Nach ihren achten Olympischen Spielen
Claudia Pechstein schließt ARD-Journalisten von Interview aus

Claudia Pechstein ist glücklich. Glücklich über ihre bereits achte Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking. Die ganz großen Triumphen sind nicht mehr der Antrieb für die 49-Jährige, die am Dienstag ihren runden Geburtstag feiert. Pechstein will sich und der Welt vielmehr beweisen, dass man auch im für Profisportler fortgeschrittenen Alter noch leistungsfähig ist. Wie lange das noch gelten soll? Unklar, Pechstein schließt nichts aus. Nur die ARD.
Journalisten-Verband übt Kritik an Pechsteins Verhalten
Ja, was war denn da los? Als Claudia Pechstein am Sonntag zu einem Pool-Interview kommt (dort sind zahlreiche Medienvertreter eingeladen), werden die Kollegen der ARD ausgeschlossen. Vom Deutschen Olympischen Sportbund bekommen die Journalisten mitgeteilt, dass die Athletin ihnen keinen O-Ton zur Verfügung stellen möchte.
Für Hajo Seppelt ist die Lage eindeutig. "Frau Pechstein boykottiert die ARD, weil meine Kollegen von der ARD-Dopingredaktion und ich nicht so über sie und einen Dopingverdacht berichteten, wie sie es für angemessen hielt", kommentierte er einen Tweet von Peter Gerhardt. Der hatte von dem Ausschluss berichtet. Der Deutsche Journalisten-Verband sieht darin "ein starkes Stück" und schreibt, das Verhalten Pechsteins "offenbart ein seltsames Verhältnis zur Pressefreiheit.“
Pechstein selbst hat über die Gründe nicht gesprochen. Zumindest ist nichts darüber bekannt. Sie sprach viel lieber über ihre weitere Pläne. Auch wenn sie noch in Peking nach ihrem neunten Platz im Massenstart nicht konkret werden wollte. "Ich schließe gar nichts aus", konterte die Berlinerin Fragen nach einer Fortsetzung der Karriere bis zu den Spielen 2026 in Mailand. Sicher ist nur, dass der Winter für die fünfmalige Olympiasiegerin noch längst nicht vorbei ist, Pechstein bestätigte ihre Teilnahme am Weltcup-Finale am 12./13. März im niederländischen Heerenveen - "hoffentlich wieder mit Zuschauern".
Und danach? Bei allem Respekt für die sportliche Lebensleistung der streitbaren Kufenflitzerin erscheint eine Verlängerung der ohnehin beispiellosen Karriere als Wettkämpferin schwer vorstellbar. Realistischer ist da wohl ein Seitenwechsel in den Trainerbereich. Eine entsprechende Ausbildung an der Kölner Trainerakademie hat Pechstein bereits begonnen. (tno)