook-Gruppe hält die Familie der Vermissten die Community während der gesamten Zeit des Verschwindens auf dem Laufenden. „Wir sind unsagbar traurig und am Ende unserer Kräfte. Natürlich tragen wir diese schlimmen Gedanken schon lange mit uns umher, aber wollten es nie wahr haben. Die Hoffnung wollten wir nie aufgeben“, heißt es in einem Eintrag kurz nach dem Fund der Leiche. Viele Menschen drücken mit Worten und Bildern ihre Anteilnahme aus.

Hachiko: Der Hund, der am Bahnhof wartete

Szene aus dem Film «Hachiko - Eine wunderbare Freundschaft»: Professor Parker Wilson (Richard Gere) und sein Hund Hachiko (Handout). Die Story von Lasse Halströms neuem Streifen «Hachiko - Eine wunderbare Freundschaft» scheint schnell erzählt. Irgendwo in einem entlegenen, japanischen Kloster nimmt ein Mönch Abschied von seinem kleinen Akita-Welpen. Er packt ihn in eine robuste Holzkiste und schickt ihn auf die Reise. Wohin es gehen soll, wird man nie erfahren, denn nach Tagen im Gepäck fällt die Kiste mit dem goldigen Hunde-Baby beim Umladen auf einem kleinen US-Bahnhof vom Koffer-Wagen. Der Anhänger mit der Adresse des Empfängers reißt ab. Der Welpe bleibt verlassen auf dem winterlichen Bahnhof zurück bis Richard Gere in der Rolle des Musikprofessors Parker Wilson ihn nach kurzem Zögern mit nach Hause nimmt. Hund und Mann haben sich gefunden, eine «wunderbare Freundschaft» kann beginnen. Foto: Prokino Filmverleih GmbH ACHTUNG Nur für die redaktionelle Berichterstattung über diesen Film unter Nennung des Urhebers. (zu dpa-Korr "«Hachiko» - Lasse Halströms Hundefilm über das Leben " vom 08.11.2009) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Eine Szene aus dem Film "Hachiko" mit Richard Gere.

Immer wieder gibt es Geschichten von Hunden, die ihren Frauchen und Herrchen über den Tod hinaus treu sind. Eine der berühmtesten stammt aus dem Japan der 20er Jahre: Hund Hachiko begleitete sein Herrchen, einen Universitätsprofessor, jeden Morgen zum Bahnhof und holte ihn abends auch wieder ab. Und selbst nach dem Tod des Mannes wartete der treue Hund noch jahrelang weiter. Die Geschichte wurde 2009 mit Richard Gere in der Hauptrolle verfilmt.