Offener Brief nach Interview-Boykott

Claudia Pechstein rechnet schonungslos mit der ARD ab

Peter Kneffel
Claudia Pechstein bei den Olympischen Spielen in Peking
Peter Kneffel/dpa, dpa

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein hat die ARD in einem offenen Brief kritisiert und rechnet schonungslos in einem Statement bei Facebook ab. Die fünfmalige Olympiasiegerin hatte den öffentlich-rechtlichen Sender von einem Pressetermin zu ihrer Rückkehr von den Spielen in Peking ausgeschlossen.

Claudia Pechstein erklärt ihren Boykott

Es ist ihre ganz persönliche Art der Abrechnung. Eisschnellläuferin Claudia Pechstein hat Zeilen verfasst und öffentlich gemacht, die es in sich haben. In einem Brief, den die 50-Jährige auf Facebook veröffentlicht hat, geht sie auf die ARD los.

Seit Jahren führt die Sportlerin einen erbitterten Streit mit der ARD, verweigert dem Sender Interviews und schloss ihn jüngst nach ihrer Rückkehr von den Olympischen Spielen in Peking von einem Pressetermin aus. „Ich dachte eigentlich, der Grund dafür sei allen bekannt. Aber dies ist offensichtlich nicht der Fall“, so Pechstein in ihrem Statement.

In ihrem Brief wendet sich die deutsche Fahnenträgerin auch direkt und namentlich an die ARD-Verantwortlichen um Sportkoordinator Axel Balkausky, der das Verhalten Pechsteins wie folgt erklärt: „Frau Pechstein spricht seit Jahren nicht mit der ARD wegen Hajo Seppelts Berichterstattung in 2012. Wir akzeptieren dies."

Zu viel für die 50-Jährige, die zum Gegenschlag ausholt:

„Wenn Sie das akzeptieren, Herr Balkausky, warum informieren Sie darüber nicht Ihre Mitarbeiter? Und warum teilen Sie ihnen bei dieser Gelegenheit nicht gleich mit, warum Sie das akzeptieren und wie es überhaupt zu meinem Boykott gekommen ist?“

Die Sportlerin spricht über ein "Versagen" von Balkausky "und das Ihres Kollegen Steffen Simon, der als WDR-Sportchef und Sportschauchef im Jahre 2012 genauso für die stümperhafte Seppelt-Berichterstattung in der Verantwortung stand wie Sie, werter Herr Balkausky."

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Claudia Pechstein beim Empfang der Olympiateilnehmer
imago images/Nordphoto

"Das ist an Absurdität kaum zu überbieten"

Außerdem habe die ARD laut Pechstein das "Gebot der journalistischen Fairness" missachtet und Statements, die "nur in vollem Umfang autorisiert" worden seien, verkürzt oder nicht den gesamten Zusammenhang veröffentlicht. Das seien "schwerwiegende handwerkliche Fehler".

2009 wurde Claudia Pechstein vom Eisschnelllaufverband ISU wegen auffälliger Blutwerte für zwei Jahre gesperrt. Hajo Seppelt, der damals in diesem Fall mit seinem Team ermittelte, wirft sie "ehrverletzende Arbeiten" vor. Die Sportlerin beanstandet die Methoden und Vorgehensweisen des Teams und wirft den Journalisten Verfahrensfehler vor.

Aber die Athletin erklärt sich dazu bereit, auch der ARD wieder Interviews zu geben,“ wenn eine öffentliche Entschuldigung und Richtigstellung von Ihnen erfolgt“.