Haare richtig waschen und pflegen
Arzt erklärt: So bleibt die Kopfhaut gesund
Kopfhautprobleme können Haarausfall begünstigen
Eine gesunde Kopfhaut ist für schöne Haare und zur Vorbeugung von Haarausfall unerlässlich. Doch wie kann man auf einfache Weise dafür sorgen, dass die Kopfhaut gesund bleibt? Das erklärt der Hautarzt und Spezialist für Haarmedizin und Haartransplantation Dr. Andreas Finner im Interview mit RTL.de.
von Isabel Michael
Warum ist eine gesunde Kopfhaut so wichtig für gesunde Haare?
„Eine gesunde Kopfhaut ist wichtig für das Erscheinungsbild, aber auch für die Haare. Es stellt sich zunehmend in der Haarforschung heraus, dass die Haarwurzeln mit der Kopfhaut und dem Unterhautfett interagieren und sie als Basis brauchen“, sagt Finner. Ein entzündungsfreier und gut durchbluteter Nährboden sei deshalb wichtig für gesundes Haarwachstum. Deshalb sollte die Kopfhaut möglichst immer entzündungsfrei sein.
Welche Faktoren führen dazu, dass die Kopfhaut nicht mehr intakt ist?
Schuppen, Rötungen, ein schlechter Geruch und Eiterpickel sind nur einige der Symptome, die bei einer kranken Kopfhaut auftreten können. Wenn diese nicht mehr im Gleichgewicht ist, kann das viele Ursachen haben. Dazu zählt die Verwendung von ungeeigneten Pflegeprodukten, eine Überbesiedlung mit Hefepilzen und Bakterien, sowie Allergien gegen Duftstoffe und Konservierungsmittel. Ebenso schädigt zu viel Hitze (starke Sonneneinstrahlung, zu heißes Föhnen) die Kopfhaut.
Zu guter letzt können bestimmte Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Neurodermitis die Kopfhaut in Mitleidenschaft ziehen. „Interessanterweise wurde in einer neueren Studie sogar gezeigt, dass Partikel der Luftverschmutzung die Zellen der Haarwurzeln angreifen können“, ergänzt Finner.
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Wann sollte man sich an einen Arzt wenden?
Bei starker Schuppung, den genannten Entzündungszeichen, kahlen Stellen und vermehrtem Haarausfall sollten Betroffene sich nicht scheuen, einen Hautarzt aufzusuchen. Es kann eine Hauterkrankung oder ein entzündlich-vernarbender Haarausfall dahinterstecken.
Was ist beim Haarewaschen zu beachten, damit die Kopfhaut gesund bleibt?
Finner rät dazu, je nach Haut- und Haartyp, ein passendes Shampoo zu verwenden. Das richtige Produkt für die eigene Kopfhaut zu finden, kann mitunter schwierig sein. Der Hautarzt rät daher im Zweifel dazu, sich an einen Arzt zu wenden: „Viele Patienten denken, sie haben eine trockene Kopfhaut. Wenn man dann genau mit einer Lupe hinschaut, stimmt das gar nicht immer.“
Ein wichtiger Anhaltspunkt sei auch der Zeitraum, bis zu dem die Haare nachfetten. Manchmal ist die Kopfhaut eher fettig, die Haarspitzen sind aber durch Wind und Sonne ausgetrocknet. Eine Pflegespülung sollte dann nur auf die Haarlängen aufgetragen werden.“
Wann führen Probleme mit der Kopfhaut zu Haarausfall?
Haarausfall ist eine häufige Folge gravierender Kopfhautprobleme. Er entsteht bei einer starken Entzündung und kann sogar zu kahlen Stellen führen. Achtung: Wer sich bei Juckreiz öfter kratzt, riskiert schon nach 15 Minuten Haarbruch. Immer öfter werden auch Silikone und andere chemische Bestandteile in Shampoos für Haarausfall verantwortlich gemacht, da diese sich auf der Kopfhaut ablagern. Das ist jedoch ein Irrglaube betont Finner: „Für den Haarausfall ist das völlig egal. Die Haarwurzeln sitzen eine Etage tiefer“, sagt er.
Aus Angst vor dem Haarausfall beobachtet der Hautarzt sogar oft, dass die Menschen zu selten waschen oder zu milde Waschsubstanzen verwenden: „Dadurch wird die Kopfhaut aber nicht richtig gereinigt und so entstehen eher Kopfhautprobleme.“
Was sollte man bei fettiger Kopfhaut beachten?
Hier muss regelmäßig ein Shampoo verwendet werden, meint Finner: „Wer fettige Kopfhaut hat, sollte die Haare öfter waschen und ein normales Shampoo nehmen, weil ein mildes nicht richtig reinigt. Wenn das Problem sehr belastend ist, empfiehlt sich auch ein Shampoo für fettige Kopfhaut. Es enthält Bestandteile wie Sabal, Tonerde, Teer, Eichenrinde, Weidenrinde oder Meerestang.“ Manchmal stecken auch hormonelle Probleme dahinter. Treten zusätzliche Symptome wie männliche Behaarung, Akne oder eine unregelmäßige Periode auf, sollten sich die Betroffenen deshalb an einen Arzt wenden.
