Jung, weiblich, HandwerkerinMarleen Götz (20) ist die beste Dachdeckerin NRWs
Der Job des Dachdeckers ist eher ein typischer Männerberuf. Marleen Götz aus Baesweiler sieht das anders. Die 20-Jährige hat eine Ausbildung zur Dachdeckerin gemacht.
„Ganz ungeschickt bist du ja nicht“
Marleen Götz sitzt auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses in Baesweiler (Städteregion Aachen). In der Hand hat sie einen Akkubohrer. Stammequipment für die 20-Jährige. Vor zwei Jahren startete sie eine Ausbildung zur Dachdeckerin. Eine junge Frau im Handwerk ist immer noch eher eine Seltenheit – das weiß auch Marleen Götz selbst: „Ich habe immer viel mit meinem Papa zusammen zu Hause gemacht - immer so ein bisschen geholfen: Dieses typische 'Ich brauche mal ein helfendes Händchen'. Und dann musste ich danebenstehen, festhalten, Sachen angeben und er hatte dann mal gesagt 'Probier‘s doch mal aus. Ganz ungeschickt bist du ja nicht.‘"
Handwerk statt Medizin

Eigentlich wollte Marleen Götz nach dem Abitur Medizin studieren und anschließend Kinderärztin werden. 2022 dann die Planänderung hin ins Dachdecker-Business. Seit Sommer 2024 ist die 20-jährige Gesellin. Bisheriger Höhepunkt ihrer Karriere: Im September wurde Marleen Götz unter Männern und Frauen zur besten Dachdeckerin NRWs gekürt.
Vierter Platz beim Bundesentscheid
Dafür musste sie acht Stunden lang Dachdecken. Und jeweils drei Stunden Flachdach- und Fassadenelemente bauen. Götz sagt: „Ich hatte selbst nicht gedacht, dass ich beim Landeswettbewerb so gut läuft. Ich hatte eher gedacht, dass ich dort ein paar Erfahrungen sammle und mich weiterentwickle“ Einen Monat später ging es für die Baesweilerin nach Brandenburg - dort holte sie beim Bundesentscheid den vierten Platz. Ihr Fazit: „Es war eine harte und anstrengende, aber auch schöne Zeit“
„Wir sind sehr stolz“

Michael Bloch ist der Chef der 20-Jährigen. Er ist mehr als glücklich mit ihrer Arbeit - auch im Hinblick auf die Auszeichnungen: „Es ist eine Leistung, mit der wir nicht mitgerechnet hätten. Es ist alles super gelaufen und wir sind sehr stolz.“ Neben Marleen Götz arbeiten noch zwei weitere Dachdeckerinnen im Betrieb von Michael Bloch.
Frauen im Handwerk sind selten
Frauen auf dem Dach - da sind die meisten Kunden ziemlich überrascht: „Manche sind schon ein bisschen skeptisch, auch wegen dem schweren Tragen oder auch dem vielen Schleppen. Es ist halt auch Körper- und Knochenarbeit. Aber wenn die dann sehen, wie man arbeitet, gibt es auch immer sehr gutes Feedback.“ 2024 haben insgesamt 350 Frauen eine Ausbildung zur Dachdeckerin begonnen. So Zahlen des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden liegt bei 4,1 Prozent.
Dachdeckerin als Traumberuf
Marleen Götz will noch zwei Jahre lang als Gesellin arbeiten und dann ihren Meister nachlegen. Die 20-Jährige spricht selbst von ihrem Traumberuf. Denn wen sie oben auf dem Dach steht, blüht sie einfach auf.