„Das tödlichste Tier der Welt“Wie groß ist die Gefahr durch die Tigermücke wirklich?

Tzzz, tzzz, tzzz: Leise und böse summt es.
Es könnte wie so oft eine heimische Mücke sein - oder eine Asiatische Tigermücke. Wenn das Insekt sticht, kann der Unterschied bedeutend sein. Denn die Tigermücke kann gefährliche Krankheitserreger wie Dengue- und Chikungunya-Virus übertragen.
Im Video zeigen wir, wie ihr euren Garten fit gegen die Tigermücke machen könnt.

Immer mehr Tigermücken in Deutschland

Ursprünglich stammt die Tigermücke aus Südostasien, hat es aber in Zeiten des Klimawandels längst bis in manche heimische Regionen geschafft. Hier vermehrt sie sich munter weiter. Jetzt im Frühling schlüpft die erste neue Generation des Jahres aus den Eiern. Damit sich die gefährlich werdende Population nicht ungestört ausbreitet, sind wir alle gefragt.

Laut des Hessischen Landesamts für Gesundheit und Pflege (HLfGP) hat sich die Asiatische Tigermücke „als blinder Passagier in den letzten Jahrzehnten weltweit durch den globalen Handels- und Reiseverkehr“ verbreitet. Deshalb stehen seit August letztens Jahres 15 Mückenfallen am Hamburger Hafen. In Norddeutschland wurde sie zwar noch nicht gesichtet, aber laut Forschern vom Berhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg sei dies nur eine Frage der Zeit. "Die Verbreitung der Tigermücke werden wir nicht stoppen können. Wir können sie verlangsamen und versuchen die Population niedrig zu halten“, sagt Jonas Schmidt-Chanasit. Der Klimawandel und immer mildere Winter begünstigen ihre Ansiedlung in Europa. In Deutschland fliegt die Stechmücke etwa in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Berlin und auch in Hessen herum.

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Im Video: Warum die Tigermücke so gefährlich ist

Was ihr gegen die Ausbreitung der Tigermücke tun solltet

„Alle können [...] einen Beitrag dazu leisten, die Gesundheitsgefährdung durch die Asiatische Tigermücke gering zu halten“, betont die hessische Landesgesundheitsministerin Diana Stolz. In Gärten etwa sollten auch kleinste Wasseransammlungen als mögliche Brutstätte beseitigt oder abgedeckt werden.

Zudem könnten Bürger gekühlte Proben einschicken oder Fotos von entdeckten Tigermücken für die Expertenbeobachtung machen. Deutschlandweit ist das über die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) an die Mailadresse tigermuecke@kabsev.de möglich. In Hessen kann man die Bilder beispielsweise an die Mailadresse klima@hlfgp.hessen.de schicken. Die Tierchen sind schwarz-weiß gemustert - viele heimische Mückenarten zeigen sich dagegen einfarbig grau bis bräunlich und sind meist etwas größer.

Laut Gesundheitsministerin Stolz versuchen Experten auch mit Tigermückenfallen, die Verbreitung der Insekten im Blick zu behalten. Der beste Schutz dagegen sei, wenn ihr selbst aktiv würdet. Also dem HLfGP nach nicht nur Vogeltränken, Eimer, Gießkannen und Regentonnen, sondern auch hohle Zaunrohrenden und offene Sonnenschirmfüße für Mücken unzugänglich halten, etwa mit umgedrehten Plastikflaschen. Des Weiteren raten Experten, natürliche Gegenspieler mit dem Anlegen naturnaher Gartenteiche zu fördern: Beispielsweise Libellenlarven, Wasserkäfer und Wasserwanzen fressen Stechmückenlarven.

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Ennio Leanza
Leicht zu erkennen: eine asiatische Tigermücke.
deutsche presse agentur

Zika-, Dengue-, Chikunganya-Ausbrüche können folgen

Noch ist in Deutschland kein Fall bekannt geworden, bei dem eine Erkrankung durch den Stich einer hier lebenden Tigermücke übertragen wurde - Experten halten das wegen des Klimawandels aber nur für eine Frage der Zeit. In Südfrankreich etwa wurden schon mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Nachgewiesene Dengue-Infektionen gab es zum Beispiel auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich. Im Mittelmeerraum kam es schon zu Chikungunya-Ausbrüchen. Weil die Tiere diese Krankheiten übertragen können, gelten sie schon lange als sehr gefährlich. 2014 hat Unternehmer Bill Gates die Asiatische Tigermücke als „tödlichstes Tier der Welt“ bezeichnet.

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Tigermücken tragen jedoch Erreger nicht von Natur aus in sich. Dem HLfGP zufolge müssen „sie zunächst einen infizierten Menschen stechen, der solche Viren im Blut aufweist, um selbst Überträger werden zu können“. Nur die Weibchen saugen Blut. Sie brauchen es für die Bildung ihrer Eier - und können dafür auch mehrere Menschen nacheinander stechen, was das Übertragungsrisiko erhöht. (dpa/lra)