Musiker spricht im Prozess über Geschäfte in der Rap-Szene

Bushido: "Wir sind alle Brüder, bis es zum Streit kommt"

25.01.2021, Berlin: Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt unter dem Künstlernamen Bushido, sitzt als Nebenkläger im Prozess gegen den Chef eines bekannten arabischstämmigen Clans und drei seiner Brüder in einem Gerichtssaal. Der Clanchef und seine Brüder stehen unter anderem wegen schwerer räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Foto: Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Prozess gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker geht weiter.
pdz cul, dpa, Paul Zinken

„Managementleistung definiert sich nicht nur an Verkaufszahlen. Auch das Wohlbefinden des Künstlers ist wichtig“, erklärt Bushido am 24. Prozesstag vor Gericht, als es um seine Funktion als Manager geht. Bisher wurde am Amtsgericht Berlin über Bushido als Musiker gesprochen, heute aber versucht der Richter zu verstehen, welche Rolle ein Manager in der Rap-Szene einnimmt. Denn immer noch will das Gericht herausfinden, warum Bushido seinen eigenen Manager, Arafat Abou-Chaker, so lang nicht losgeworden ist.

Richter hält Bushido als Manager für unterbezahlt

Etwa 20 Künstler hat Bushido insgesamt als Manager schon betreut. Besonders wichtig sei dem Rapper neben den Finanzen die zwischenmenschliche Beziehung. Diese solle nachhaltig sein, denn „das Wohlbefinden des Künstlers ist wichtig“, so Bushido.

Insgesamt 20 Prozent Gewinn soll der Rapper mit seiner nachhaltigen Management-Tätigkeit machen. Im Moment arbeite er mit 6 bis 8 Künstlern zusammen – vor allem Newcomer sollen es sein. Für den Richter erscheint Bushidos Verdienst zu gering, er fragt deshalb nach: „Sind Sie da bei einem Newcomer nicht unterbezahlt? Der Arbeitsaufwand ist doch viel höher?“ Selbstsicher entgegnet der Rapper nur: „Ach, Herr Vorsitzender, allein mein Name ist so eine große Marke, da profitieren die Newcomer.“

26.08.2020, Berlin: Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, steht beim Prozess gegen den Chef einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie im Gerichtssaal. Dem ehemaligen Geschäftspartner von Rapper Bushido werden mehrere Straftaten zum Nachteil von Bushido zur Last gelegt. Mitangeklagt sind drei Brüder von Arafat A.-Ch. Bushido ist in dem Verfahren am Landgericht in Berlin Nebenkläger. Foto: ---/dpa Pool/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bushido sagt vor Gericht weiterhin aus.
fux htf, dpa, ---

Aufhebungsklausel in Verträgen in der Rap-Szene nicht üblich

Im zweiten Teil des Prozesstages geht es heute vor allem um die sogenannte Aufhebungsklausel, die es in den Verträgen zwischen Bushido und seinen Künstlern nicht gibt. Sie soll eigentlich sicherstellen, dass das Arbeitsverhältnis zwischen Manager und Künstler jederzeit kündbar ist. „Unter erwachsenen Menschen wäre sowas vielleicht üblich, aber nicht in dieser Welt“, erklärt Bushido und fügt hinzu. „Wir sind alle Brüder, bis es zum Streit kommt und dann will sowieso keiner mehr an dich zahlen.“ Das heißt im Klartext: Solange Manager und Künstler sich gut verstehen, verdienen alle mit. Kommt es zu Auseinandersetzungen ist die Zusammenarbeit Geschichte und finanziell geht jeder seinen eigenen Weg.

„Wenn jemand nicht mehr mit mir arbeiten möchte, ist er frei und kann gehen“, erklärt Bushido vor Gericht. Einmal mehr scheint es so, als wolle er deutlich machen, wie gnädig er als Manager zu seinen Künstler ist.

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Bushido: Kündigungsfristen jucken Arafat Abou-Chaker nicht

Ganz anders soll sich Arafat Abou-Chaker als Manager verhalten haben. „Kündigungsfristen jucken Arafat Abou-Chaker nicht“, sagt Bushido. Diverse Male habe er versucht, Arafat eine Auflösungsvereinbarung mit einer 5-jährigen Abfindung unterschreiben zu lassen. Doch sein ehemaliger Geschäftspartner habe sich strikt geweigert. „Die Geschäftsbeziehung zwischen Ihnen und Herrn Abou-Chaker sollte einfach weiterlaufen solange Sie Musik machen?“, fragt der Richter in Berlin. Darauf antwortet Bushido: „Noch darüber hinaus. Er wollte ja auch Anteile an meiner Musik und Tantiemen.“ Bushido sei klar gewesen, dass es nur eine Chance gibt, von Abou-Chaker loszukommen: „Ich muss möglichst viel Geld zusammenkratzen, damit er mich und meine Familie in Ruhe lässt.“

Bereits in zwei Tagen geht der Prozess in die nächste Runde – auch RTL-Reporterin Samina Faizi ist wieder vor Ort und verfolgt erneut die Aussage von Rapper Bushido.