Leiden auch Sie momentan an Schlafstörungen?

Charité-Schlafforscher: Corona lässt uns schlechter schlafen

Schlaflos wegen Corona
Schlafstörungen? Corona kann daran durchaus eine Mitschuld tragen.
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Wie sich die Corona-Krise auf den Schlaf auswirkt

Warum wir schlecht schlafen, kann viele Gründe haben: das falsche Bett, Lärm, wenig Bewegung, Licht oder die falsche Ernährung. Aber das, was unseren Schlaf am meisten beeinflusst, ist Stress. „Dazu gehört auch der Corona-Stress“, sagt Prof. Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Charité Berlin im Interview mit RTL. Während der Pandemie sind es vor allem die finanziellen Sorgen, die uns belasten und den Schlaf rauben.

von Cathleen Bergholz

Existenzangst raubt uns den Schlaf

Die Corona-Krise war laut Schlafforscher Fietze eigentlich eine Chance für unsere Gesundheit. „Corona hat das Potential gehabt, den Schlaf zu verbessern. Denn durch das Homeoffice fallen Pendlerzeiten weg, der Arbeitsweg entfällt teilweise ganz.“ Diese zusätzliche Zeit hätten die Menschen wunderbar in mehr Schlaf investieren können. Auf der anderen Seite aber kommen Probleme hinzu. „Es gibt viele Trigger, die den Schlaf verschlechtern. Aber wegen Corona ist ein neuer Trigger dazugekommen: die Existenzangst“, erklärt Prof. Ingo Fietze. Besonders in Zeiten des Lockdown ist die Anzahl der Kurzarbeiter rasant gestiegen. Die finanziellen Nöte haben so stark zugenommen, sodass viel mehr Menschen gestresster sind und schlechter schlafen. Sogar familiäre oder gesundheitliche Nöte stehen hinten an.

Schlafkiller 2: Mangelnde Bewegung

Auch das wöchentliche Sportprogramm muss während Corona leiden. Das Fitnessstudio wird in immer mehr Haushalten gegen die Couch eingetauscht. Dazu kommt mangelnde Bewegung durch das Arbeiten im Homeoffice. Für viele wird der Gang vom Schreibtisch zum Kühlschrank und zurück die einzige Bewegung. Sie ist aber wichtig für einen gesunden Schlaf. Denn bei Bewegung wird der Stoff Adenosin ausgeschüttet. Und genau dieser ist schlaffördernd.

Schlaflosigkeit in der Nacht
Schlaflosigkeit in der Nacht
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Ab wann habe ich eine Schlafstörung?

Siebeneinhalb bis acht Stunden sollte jeder Erwachsene pro Nacht im Idealfall schlafen. „Alles unter 6 Stunden wäre ungesund“, schildert Prof. Ingo Fietze. Jugendliche brauchen sogar neun bis zehn Stunden Schlaf, Vorschulkinder ganze elf bis zwölf Stunden. Die Stunden können jedoch über den Tag verteilt werden, das heißt, ein Mittagsschlaf zählt beispielsweise auch dazu. Trotzdem sollte man nicht gleich panisch werden, wenn man ab und zu Schlafdefizite bemerkt. „Jeder darf mal schlecht schlafen“, betont der Schlafforscher. Er rät jedem, seinen eigenen Schlaf vier Wochen lang zu beobachten und Fehler zu analysieren: Esse ich zu spät? Trinke ich zu viel Koffein vor dem Schlafen? Bewege ich mich zu wenig? Gehe ich zur falschen Zeit ins Bett? Habe ich Einschlafrituale? Werden die Schlafprobleme dann immer noch nicht besser, das heißt, treten die Probleme mindestens drei Mal die Woche auf, sollte man spätestens nach drei Monaten einen Arzt aufsuchen. Auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) erhält jeder Kontakte zu Experten.

Kreislauf: Schlechte Schläfer empfänglicher für Corona

Guter Schlaf ist wichtig! Denn wer gut schläft, stärkt sein Immunsystem und schützt sich damit vor Entzündungen oder Krankheiten. „Virus, Parasit oder sogar die Krebszelle freuen sich, wenn man schlecht schläft“, erklärt der renommierte Schlafforscher und fügt hinzu: „Schlechte Schläfer sind empfänglicher gegenüber dem Corona-Virus.“ Das heißt, nicht nur Corona kann unseren Schlaf beeinflussen, sondern auch umgekehrt: unser Schlaf kann Corona beeinflussen. Fietze empfiehlt von daher dringend, auf ausreichend Schlaf zu achten. Außerdem soll man sich bei den ersten Anzeichen einer Entzündung sofort nach Hause begeben, entspannen, Tee trinken und früh und lange schlafen gehen.

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