Haltung "entglitten"
Rentner-Paar wohl überfordert: 53 verwahrloste Windhunde beschlagnahmt
von Annabelle Strecker und Deborah Göpferich
So einen Fund hat das Veterinäramt der Kreisverwaltung in Bad Kreuznach auch nicht alle Tage. Bei der Überprüfung der Wohnräume eines älteren Ehepaars in Winterbach wurden 53 Hunde der Rasse Greyhound beschlagnahmt. Das Veterinäramt hat mittlerweile ein Verwaltungsverfahren eingeleitet, die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach ist ebenfalls in den Fall involviert. Zuerst hatten die VRM-Medien über den Fall berichtet.
Mitarbeiter finden einen Tierkadaver
Die Tiere seien teilweise verängstigt und aggressiv gewesen, bestätigt der leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach, Gerd Deutschler, auf RTL-Anfrage. Der Grund für die Durchsuchung der Wohnräume waren mehrere vorangegangene Anzeigen, teilte die Kreisverwaltung Bad Kreuznach in einer Pressemitteilung mit.
Bei dem Ehepaar hätten sowohl Hunde im Welpenalter, Junghunde und ältere Hunde gelebt. Neben den lebenden Tieren fanden die Mitarbeiter des Veterinäramts auch einen Tierkadaver. Laut Oberstaatsanwalt Gerd Deutschler seien die Tiere nicht artgerecht gehalten worden. Diese Haltung sei wohl keine typische Zucht mehr gewesen, laut aktuellem Ermittlungsstand könnte dem Ehepaar die Haltung irgendwann „entglitten“ sein.
Wohin mit so vielen Hunden?
Für die Mitarbeiter sei die Durchsuchung der Wohnräume nicht nur eine persönliche, sondern auch eine organisatorische Herausforderung gewesen. Sie fanden die Hunde nicht nur in einem sehr verwahrlosten Zustand auf, sondern mussten sich auch um eine Unterbringung für die Tiere kümmern. Um alle Tiere gut versorgt zu wissen, wurden sie auf mehrere Tierheime in der Region verteilt. Auch die Tierheime in Rüsselsheim und Darmstadt nahmen einige Hunde auf. Diese kümmern sich nun auch um eine Vermittlung der Tiere.
Ob das Ehepaar mit einem Verfahren rechnen muss, ist noch unklar. Aktuell werden die Beweismittel ausgewertet. Auch eine Vernehmung des Ehepaares ist geplant, so Oberstaatsanwalt Gerd Deutschler.
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Hoffnung für die Darmstädter Windhunde
Das Tierheim Darmstadt hat insgesamt neun der 53 Windhunde bei sich aufgenommen. Man habe gemerkt, dass es den Hunden nicht gut ging, erzählt Tierheim-Mitarbeiterin Claudia Kadow. Die Hunde seien zu dünn und hätten alte Narben, im Tierheim hatten sie aber schon weitaus schlimmere Fälle. „Drei Hündinnen waren von Anfang an sehr offen, der Rest sehr schüchtern und ängstlich“, erzählt sie weiter.
Doch mittlerweile blühen die Hunde, die zwischen zwei und fünf Jahre alt sind, total auf, freuen sich über die Pfleger und über den großen Auslauf, der ihnen in Darmstadt geboten wird.
Ein neues Leben als Familienhund
Für die neun Windhunde wird nun ein neues Zuhause gesucht. Und die Suche läuft laut Claudia Kadow richtig gut: „Wir haben ganz viele Anfragen. Morgen kommt ein Ehepaar aus Leipzig. Die Leute nehmen eine richtige Reise auf sich.“ Das ist auch das Ziel des Tierheims: „Die Hunde sollen als Familienmitglieder ein neues Zuhause finden und nie wieder Rennen oder Wettkämpfe bestreiten müssen.“ Dass die Hunde aus Bad Kreuznach gerettet wurden, dazu hat die Tierheim-Mitarbeiterin eine klare Meinung: „Was besseres hätte den Hunden nicht passieren können.“ (dgö/ast)