RTL-Sportchef: "Das war teilweise zum Fremdschämen"

Joshua flippt nach einem denkwürdigen WM-Kampf aus

Über das Urteil dürfte es keine Diskussion geben, zu eindeutig war der verdiente Sieg nach Punkten von Oleksandr Usyk gegen Anthony Joshua. Doch was der unterlegene Herausforderer sich im Nachgang leistete, war teilweise zum Fremdschämen und an Skurrilität kaum zu überbieten. Auf der anschließenden Pressekonferenz bekam Usyk dann eine ganze besondere Flagge überreicht – zu sehen oben im Video.

"Da sind die Sicherungen durchgebrannt"

Als Anthony Joshua sportlich am Boden war, verpasste er auch seinem Ruf als Everybody's Darling mit einem wirren Auftritt den K.o. Nach der knappen, aber völlig verdienten Niederlage in einem hochklassigen Duell mit Schwergewichtsweltmeister Usyk warf der völlig frustrierte Joshua zwei WM-Gürtel des Ukrainers zu Boden, stürmte frustriert aus dem Ring - und kehrte für eine abstruse und mit Schimpfwörtern übersäte Rede zurück. Statt Usyk das Scheinwerferlicht zu überlassen, stahl er dem verdienten Champion respektlos den Moment des Triumphs.

"Da sind die Sicherungen durchgebrannt"

JEDDAH, SAUDI ARABIA - AUGUST 20: Anthony Joshua makes a speech after being defeated by Oleksandr Usyk in the Rage on the Red Sea Heavyweight Title Fight at King Abdullah Sports City Arena on August 20, 2022 in Jeddah, Saudi Arabia. Photo by Khalid Alhaj/MB Media SPO PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xKhalidxAlhaj/MBxMediax
Wirrer Auftritt am Mikrofon nach dem eindeutigen Urteil: Anthony Joshua
Imago Sportfotodienst

„AJ hat sich als schlechter Verlierer präsentiert. Das war teilweise zum Fremdschämen und schlechter Stil“, urteilt RTL-Sportchef Andreas von Thien über den skurrilen Auftritt nach dem Urteil. „Usyk Kinderboxen vorzuwerfen, unterlegt mit bitteren Begriffen, war komplett unangemessen. Da sind die Sicherungen durchgebrannt“, so von Thien. Und es passt auch so gar nicht zu einem ansonsten sehenswerten Kampf.

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Joshua wird ab Runde 10 verprügelt

JEDDAH, SAUDI ARABIA - AUGUST 20: Oleksandr Usyk of Ukraine (R) in action against Anthony Joshua (L) of Great Britain during boxing rematch under the name of "Rage in the Red Sea" at King Abdullah Sports Complex in Jeddah, Saudi Arabia on August 20, 2022. Ayman Yaqoob / Anadolu Agency
Ab Runde 10 musste Joshua (l.) viel einstecken.
picture alliance

Denn tatsächlich zählte das Finale im saudi-arabischen Dschidda zum Besten, was das Schwergewichtsboxen in der jüngeren Vergangenheit zu bieten hatte. In einem ausgeglichenen Duell setzte zunächst Joshua mit einer grandiosen neunten Runde ein Zeichen und brachte Usyk in ernsthafte Probleme.

Doch der Vierfach-Weltmeister erholte sich und schlug gnadenlos zurück. „Usyk ist ein technisch und taktisch super ausgebildeter Boxer. Der geht mit einem klaren Plan vor“, erläutert von Thien. Mit enormem Tempo und herausragenden Kombinationen verprügelte er Joshua ab Runde 10, wie er es bereits beim ersten Kampf im September 2021 getan hatte. „Das letzte Drittel des Kampfes war spektakulär“, so von Thien. Dass Usyk der bessere Boxer ist, erkannte der gekränkte Brite aber dann doch noch ohne Umschweife an: „Er ist ein phänomenaler Boxer. Unter diesen Umständen zu gewinnen, ist unglaublich.“

Tolle Geste von Joshua zum Abschluss

Ein ziemlich fader Beigeschmack bleibt dennoch. Joshua erklärte zwar im Anschluss, dass er aus dem Ring gestürmt sei, weil er dachte, er würde sonst etwas Dummes tun. Die anschließende Rede sei einfach von Herzen gekommen.

Moderator Andreas von Thien
RTL-Sportchef Andreas von Thien
TVNOW / Stefan Gregorowius

Dass er ein gutes Herz hat, zeigte Joshua anschließend, als er gemeinsam mit Usyk die ukrainische Flagge hoch hielt. „Das war eine tolle Geste, sehr positiv und bemerkenswert. So kennt man ihn eigentlich“, urteilt von Thien. Und so hatte der denkwürdige Abend noch ein gutes Ende. (cni/dpa)