Beunruhigende Studie aus Finnland

Arktis erwärmt sich viel schneller - Klimawandel-Fiasko oder Forscher-Fehlalarm?

ARCHIV - 14.08.2015, ---, Nordpolarmeer: Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf eine Eisscholle. (zu dpa «Russland zählt erstmals seine Eisbären») Foto: Ulf Mauder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eisbär im Nordpolarmeer
fgj, dpa, Ulf Mauder

Die Arktis gilt als eine Art „Frühwarnsystem“ für den Klimawandel. Die Erderwärmung ist hier nämlich besonders heftig. Laut finnischen Forschern erhöhen sich die Temperaturen sogar noch deutlich schneller als bisher gedacht.

Arktische Verstärkung beschleunigt Klimawandel in der Arktis

Dass sich das Klima in der Arktis schneller erwärmt als im Rest der Welt, ist schon länger bekannt. Der wetter.de-Klimaexperte Oliver Scheel erklärt: „Wir nennen dieses Phänomen ‘arktische Verstärkung’. Fakt ist, dass es Rückkopplungen gibt und der Klimawandel sich selbst verstärkt. Je mehr Eis schmilzt, umso schneller wärmt sich die Arktis auf, da Schnee und Eis die Sonnenstrahlen besser reflektieren als das dunkle Wasser. Man nennt das den Albedo-Effekt.“

Bislang sind Forschende allerdings davon ausgegangen, dass sich das Klima dort „nur“ zwei oder dreimal so schnell erwärmt wie weltweit...

Laut Studie: Arktis erwärmt sich viermal schneller als der Rest der Welt

Eisfuchs , Polarfuchs (Alopex lagopus) (Vulpes lagopus), Arktis, seitlich
Wegen des extremen Klimawandels in der Arktis gilt der Polarfuchs als eine der am stärksten bedrohten Tierarten.
picture alliance / imageBROKER, W. Rolfes

Eine Studie sagt nun: Die Arktis habe sich in den vergangenen 43 Jahren fast viermal schneller erwärmt als weltweit. Auf regionaler Ebene seien manche Gebiete sogar bis zu sieben Mal so schnell wie der Gesamtplanet wärmer geworden.

Dass die Arktis so viel schneller wärmer wird, als der Rest der Welt, bedeutet für uns: mehr Hitzewellen und extreme Regenschauer. Der Temperaturunterschied zwischen der eiskalten Luft im Norden und der heißen Luft im Süden ist nämlich der Antrieb für unser Wetter. Und wenn dieser Antrieb ausfällt, bleibt die heiße oder kalt Luft länger bei uns. Das Wetter wird also extremer.

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Studienergebnisse kritisch betrachten

Aber: die Studienergebnisse könnten von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden. Klimaexperte Scheel weiß: „Ob die Erwärmung nun tatsächlich viermal so stark ist wie in anderen Weltregionen, hängt wohl am ehesten von den Berechnungsgrundlagen ab. Je weiter wir in der Zeit zurückgehen und je größer der arktische Raum gefasst wird umso höher wird die Erwärmung“. Fakt sei aber dennoch: es gibt den Albedo-Effekt, dessen Auswirkungen noch nicht ganz klar sind.

Auch die Studienautoren sagen, dass ihre Ergebnisse von der Definition der Arktis und des Berechnungszeitraums abhängen können.

Menschengemachter Klimawandel ist Mit-Ursache

02.08.2022, Niedersachsen, Hannover: Wasserdampf steigt am frühen Morgen bei Sonnenaufgang aus dem Kühlturm vom Kraftwerk Mehrum im Landkreis Peine - fotografiert vom Kronsberg in Hannover. Das Kohlekraftwerk ist seit dem 1. August als erster ·Marktrückkehrer· wieder am Netz. Eine Verordnung erlaubt, dass Steinkohlekraftwerke aus der sogenannten Netzreserve wieder in Betrieb gehen können, um Erdgas einzusparen. (zu dpa "Notfallplan für Gas: So will Europa sparen") Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Menschengemachter Klimawandel kann mit verschiedenen Maßnahmen begrenzt werden.
jst kno cul, dpa, Julian Stratenschulte

Laut den Forschenden aus Finnland gibt es zwei Ursachen für den extremen Anstieg der Temperaturen in der Arktis. Zum einen sind das menschliche Aktivitäten (Ausstoß von CO2) und auch natürliche langfristige Klima-Änderungen. Beide Faktoren hätten so vermutlich zu einer Zunahme der Verstärkung im Laufe der 43 Jahre geführt.

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(zre/osc mit dpa)