Auch Edeka findet Pferdefleisch in Tiefkühl-Lasagne

Auch die Einzelhandelskette Edeka ist bei der Suche nach Pferdefleisch in Fertiggerichten fündig geworden. In dem Tiefkühl-Produkt 'Gut & Günstig Lasagne Bolognese' seien bei Analysen in einzelnen Stichproben geringe Mengen Pferdefleisch gefunden worden, sagte ein Edeka-Sprecher in Hamburg. Der Artikel sei bereits am Dienstag vorsorglich aus dem Verkauf genommen worden, nachdem der Lieferant eine mögliche Beimischung von Pferdefleisch nicht habe ausschließen können. Der Anteil liege bei einem bis fünf Prozent.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) äußert sich am 13.02.2013 auf der BioFach-Messe 2013 in Nürnberg (Bayern) zum Pferdefleischskandal. Sie hat den Skandal einen «krassen und schlimmen Fall von Verbrauchertäuschung» genannt. «Es muss gekennzeichnet sein, welche Zutaten in jedem Produkt vorhanden sind. Foto: David Ebener/dpa (zu dpa 0669 vom 13.02.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat den Fund von Pferdefleisch in der Lasagne als "krassen" Fall von Verbrauchertäuschung kritisiert.

Insgesamt überprüfen Pferdefleisch-Fahnder sechs deutsche Lebensmittelketten mit teilweise bundesweiter Verbreitung auf falsch deklarierte Ware. Sie haben von Zwischenhändlern Fertigprodukte bezogen, die möglicherweise falsch gekennzeichnet waren. Die Überwachungsbehörden prüfen nun im Detail, ob die Ware wirklich Pferdefleisch enthielt, wie Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und ihr nordrhein-westfälischer Amtskollege Johannes Remmel (Grüne) mitteilten.

Auch die Supermarktkette Real hatte ihre 'TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt' zurückgerufen, nachdem bei Stichproben Anteile von Pferdefleisch entdeckt worden waren. "Diese Maßnahme erfolgt rein vorsorglich, da zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher bestand", hieß es. Auch andere Unternehmen wie Kaiser's Tengelmann, Rewe und Eismann überprüfen verdächtige Produkte.

Kaiser's Tengelmann bestätigte, dass sie in allen rund 500 Filialen in den Regionen Berlin, Nordrhein und Oberbayern ihre 'A&P'-Tiefkühl-Lasagne vorsorglich aus dem Verkauf genommen hat. Auch die Genossenschaft Rewe Dortmund, die nach eigenen Angaben regional etwa 540 Märkte beliefert, bestätigte Untersuchungen in ihrem Großhandel. Rewe Dortmund habe schon vorsorglich eine verdächtige Lasagne aus dem Verkauf genommen, sagte eine Sprecherin.

In Baden- Württemberg ist eine verdächtige Tiefkühl-Lasagne der Firma Eismann aus dem Handel genommen worden. Das teilte das Verbraucherministerium in Stuttgart mit. Ob in der Lasagne tatsächlich falsch deklariertes Pferdefleisch enthalten ist, werde derzeit untersucht. Ergebnisse sollen spätestens Anfang der kommenden Woche vorliegen. Das von dem Unternehmen vertriebene Produkt kam laut Ministerium über Nordrhein-Westfalen in den Südwesten.

Die Metro-Tochter Real hatte mitgeteilt, vorsorglich zwei Fleisch-Fertigprodukte aus den Regalen entfernt zu haben. Der größte deutsche Lebensmittelhändler in Deutschland, Edeka, lässt alle relevanten Eigenmarktprodukte prüfen.

Pferdemedikament in der Nahrungskette

In einem Lager in Brandenburg ist eine Tiefkühl-Lasagne mit möglicherweise falsch deklariertem Pferdefleisch vorsorglich sichergestellt worden. Das verdächtige Produkt sei über einen Großhändler aus NRW dorthin gelangt, teilte das Verbraucherschutzministerium in Potsdam mit. Das Landeslabor untersuche eine entnommene Probe. Derzeit gebe es keine Hinweise, dass entsprechende Ware in den Handel gelangt sei, hieß es.

Politiker haben mit Empörung auf den Fund von falsch deklarierter Pferdefleisch-Lasagne im deutschen Handel reagiert. "Man könnte fast sagen: Es ist eine echte Sauerei“, sagte Aigner in der ARD. Remmel schloss weitere Funde nicht aus. "Das ist kriminell", sagte Remmel im 'Morgenmagazin'. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast kritisierte die Billig-Produktion von Fleisch. "Beim Pferdefleisch zeigt sich, dass die Billig-Billig-Ideologie wirklich Probleme bereitet", sagte sie im Bayerischen Rundfunk.

Unterdessen haben Tests der britischen Lebensmittelaufsicht FSA ergeben, dass Fleisch von drei mit Phenylbutazon gespritzten Pferden wohl in die Nahrungskette geraten ist. Das Fleisch sei von Großbritannien nach Frankreich verkauft worden, sagte Ernährungsstaatssekretär David Heath im britischen Parlament nach Angaben der BBC. Insgesamt seien 206 geschlachtete Pferde getestet worden, bei acht fielen Spuren des Medikaments auf. Fünf davon seien nicht in den Nahrungskreislauf gelangt, hieß es von der Lebensmittelaufsicht. Tests auf Phenylbutazon in Frankreich seien bislang negativ ausgefallen.

Der französische Lebensmittelhändler Spanghero hat nach Erkenntnissen der Ermittler wissentlich als Rind gekennzeichnetes Pferdefleisch vertrieben. Frankreichs für Verbraucherschutz zuständiger Minister Benoît Hamon beschuldigte das Unternehmen des "wirtschaftlichen Betrugs". Während einer Pressekonferenz in Paris kündigte Hamon die "Säuberung der Branche" an. Inspekteure der Verbraucherschutzbehörde DGCCRF hatten das Unternehmen in Castelnaudary im Südosten von Toulouse am Montag untersucht.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe vorschlagen. Dabei sollen die Behörden Pferdefleisch auf mögliche Rückstände von Phenylbutazon untersuchen. Das Mittel wird bei Pferden gegen Entzündungen eingesetzt. 1.500 in die EU eingeführte Pferdekadaver sollten untersucht werden, zudem 2.500 in Europa geschlachtete Tiere. Am Freitag sollen Experten aus allen 27 EU-Staaten über den Vorschlag entscheiden. Aigner begrüßte den Vorschlag aus Brüssel zu europaweiten Kontrollen.

Die EU-Kommission will zudem mit DNA-Tests wirksamer gegen falsch deklariertes Fleisch vorgehen. Die ersten 2.500 Gentests könnten den Plänen zufolge im März stattfinden, etwa 200 davon in Deutschland, teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg mit. Die Europäer verspeisen nach Angaben der EU-Kommission wissentlich jährlich 110.000 Tonnen Pferd, 70.000 Tonnen davon aus heimischer Zucht.