Was steckt hinter der Aktion?

70 Bäumen droht in Berlin die Abholzung - und dabei sind sie völlig gesund!

Birnenbaum
Links ein verbliebener Birnenbaum in voller Pracht, rechts die kürzlich beschnittene Version
RTL
von Marc Chmiel

Weil ihre Früchte angeblich eine Rutschgefahr darstellen, werden in Berlin 70 chinesische Birnenbäume gefällt. Für die Anwohner ist das Argument nicht nachvollziehbar. Sie haben eine ganz andere Vermutung, was hinter der Abholz-Aktion stecken könnte.

Amt warnt vorRutschgefahr durch Früchte

Apfelbaum
Vier Bäume wurden bereits ersetzt
RTL

Vanessa Hausmann hat es sich in der Vormittagssonne gemütlich gemacht, denn Sonne gibt es in der Immanuelkirchstraße im Berliner Prenzlauer Berg inzwischen genug. Nur fünf Meter weiter wurde ein Birnenbaum gefällt, viele weitere sind teilweise bis zum Stamm gestutzt. Mittelfristig sollen hier alle der 1997 gepflanzten Birnenbäume verschwinden – zum Ärger vieler Anwohner: „Das ist für mich nicht nachzuvollziehen und auch nicht zu rechtfertigen“, sagt Vanessa Hausmann.

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Als „einmalig“ bezeichnet ein anderer Anwohner die Blüten der Bäume. Trotzdem ist vor etwa einer Woche das Straßen- und Grünflächenamt angerückt und griff ohne Ankündigung zur Kettensäge. Im Berliner Tagesspiegel begründet das Amt die Maßnahme mit der Sicherheit für die Anwohner: „In den vergangenen Jahren zeigte sich, dass diese Bäume leider nicht als Straßenbaum geeignet waren. Die große Fruchtbildung führte im Herbst der vergangenen Jahre zu einer großen Rutschgefahr auf den umliegenden Bereichen – insbesondere für die Fußgänger auf den Gehwegen.“

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Beschwerden durch parkende Autofahrer

Besonders im Herbst sollen demnach heruntergefallene Birnen den abschüssigen Gehweg säumen. Beschwerden darüber hören wir vor Ort aber nicht. Ein Anwohner erklärt: „Ich wohne seit zehn Jahren hier und hatte noch nie Probleme“. „Das war für mich kein Gefahrenherd“, sagt eine Rentnerin, die aber einräumt, dass die Früchte im Herbst durchaus zermatscht auf dem Gehweg liegen – für Menschen im Rollator könne das womöglich doch zum Problem werden.

Trotzdem halten viele das Argument nur für vorgeschoben. Laut Tagesspiegel gibt es eine andere Vermutung: Gefahr bestünde vielmehr für parkende Autos, daher habe es Beschwerden gegeben. Vier Bäume sind inzwischen bereits gefällt und wurden durch Apfeldorn ersetzt. Für Anwohnerin Tina Kitzing „ein wahnsinniger Verlust.“ Sie sagt: „Ich liebe diese Straße.“

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