Band Dominum mit Debütalbum „Hey Living People"

Sänger Dr. Dead will uns zu Metal-Zombies machen: „Wenn alle Rockfans wären, wäre die Welt besser"

Die Band "Dominum" rund um Frontmann Dr. Dead tritt im Zombie-Look auf.
Die Band „Dominum" rund um Frontmann Dr. Dead tritt im Zombie-Look auf.
360 Grad
von Denise Kylla

Diese Band ist nichts für schwache Nerven – zumindest optisch!
„Dominum“ zeigen sich als gruselige Zombies. Nur Frontmann Felix Heldt alias Dr. Dead ist noch als Mensch zu erkennen und führt die Gruppe an. Das Debütalbum „Hey Living People“ erscheint am 29. Dezember, bisher gibt es drei Videos. Die Umsetzung hat das Team von 360 Grad übernommen, das auch schon mit Rammstein gearbeitet und Filme für Within Temptation und Peter Maffay produziert hat. Wie der Barfuß-Videodreh mit Ketten im Wald ablief und was Gleichberechtigung mit Kannibalismus zu tun hat, erklärt Felix im Interview mit RTL.
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„Dominum" ist Latein und heißt so viel wie „Herrscher" oder „den Herrschenden" - wen beherrscht Ihr?

Wir beherrschen die Untoten. Der Name ist nach dem Song „Immortalis Dominum“ entstanden. Wenn man eine Band gründet, durchläuft man einen Findungsprozess, der nicht so leicht ist. Man verheiratet sich quasi für immer mit dem Namen. Einer aus dem Team sagte dann: „Dominum ist doch gut.“ Wir haben den Namen dann in Großbuchstaben aufgeschrieben. Irgendwie war es dann „magic“. Als es dann am nächsten Tag immer noch „magic“ war, fing man an zu glauben – vielleicht haben wir da etwas Gutes gefunden.

Ein Zombie am Bass - "Patient Zero" live auf der Bühne.
Ein Zombie am Bass - „Patient Zero" live auf der Bühne.
Markus Felix, Markus Felix

Was ist Eure Vision für die Band?

Ich bin sehr großer „Walking Dead“-Fan. Ich habe mit zwölf meinen ersten Zombie-Film gesehen und seitdem war ich verzaubert. Ich schaue auch immer, was es Neues in dieser Richtung gibt – „The Last of Us“ ist geil.

Außerdem bin ich Musikproduzent und arbeite unter anderem mit „Visions of Atlantis“ – das sind Piraten. Dann gibt es die Band „dArtagnan“ – das sind Musketiere, es gibt Werwölfe, es gibt Wikinger. Aber es gab keine Zombie-Band. Ich dachte mir: Mit Zombies kann jeder etwas anfangen.

Es gibt die Vision von Dominum und der Rolle „Dr. Dead“, die ich einnehme. Ein Beispiel: Wenn man auf Wacken eine Band spielt, die einem nicht so gut gefällt, ist das nicht schlimm. Man holt sich ein Bier und steht dort und fühlt sich trotzdem wohl, weil die Menschen um einen herum gut sind. Da dachte ich mir: Wenn alle Menschen auf der Welt Metal- oder Rockfans wären, dann wäre es wahrscheinlich einfacher. Jetzt ist es nicht so leicht, Menschen zu bekehren. Aber „Dr. Dead“ hat es da leichter. Er hat ein Serum und hat sich quasi seine Metal-Zombies gezüchtet. Und denen geht es eigentlich ganz gut. Klar: Der erste Biss tut weh. Aber wenn das überstanden ist, geht es eigentlich allen gut. Das ist eigentlich die große Vision: Die Welt verbessern mit Metal-Zombies.

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Im Video zu "Immortalis Dominum" nimmst Du eine Frau an die Kette - was sagt sie dazu?

Sie war absolut begeistert (lacht). Aber: die Kette war auch der absolute Horror. Sie war eng, man kriegt schlecht Luft. Wir haben auch im ersten Video so eine Kette benutzt, die Patient Zero (Bassist der Band, Anm. d. Red.) um den Hals getragen hat. Er hatte dazu auch noch Kontaktlinsen drin, durch die er nichts sehen konnte. Und er hat keine Luft bekommen. Als er gefragt hat, wie lange der Dreh noch dauert, sagte das Team: „Noch eins, zwei Takes.“ Im Endeffekt haben wir aber noch anderthalb Stunden gedreht. Als wir Patient Zero dann später rausgeführt haben, sah er aus wie Ozzy Osbourne...

Das erste Album "Hey Living People" richtet sich an alle zukünftigen Metal-Zombies.
Das erste Album „Hey Living People" richtet sich an alle zukünftigen Metal-Zombies.
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Der Song „We All Taste The Same" zeigt schön, dass wir alle gleich sind. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, diese Message im Kannibalismus zu verpacken?

