209 Tiere stehen auf der Todesliste

Brutale Tradition auf Island: Jagd auf Finnwale soll wieder aufgenommen werden

MEX, 2008: Finnwal (Balaenoptera physalus) atmet an der Wasseroberflaeche. Aus der Luft gesehen. [en] Fin Whale, Finback Whale, Common Rorqual (Balaenoptera physalus). Aerial view of adult at surface, spouting or blowing. | MEX, 2008: Fin Whale, Finb
Der Isländer Kristján Loftsson, Besitzer von vier Walfangschiffen, hat angekündigt, ab Juni wieder Jagd auf Finnwale zu machen
picture alliance / WILDLIFE, WILDLIFE/M.Carwardine

Das sinnlose Abschlachten von Walen soll in Island wieder beginnen. Der einzige Finnwal-Jäger der Welt plant, 209 friedliche Meeressäuger zu töten. Das berichtet die Tier- und Artenschutzorganisation „Pro Wildlife“.

Island: Finnwal-Jäger will 209 Meeressäuger abschlachten

Der Isländer Kristján Loftsson hat angekündigt, ab Juni wieder Jagd auf Finnwale zu machen. Dem 79-Jährigen gehören vier Walfangschiffe. „Nach drei Jahren Walfang-Pause hatten wir so sehr gehofft, dass Islands Harpunen endlich verschrottet werden,“ so Dr. Sandra Altherr von „Pro Wildlife“. Und weiter: Die Ankündigung Loftssons sei „ein letztes Aufbäumen des Walfängers“. Denn: Das isländische Fischereiministerium hatte vergangenen Monat angekündigt, ab 2024 keine Walfangquoten mehr erteilen zu wollen.

Obwohl ihm die Regierung für die Jahre 2019 bis 2023 eine Fangquote von jeweils 209 Finnwalen genehmigt hatte, hat der mittlerweile 79-jährige Loftsson in den letzten drei Jahren den Walfang ruhen lassen. Die Gründe: Probleme mit der Verarbeitung der Wale und der stockende Export in das einzige Absatzland Japan.

ARCHIV - Ein Arbeiter steht in Walvisfjord auf Island neben einem erlegten Finnwal, der gerade zerlegt wird (Foto vom 26.10.2006). Von Island aus werden in diesem Sommer keine Finnwale gejagt. Der einzige hier aktive Unternehmer auf der Atlantikinsel
Isländer jagen und töten einen Finnwal (Archivbild)
dpa, Gisli Pall Gudjonsson

Island hat Zerlegen der Wale unter freiem Himmel erst verboten

Islands oberste Veterinärbehörde hatte Loftsson erst verboten, die getöteten Finnwale unter freiem Himmel zu zerlegen und zu verarbeiten. Doch dann wurde diese Entscheidung laut „Pro Wildlife“ wieder gekippt.

„Wir vermuten, dass Loftssons Flotte dieses Jahr nochmal auslaufen soll, um seine Ansprüche auf den Walfang zu bekräftigen. Es zeigt, wie sehr er darum kämpft, auch ab 2024 wieder eine Quote zu bekommen,“ so die „Pro Wildlife“-Sprecherin.

Seit Wiederaufnahme der Jagd 2006 töteten Loftssons Schiffe bis 2018 insgesamt 852 der laut Roter Liste gefährdeten Finnwale. Von 2019 bis 2021 blieb die Flotte im Hafen. Und nun soll das brutale Abschlachten der majestätischen Tiere doch wieder weitergehen. Zu verstehen ist das kaum. Zumal die gefährdeten Tiere auch noch gut für das Klima sind. Wieso? Das sehen Sie unten im Video.

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Island steht wegen Walfang in der Kritik

Islands Walfang steht seit vielen Jahren in der Kritik, denn das Land ignoriert das seit 1986 weltweit geltende kommerzielle Walfangverbot der Internationalen Walfangkommission (IWC). Islands Regierung berief sich bislang auf seinen formalen Widerspruch gegen das Verbot. Jedoch musste sie in den letzten Jahren zunehmend die möglichen schädlichen Auswirkungen der Jagd bedenken: Vor allem die boomende Walbeobachtungsindustrie des Landes befürchtet Umsatzeinbußen, wenn ihre Kunden Augenzeugen der blutigen Jagd werden.

„Pro Wildlife“ fordert von der EU, endlich gegen die Waljagd in europäischen Gewässern tätig zu werden. „Wir erwarten angesichts der schlechten Nachrichten aus Island, dass die Internationale Walfangkommission auf ihrer Tagung im Oktober endlich die Reißleine zieht und Island, wie auch Norwegen, zur Rechenschaft zieht“, so Altherr abschließend. (lth)