Cold Case: Göhrde-Morde

Polizei sucht Telefonbuch aus den Jahren 1989/1990

ARCHIV - Polizeifotos zeigen die 46 jährige Ingrid W. aus Uelzen und ihren 43-jährigen Freund, Bernd-Michael K. aus Hannover, die in einem Waldgebiet bei Göhrde (Niedersachsen) im Juni 1989 ermordet wurden. Nach der Aufklärung von zwei fast 30 Jahre
Polizeifotos zeigen die 46-jährige Ingrid W. aus Uelzen und ihren 43-jährigen Freund, Bernd-Michael K. aus Hannover, die in einem Waldgebiet bei Göhrde (Niedersachsen) im Juni 1989 ermordet wurden.
ww jol axs jol sab, dpa, -

1989 erschüttern zwei Doppelmorde im Waldgebiet Göhrde (Landkreis Lüneburg) ganz Deutschland. Jetzt bittet die Polizei Lüneburg um Mithilfe! Sie suchen nach Telefonbüchern aus dem Jahr 1989 oder 1990.

Alte Telefonbücher gesucht

„Für die Bearbeitung einer besonderen Spur in einem bisher ungeklärten Mordfall wird im Sachgebiet Cold Case der Polizeidirektion Lüneburg ein funktionsfähiges, digitales Telefonbuch aus dem Jahre 1990 oder eine vollständige, analoge Ausgabe aus dem Jahr 1989 benötigt, welche mindestens die Daten des Bundeslandes Hamburg umfasst“, schreibt die Polizei Lüneburg in ihrem Aufruf. Die Sprecherin bestätigt gegenüber RTL Nord, dass es sich um den Cold Case der sogenannten Göhrde-Morde handelt. Die Telefonbuchausgaben sollen demnach verwendet werden, um ganz bestimmte damalige Telefonnummern überprüfen zu können.

Telefonbuch aus dem Stadtarchiv

Die Ermittlerinnen und Ermittler seien zwar in einem Bundes- und einem Stadtarchiv auf ein entsprechendes analoges Telefonbuch gestoßen, dieses darf jedoch nicht beschädigt werden, was laut Polizei aber für die notwendige Digitalisierung unabdingbar wäre.

Deshalb ruft die Polizei Lüneburg auf: „Wenn Sie also im Besitz der benötigten Dokumente sein sollten und diese unter den beschriebenen Bedingungen zur Verfügung stellen würden, dann melden Sie sich bitte bei der Polizeidirektion Lüneburg, Sachgebiet Cold Case, per E-Mail unter cold-case@pd-lg.polizei.niedersachsen.de.“

Update: Bereits einen Tag nach dem Aufruf habe die Polizei das benötigte Telefonbuch bekommen:„Ungefähr 100 Hinweise sind seit Veröffentlichung unseres Aufrufes eingegangen. Neben vielen bereitgestellten Telefonbüchern und CDs haben wir darüber hinaus weitere Hinweise zu unseren Ermittlungen im Verfahren "Göhrde" erhalten. Wir bedanken uns für das große Interesse an unserer Ermittlungsarbeit, die gewinnbringenden Kontakte und die weiterführenden Gespräche.", so Thilo Speich, Leiter des Sachgebiets Cold Case. Weitere Telefonbücher werden nicht mehr benötigt. Weitere Hinweise nimmt die Polizei immer noch unter der o.g. Email-Adresse entgegen.

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Doppelmord in der Göhrde

Im Sommer 1989 wurden innerhalb weniger Wochen zwei Paare im Waldgebiet der Göhrde von wahrscheinlich ein und demselben Täter ermordet.
Im Sommer 1989 wurden innerhalb weniger Wochen zwei Paare im Waldgebiet der Göhrde von wahrscheinlich ein und demselben Täter ermordet.
RTL Nord

Am 12. Juli 1989 finden Beerensammler die stark verwesten Leichen von Ursula und Peter Reinold - sie sind nackt und unter Zweigen versteckt. Vermutlich wurden die beiden Opfer erschlagen und erdrosselt. Das Ehepaar wurde bereits im Mai, also zwei Monate vorher ermordet, als sie für einen Ausflug in die Göhrde fahren. Im Juli 1989 werden die Leichen von Ingrid Warmbier aus Uelzen und Bernd–Michael Köpping aus Hannover entdeckt - und das nur rund 800 Meter vom ersten Tatort entfernt! Dazu wird das vermeintliche Liebespaar auch noch an dem selben Tag getötet, als das Ehepaar Reinold gefunden wird und der Wald voller Polizisten ist.

Friedhofsgärtner gilt als Mörder

Schon damals wird der wegen schwerer Sexualverbrechen vorbestrafte Friedhofsgärtner Kurt-Werner Wichmann als Täter verdächtigt, aber es fehlen die endgültigen Beweise. Im Jahr 1993 begeht der 44-jährige Lüneburger Suizid, als er wegen anderer Vorwürfe im Gefängnis sitzt. Erst 28 Jahre später gibt es einen neuen Ermittlungserfolg bei der Polizei Lüneburg. Im Rahmen einer routinemäßigen Aufarbeitung des Falls wird eine DNA-Spur in einem der Opfer-Autos gefunden - und diese DNA kann dem verstorbenen Tatverdächtigen Kurt-Werner Wichmann zugeordnet werden.

Da der Verdächtige tot ist, ist der Fall juristisch eigentlich abgeschlossen. Aber die Ermittler glauben, dass es einen Mittäter oder zumindest Mitwisser gibt. Die Polizei Lüneburg hat deshalb eine Spezialstelle eingerichtet, die außerdem bundesweit andere, mögliche Verbrechen Kurt-Werner Wichmanns untersucht. (kum)