Dominum soll keine politische Band sein. Wenn du auf eines unserer Konzerte gehst, sollst du einfach die Show genießen und abschalten können. Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, dass man sich einmal positioniert. Es gibt viele Leute, die sagen, es spiele keine Rolle, ob du groß, klein, dick oder dünn bist. Aber eigentlich stimmt das überhaupt nicht. Das ist immer noch ein großes Thema. Einem Zombie ist es egal, wer du bist. Der frisst dich immer gern. Ich fand, das ist einfach eine ganz nette Idee – dem schmeckt’s einfach. Womöglich war das ein politischer Hintergedanke, den Dr. Dead versucht hat, dort einzupflegen.

Du bist Fan der Serie "The Walking Dead". Bist du der Rick in der Band?

Das Ding ist: Bei Walking Dead denkt man, dass Neagan der ultimative Bösewicht ist. Aber irgendwann sieht man alles aus der anderen Perspektive und da ist Neagan der Gute für seine Leute und Rick plötzlich der Böse. Ich finde, das war ein toller Twist.

Natürlich hat Dr. Dead nur das Beste im Sinn und will die Welt retten. Weil so, wie es jetzt gerade ist, funktioniert es nicht. Dr. Dead versucht, eine Lösung zu bieten. Ob der Ansatz des Metal-Zombies gut oder böse ist, muss jeder selbst bewerten. Auf jeden Fall hat er im Sinn, Gutes zu tun und zu helfen. Auf Konzerten funktioniert das ganz gut – die Leute lassen sich gerne helfen.

Zurück zur Frage: Ich würde sagen, Dr. Dead ist Rick oder Neagan.

Vier Zombies und ihr Meister Dr. Dead.
Drei Zombies und ihr Meister Dr. Dead.
360 Grad

Auf Eurem Album ist auch ein Cover des Hits „You Spin Me Right Round" von Dead or Alive zu hören. Warum dieser Song?

Der Name der Band könnte etwas damit zu tun haben...“Dead or Alive“ – (Anm. d. Red. deutsch: „Tot oder lebendig“). Als Metal-Künstler ist es spannend, Songs zu covern. „You Spin Me Right Round“ ist ein Song, den jeder kennt und jeder mag. Die Idee dahinter ist, einen Song zu nehmen und ihn noch besser zu machen.

Hier läuft immer Musik und die Spotify-Playlist läuft dann einfach durch. Wir saßen in der Küche und haben Kaffee getrunken und dann lief Billie Eilish mit „Bad Guy“. Wir haben gesagt: Wie cool wäre es, wenn das ein Metal-Breakdown wäre. Wir waren im Studio, hatten Gitarren da und haben den Song dann einfach in unserer Version aufgenommen. So haben wir es mit „Dead or Alive“ auch gemacht. Eine gute Melodie bleibt eine gute Melodie – einen guten Song entstellt nichts.

Für Eure Videos habt ihr mit einem Produzenten gedreht, der auch schon mit Rammstein zusammengearbeitet hat. Wie war das für Euch?

Wir haben Videos von Within Temptation, Peter Maffay, Kelly Family und Rammstein angeschaut und fanden, das ist alles eine gute Ästhetik. Mit einem Produzenten, der Rammstein so versteht, möchte man auch mal ein Zombie-Video machen. Wir wollten es so aufziehen, dass es einem „Walking Dead“-Freak auch gefällt und das Team von 360 Grad hatte richtig Lust darauf.

Es waren auch super lustige Drehs. Man könnte meinen, wenn ein Mädel im Wald gefressen wird, könnte die Stimmung etwas bedrückend sein. Aber: Es war lustig.

Live auf der Bühne: "Dominum" schießen noch ein Foto zusammen mit ihrem Publikum.
Live auf der Bühne: „Dominum" schießen noch ein Foto zusammen mit dem Publikum.
Markus Felix, Markus Felix

Habt Ihr das Video zusammen entwickelt?

Ja, wir haben das Drehbuch grob zusammen vorformuliert. Dann haben wir uns gefragt, wer die Frau spielen könnte. Ich bin auf meine gute Freundin Anni Quinn gekommen und habe sie angerufen und gefragt, ob sie Lust hätte, im März bei null Grad durch den Wald zu laufen. Und sie hat gesagt: „Ja klar, das ist gar kein Problem.“ Nach dem Dreh waren alle krank – nur Anni nicht. Dabei hatten wir sogar Wärmesohlen in den Schuhen. Da sieht man: Männer sind alle Weicheier.

Würdet Ihr auch gerne mal am Eurovision Song Contest teilnehmen?

Auf jeden Fall! Bei den Zombies geht es darum, in möglichst kurzer Zeit, möglichst viele Leute zu erreichen. Wenn man beim ESC Leute für den Zombie-Spirit begeistern kann, dann gerne.