Nach Wiederaufserstehung
Rudi-Rausch auch bei der Heim-EM? Das spricht dafür - das dagegen
Im Rudi-Rausch zur Heim-EM?
Es war DER Abend der großen Hoffnung. Unter Rudi Völler (63) feiert Fußball-Deutschland seine Wiederauferstehung. Bezwingt Vize-Weltmeister Frankreich mit 2:1. Spielt (fast), als wäre vorher nichts gewesen. Jetzt läuft die Bundestrainer-Suche auf Hochtouren. Völlers Ausflug auf die Bank sollte (in vielerlei Hinsicht) einmalig sein. Aber muss sie das wirklich? Könnte die Nationalmannschaft mit Völler nicht auch die Heim-EM rocken? Das spricht dafür – das dagegen!
Pro Rudi
Der Motivator: Er muss gezaubert haben in diesen rund 48 Stunden zwischen der mindestens schlecht getimten Entlassung von Hansi Flick und dem starken Auftritt gegen die Franzosen. Hat einer völlig verunsicherten und verklemmten Selbstvertrauen und Spielfreude eingehaucht. Das deutsche Fußball-Herz, es pocht wieder. Seine Qualitäten als Motivator scheint der 63-Jährige also nicht verloren zu haben.
Der Vertrauensschenker: „Manchmal ist es einfacher, Einfachheit in Perfektion zu machen“, sagte Nationaltowart Marc-André ter Stegen nach dem Sieg in Dortmund. Einfach einfach spielen. So das simple Rezept am gestrigen Abend für einen Kick, der so anders ware als die vergangenen Peinlich-Auftritte unter Flick. Und einfach: das kann Völler – im hochwertigsten aller Sinne. Nicht die Gehirne der Spieler verknoten mit zu viel taktischem Geflecht. Vertrauen geben in die eigene Stärke, dann kommt der Rest von alleine (wieder). Hat man gestern gesehen. Völler, der Loslasser. Der Vertrauenschenker. Die DFB-Elf spielte so, als wäre das halbe Jahr davor nur auf dem Papier passiert.
Der Überrschungs-Effekt: Außerdem: Völler kam auf die Trainerbank wie Kai aus der Kiste. Plötzlich saß er da und machte intuitiv alles richtig. Keine Erwartungen von beiden Seiten, nur ein großes freies Feld für Kreativität. Ein guter Nährboden für Wachstum. Muss ja keine Dauerlösung sein, aber für die EM im kommenden Sommer könnte genau das der (erfolgreiche) Überraschungs-Move sein. Rudi-Effekt auch fürs nächste Sommermärchen? Warum nicht?! Könnte mehr als nur charmant sein ...
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VIDEO: SO kann es gerne weitergehen!
Heim-EM mit Tante Käthe auf der Bank? Stimmen Sie ab!
Contra Rudi
Nein heißt nein – oder doch nicht? Zunächst: Er will halt nicht weitermachen. Hat vor der Partie klargestellt, dass er nur in diesem einen Spiel gegen Frankreich einspringt – und es auch nach dem Abpfiff erneut bekräftigt. Doch auch schon im vergangenen Jahr hievte ihn der DFB erfolgreich vom Rentner-Sofa in den Sportdirektor-Sessel. Nur: „Die vergangenen Tage waren sehr stressig“, erklärte Völler gestern am späten Abend. Der Job an der Seitenlinie ist da noch mal eine andere Nummer. Schon nach der 1:4-Blamage gegen Japan stand er völlig verschwitzt vor dem RTL-Mikro. Warum sollte er sich den EM-Stress, den ganzen Druck ernsthaft antun?
Eher Notnagelsmann als Nagelsmann: „Tante Käthe“ an der Seitenlinie, nicht nur für Nostalgiker war es einfach mindestens ein schöner Spaß, ihn wieder fuchtelnd und jubelnd in Aktion zu sehen. Doch hat er wirklich alle Fans hinter sich? Nach nur diesem einen Erfolg? Seit gefühlten Ewigkeiten sehnt sich Fußball-Deutschland nach Jürgen Klopp. der wird es nun mal nicht. Dann wäre dann auch noch Julian Nagelsmann. Jung, dynamisch, erfolgreich, arbeitslos. Wäre zu haben. Und bringt definitiv mehr Perspektive für ein längerfristiges Engagement mit. Gegen Nagelsmann wirkt Völler eher wie der Notnagelsmann. Maximal notgedrungene C-Lösung – wenn überhaupt.
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Rudi und EM – ging schon mal in die Hose: EM Kann Rudi einfach nicht. In seinem letzten Jahr als DFB-Teamchef (2000-2004) schied er mit der Mannschaft kläglich in der Vorrunde aus und haute anschließend in den Sack. Vorrunden-Aus gehört zwar leider seit den vergangenen Turnieren zum deutschen Standard, aber dass sich Geschichte gerade vor der eigenen Haustür wiederholt, das will nun wirklich niemand. Am wenigsten wohl ein Rudi Völler selbst ...