„Man konnte sehen, dass sie sich draußen vermummt haben"
50 Hansa Rostock-Fans stürmen Tankstelle und räumen Regale aus
von Julia Lübbersmeyer
Eine Tankstelle in Büchen (Schleswig-Holstein) wird am Sonntagabend (12. März) zum Schauplatz einer Aktion, die an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist. Dutzende Anhänger des Zweitligisten Hansa Rostock stürmten den Verkaufsraum, stopfen sich die Taschen mit Diebesgut voll und fliehen anschließend ohne zu bezahlen. Ein Großaufgebot der Polizei mit 150 Einsatzkräften muss anrücken, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Man konnte sehen, dass sie sich draußen vermummt haben, also keine Absicht hatten etwas zu kaufen“
5.500 Rostocker Fans unterstützen am vergangenen Sonntag ihren Verein auswärts in der Partie gegen Hannover 96. Die beiden Zweitligisten trennten sich mit einem 1:1 – kurz darauf zog die Polizeidirektion Hannover eine positive Bilanz der Begegnung: „Das Fußballspiel verlief (..) friedlich und störungsfrei.“ Nach Abpfiff der Partie traten die Fans des FC den Rückweg nach Hause an. Ca. 350 Fans verpassten in Büchen ihren Anschlusszug und strandeten in der Gemeinde in Schleswig-Holstein. Hier schlug die zuvor friedvolle Stimmung rasant um. Aufgestachelt machte sich die Gruppe auf dem Weg zu der nahegelegen Tankstelle in der Raiffeisenstraße: „Die ersten fünf Fans kamen, klar erkenntlich durch ihre Kleidung, in den Laden, haben auch etwas gekauft, dann folgten mindestens 40-50 Fans. Alle sind rein in den Laden, man konnte sehen, dass sie sich draußen vermummt haben, also keine Absicht hatten etwas zu kaufen“, schilderte der Tankstellen-Pächter im RTL-Interview.
Waren im Wert von 300 Euro gestohlen
Augenzeugen riefen sofort die Polizei. Trotzdem hielten sich die vermummten Fußball-Anhänger zunächst ein paar Minuten in dem Laden auf, plünderten Süßigkeiten- und Getränkeregale. Kurz darauf flüchtete die Meute, als die ersten Einsatzkräfte eintrafen. Laut Polizeiangaben wurden Waren im Wert von mehr als 300 Euro gestohlen. Nach dem Überfall wurde die star-Tankstelle sofort geschlossen, ebenso wie eine weitere Tankstelle in Büchen. Der Tankstellen-Pächter ist davon überzeugt, dass die Polizeipräsenz die Fans einschüchterte: „Man weiß nicht, wie der Schaden gewesen wäre, wenn das Aufgebot der Polizei kleiner gewesen wäre.“
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40 Verdächtige können identifiziert werden
Nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Straftat wurde die Bundes- und Landespolizei zum Einsatzort gerufen. Insgesamt 150 Polizistinnen und Polizisten waren vor Ort. Den Beamten gelang es 40 der Verdächtigen zu identifizieren. Um 21:26 Uhr verließen die Fußballfans schließlich den Büchener Bahnhof, nachdem die Polizei den Zugverkehr für eine halbe Stunde gestoppt hatte, um die Meute in die Bahn zu schleusen.
Obwohl es keine weiteren Beschädigungen im Verkaufsraum der Tankstelle gab, sitzt der Schock bei allen Beteiligten tief: „Mit sowas rechnet man überhaupt nicht. Ich verstehe nicht, dass Leute – Fußballfans – die eigentlich zu einer Fußball-Feier gehen, mit solchen Absichten durch die Gegend laufen“, bedauert der Tankstellen-Pächter im Gespräch mit RTL. Ihnen allen droht jetzt eine Anklage wegen Diebstahls.