Beckenboden-Training kann helfen
Blasenschwäche-Report: Die Hälfte der Betroffenen ist unter 40

Neun Millionen Menschen leiden in Deutschland laut der Deutschen Kontinenz Gesellschaft an einer schwachen Blase, vor allem Frauen. Und Blasenschwäche kennt kein Alter, hat unter anderem eine Studie im Auftrag des Unterwäsche-Start-ups „Kora Mikino“ aus Berlin ergeben. Wir fassen die überraschendsten Ergebnisse des Blasenschwäche-Reports 2021 zusammen.
Blasenschwäche kennt kein Alter

Zufall ist der Zeitpunkt der Studie sicherlich nicht, wurde sie doch von einem Unternehmen in Auftrag gegeben, das pünktlich zum Weltfrauentag Blasenschwäche-Unterwäsche gelauncht hat. Die Ergebnisse sind dennoch repräsentativ und behandeln ein Tabu-Thema, das viele Frauen betrifft. 1.041 von ihnen zwischen 30 und 75 Jahren wurden für den Blasenschwäche-Report 2021 befragt.
51,8 Prozent der Frauen sind demnach von einer Blasenschwäche betroffen. Meint der Laie, dass das nur bei Damen fortgeschrittenen Alters der Fall ist, so liegt er falsch. Der Blase ist das Alter ziemlich egal. Gut 47 Prozent der Frauen sind zwischen 30 und 39 Jahre alt – Frauen unter 30 wurden in dem Report nicht befragt.
Vor Lachen in die Hose machen
Wir kennen alle das Sprichwort „Ich habe mir vor Lachen fast in die Hose gemacht“. „Frauen mit Blasenschwäche kennen dieses Gefühl nur zu gut“ heißt es in einer Pressemitteilung von „Kora Mikino“. 58 Prozent der von Blasenschwäche betroffenen Frauen haben in einer Umfrage angegeben, dass beim Lachen schon einmal etwas danebengegangen ist. Über 50 Prozent sind unter 40 Jahre alt.
Noch höhere Zahlen weist die Umfrage beim Niesen auf. Bei 75 Prozent der 30- bis 39-Jährigen ist dabei schon Urin im Slip gelandet, insgesamt kennen das 85 Prozent der Frauen zwischen 30 und 75 Jahren.
Viele Frauen vertrauen auf "Dr. Google"
Blasenschwäche ist ein Tabu-Thema, mit Scham belegt. 48 Prozent der Frauen finden ihre Blasenschwäche peinlich. Das dürfte auch erklären, warum viele Betroffene Google zurate ziehen, bevor sie sich einem Arzt öffnen. 39,5 Prozent der Frauen vertrauen den Ergebnissen der Suchmaschine, etwa genauso viele besuchen den Facharzt. Keine 20 Prozent vertrauen sich ihrem Hausarzt an.
Bedeutung des Begriffs: Was ist Inkontinenz?
Von einer Inkontinenz spricht man, wenn der Körper den Inhalt der Blase und/oder des Darms nicht sicher speichern kann und gar nicht oder nur mangelhaft selbst bestimmen kann, wann und wo er entleert wird. Bemerkbar macht sich das durch unwillkürlichen Urinverlust oder Stuhlabgang, so die Definition der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.
Ist Ihnen das auch schon einmal passiert? Nehmen Sie das Problem nicht auf die leichte Schulter. Sie sollten zum Arzt gehen, wenn Sie eine oder mehrere der folgenden Fragen mit "Ja" beantworten können:
Müssen Sie weit mehr als achtmal pro Tag auf die Toilette?
Müssen Sie deutlich öfter als früher "Wasserlassen"?
Spüren Sie manchmal einen plötzlichen unkontrollierten Drang zum Wasserlassen?
Haben Sie schon einmal Urin verloren, weil Sie den Drang nicht beherrschen konnten?
Verlieren Sie manchmal Urin beim Lachen oder Husten?
Haben Sie Schmerzen beim Wasserlassen?
Haben Sie oft das Gefühl, Ihre Blase nicht vollständig entleeren zu können?
Leiden Sie häufig unter lang anhaltendem Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen?
Ursachen von Blasenschwäche
Für Inkontinenz gibt es zahlreiche Ursachen. Eine der häufigsten ist eine Schließmuskelschwäche. Bei Frauen geschieht das oft nach gerade erfolgter oder zurückliegender schwerer Geburt oder Mehrfachgeburten. Dadurch wird der Beckenboden überdehnt.
Auch in den Wechseljahren kann es zur Blasenschwäche kommen: Weil der Hormonspiegel absinkt, werden die Schleimhäute im Unterleib trockener, dünner und verletzlicher. Die Scheidenwände erschlaffen und die Beckenbodenmuskulatur verliert an Kraft. Dadurch sinkt die Blase ab und der "Verschlussapparat" kann versagen. Übergewicht kann den Beckenboden ebenfalls belasten.
Mehr als ein halbes Dutzend Erscheinungsformen der Blasenschwäche sind bekannt. Die wichtigsten sind die Stressinkontinenz, die Dranginkontinenz und die Überlaufinkontinenz.
Behandlung von Inkontinenz
Bei der Therapie einer schwachen Blase zählt das richtig ausgeführte Beckenbodentraining. Laut Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenzzentrums Villingen-Schwenningen, eine der erfolgversprechendsten Methoden. Allerdings: Jede dritte Frau zeigt sich laut Umfrage als Sportmuffel. Gerade einmal 30 Prozent stärken regelmäßig ihren Beckenboden mit gezielten Übungen, um ihrer Blasenschwäche sportlich etwas entgegenzusetzen.
Je nach Ausprägung der Krankheit können Medikamente helfen, während eine schwere Inkontinenz operativ behandelt werden sollte.
LESETIPP: So lässt sich Blasenschwäche vermeiden.
Video: Das bringen Beckenboden-Übungen
Zwei Übungen für den Beckenboden
Übung 1
Setzen Sie sich auf ein längs liegendes, zusammengerolltes Handtuch, das Sie auf einem Stuhl platziert haben. Ihr Damm liegt auf der Handtuchrolle. Versuchen Sie nun, den Damm beim Einatmen leicht anzuheben und beim Ausatmen wieder abzusetzen. Wiederholen Sie diese Übung zehnmal.
Übung 2
Hierbei handelt es sich um eine von vielen Pilates-Übungen, die Frauen mit schwacher Blase helfen können. Grundsätzlich eignen sich sowohl Pilates als auch Yoga sehr gut, um den Beckenboden zu trainieren und zu kräftigen.
Legen Sie sich mit dem Rücken auf eine Yoga-Matte und stellen Sie Ihre Beine hüftbreit auf. Kippen Sie nun Ihr Becken nach hinten, sodass Sie Ihre Hand nicht mehr zwischen die Matte und Ihren Rücken schieben können. Heben Sie nun Ihren Po an, sodass Oberschenkel und Oberkörper eine Diagonale zum Boden bilden. Schultern und oberer Rücken bleiben auf der Matte. Ihre Handflächen drücken dabei in den Boden. Halten Sie die Position drei bis vier Sekunden. Danach legen Sie Ihren Po wieder ab und wiederholen die Übung zehnmal.