Achtung: Wer besonders trockene Haarspitzen hat, sollte Finner zufolge zusätzlich zum Kopfhautshampoo noch ein Pflegeshampoo verwenden. Zudem helfen spezielle Haarkuren und Spitzenfluide*, die nur in den Haarspitzen aufgetragen werden, um Haarbruch und Spliss vorzubeugen.
Hilft denn das Ausfetten der Haare gegen eine schnell fettende Kopfhaut?
Viele Frauen versuchen, sich das tägliche Haarewaschen ganz abzugewöhnen. Die Kopfhaut soll so im Laufe der Zeit „lernen“ weniger fettig zu sein. Finner ist jedoch der Meinung, dass solche Experimente nichts bringen: „Die Talgdrüse denkt nicht und lernt nicht um. Man kann das nicht abtrainieren“, sagt er.
Wer sich dazu zwingt, die Haare nur noch einmal in der Woche oder im Monat zu waschen, riskiert zusätzliche Kopfhautprobleme und ein ungepflegtes Äußeres.
Wie sieht die optimale Pflege für trockene Kopfhaut aus?
Bei einer sehr trockenen Kopfhaut, wie sie bei Allergikern oder älteren Menschen vorkommt, sollten die Betroffenen die Haare seltener waschen und eher milde Shampoos mit Panthenol, Aloe Vera oder Urea* verwenden. Nicht immer jedoch ist eine vermeintlich trockene Kopfhaut wirklich nur trocken: „Manchmal liegt unter den oberflächlichen Schuppen doch eine fettige Kopfhaut vor. Auf der Kopfhaut vermehren sich Hefepilze, welche die Haut reizen. Diese reagiert dann mit einer gestörten Verhornung, also Schuppung“, erklärt der Hautarzt.
Es kann sich eine sogenannte seborrhoische Dermatitis entwickeln. In solchen Fällen erfolgt die Behandlung wie bei fettigen Schuppen. Es werden außerdem Shampoos mit pilzhemmenden Bestandteilen wie Zinkpyrithion, Ciclopirox oder Piroctonolamin verwendet. Meist ist eine dauerhafte Anwendung notwendig.
Sind Kopfhautpeelings sinnvoll?
Kopfhautpeelings sollen eine besonders tiefenreinigende Wirkung haben. Finner sieht deren Anwendung nur dann als sinnvoll an, wenn die Haare sehr selten gewaschen werden oder jemand besonders viele Pflegeprodukte, wie Haarspray oder Leave-In-Conditioner, verwendet.
Wer eine empfindliche Kopfhaut hat, sollte Kopfhautpeelings meiden, da es dadurch zu Reizungen kommen kann. Weiterhin besteht generell die Gefahr, dass die Haaroberfläche durch das Peeling angeraut wird. Es kann zu Verfilzungen, mattem Haar, Haarbruch und sogar Spliss kommen.
Bewirken Anti-Aging-Produkte eine verjüngte Kopfhaut und damit gesündere Haare?
Anti-Aging-Produkte für die Kopfhaut sollen den Herstellern zufolge für gesunde Haarwurzeln sorgen und den Haarwuchs ankurbeln. Finner hält wenig von diesen Produkten: „Dass solche Shampoos einen Anti-Aging-Effekt haben, ist eher nicht zu erwarten“, sagt er und ergänzt: „Eine vorzeitige Haaralterung kommt eher von Innen“.
Deswegen empfiehlt er einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, einen Rauch-Stopp, wenig Stress und einer abwechslungsreichen Ernährung. Wer unter Haarausfall leidet, sollte sich zur Ursachenabklärung in einer Haarsprechstunde vorstellen.
Was bringen spezielle Kopfhaut-Seren?
Kopfhaut-Seren enthalten – je nach Produkt – verschiedene Vitamine, Mineralien und Nährstoffe, die für eine gesunde Kopfhaut und damit für kräftige Haare sorgen sollen. Finner hält diese meist für überflüssig: „Eine Kräftigung des Haarwuchses durch die äußerliche Anwendung ist nicht zu erwarten. Ein Pflegeprodukt darf nichts an der Haarwurzel bewirken, sonst wäre es ein Medikament“, sagt er.
Sorgen regelmäßige Kopfhaut-Massagen für eine gesündere Kopfhaut und damit kräftigere Haare?
Kopfhaut-Massagen sollen die Durchblutung der Kopfhaut anregen und so Haarausfall vorbeugen. Für die Haargesundheit sind sie Finner zufolge jedoch nicht notwendig, im Gegenteil: Sie können den Haaren sogar schaden. „Die Kopfhaut ist so gut durchblutet dass keine zusätzliche Massage nötig ist und auch Haarausfall liegt nicht an einer Durchblutungsstörung. Oft wird sogar herumgerieben und gescheuert und das kann schon wieder die Haaroberfläche schädigen“, betont er.
Welche Frisuren schaden der Kopfhaut eher?
Für lockere Zöpfe sind besonders Haargummis wie die von Invisibobble* geeignet. Sie ziehen nicht stark an den Haaren, sodass nicht nur Haarausfall, sondern auch Spliss und Kopfschmerzen vermieden werden.
Zu starke Zugkräfte an den Haaren können die Kopfhaut so sehr in Mitleidenschaft ziehen, dass die Haare ausgehen. „Ein strenger Zopf nach hinten kann am Haaransatz zu einer dauerhaften Schädigung führen. Auch wenn Extensions zu stark ziehen, können kahle Stellen entstehen“, warnt Finner.
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