Emotionaler Tag bei den Australian Open
Kranker Nadal mit unfassbarem Kämpferherz, Aussie Kyrgios mit irrer Doppel-Show

Rafael Nadal taumelte, aber er fiel nicht: Der angeschlagene Tennis-Superstar bewies bei den Australian Open ein riesiges Kämpferherz und ist nun nur noch zwei Siege vom alleinigen Grand-Slam-Rekord entfernt. Der Spanier biss sich trotz offensichtlicher körperlicher Probleme zu einem 6:3, 6:4, 4:6, 3:6, 6:3 gegen den Kanadier Denis Shapovalov (22) durch und zog zum siebten Mal ins Halbfinale von Melbourne ein. Doch nicht nur der Tennis-Star brachte die Australier zum Ausflippen – auch Nick Kyrgios, der im Doppel eine Show abzog. Und triumphierte.
Rafael Nadal: Aufgeben ist für ihn offenbar keine Option
Nach 4:08 Stunden verwandelte Nadal seinen ersten Matchball und ließ sich ausgiebig vom Publikum für diese Energieleistung feiern. "Ich war komplett zerstört nach diesem harten, warmen Tag. Es ist unglaublich für mich, in diesem Halbfinale zu stehen", sagte der 35-Jährige: "Ich habe mich nicht gut im Magen gefühlt. Ich hatte Glück, dass ich im fünften Satz großartig serviert habe."
Nadal zeigte im Viertelfinale gegen den Zverev-Besieger Shapovalov zunächst eine starke Leistung. Gegen Ende des dritten Satzes bröckelte die Dominanz aber - wenig später nahm der Mallorquiner eine Behandlungspause, deutete Schmerzen in der Magengegend an und ließ sich vom Arzt ein Medikament reichen. Bei den Seitenwechseln ließ er sich immer wieder kalte Luft aus einem Kühlschlauch ins Gesicht blasen, vor dem entscheidenden Durchgang nahm er eine kleine Pause in der Kabine - und kam auf dem Zahnfleisch gehend mit unbändigen Kämpferqualitäten gegen den dann viel zu hektischen Kanadier zurück.
Mit einem weiteren Titel bei den Australian Open kann Nadal in Abwesenheit von Novak Djokovic (ausgewiesen) und Roger Federer (verletzt) Geschichte schreiben. Bei einem Turniersieg würde er sich zum alleinigen Grand-Slam-Rekordchampion krönen. Aktuell stehen alle drei Topspieler bei 20 Major-Titeln.
Doppel: Kyrgios haut letzten Deutschen raus und bringt Fans zum Ausrasten
Für den deutschen Doppelspezialisten Tim Pütz ist der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel bei den Australian Open jedoch geplatzt - die Publikumslieblinge waren einfach eine Nummer zu groß. Der deutsche Davis-Cup-Spieler musste sich mit seinem neuseeländischen Partner Michael Venus im Viertelfinale von Melbourne in aufgepeitschter Atmosphäre den Lokalmatadoren Thanasi Kokkinakis und Nick Kyrgios 5:7, 6:3, 3:6 geschlagen geben.
Die Kia Arena glich einem Hexenkessel, jeden Punktgewinn der beiden Australier bejubelten die Fans frenetisch. Teilweise ging die Anfeuerung aber auch über ein angemessenes Maß hinaus, etwa mit Buhrufen bei Aufschlägen von Pütz und Venus. Mit dem Gewinn des zweiten Satzes nahmen diese etwas Luft raus - aber nur kurz. Vor allem Kyrgios peitschte die Menge mit ausufernden Gesten immer wieder an. (sid/ana)