Im RTL-Interview spricht sie jetzt ganz offen

Mein Körper, meine Entscheidung! Moderatorin Annica Hansen hat sich sterilisieren lassen

Annica Hansen
Moderatorin Annica Hansen hat sich sterilisieren lassen.
Privat, Privat, Privat
von Maike Nagelschmitz und Etienne Anders

„Ich sage gerne, dass ich mich nicht gegen Kinder entschieden habe, sondern nie für Kinder.“
Moderatorin Annica Hansen bricht aktuell mit einem Tabuthema, das längst keines mehr sein sollte. Die 41-Jährige steht dazu, nie einen Kinderwunsch verspürt zu haben. Sie hat sich ganz bewusst für eine Sterilisation entschieden – also eine dauerhafte Unfruchtbarmachung. Mit RTL spricht sie jetzt über ihre Erfahrungen mit dem folgenschweren Eingriff und die Vorurteile, die ihr seitdem begegnen. Gleichzeitig macht sie Frauen Mut, selbst über sich und ihren Körper zu bestimmen.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp – HIER direkt ausprobieren!

Annica Hansen: „Ich hab dieses Gefühl in mir nie verspürt“

„Es gibt Frauen, die träumen schon als Teenie davon, irgendwann Mutter zu werden, aber ich hatte diesen Traum nie. Ich hab dieses Gefühl in mir nie verspürt“, sagt Annica Hansen im RTL-Interview. Der einstigen ProSieben-Moderatorin sei immer klar gewesen, dass sie nichts machen möchte, wonach sie sich nicht hundertprozentig fühle. „Vor allem da ich andere Wünsche ausdrücklich gefühlt habe, sei es ein Pferd zu kaufen, einen Hund zu haben, einen Reitstall zu kaufen oder Orte auf der Welt zu sehen“, erklärt sie weiter.

Die Verantwortung für einen kleinen Menschen sei riesengroß und eine lebensverändernde Sache: „Und ich bin nicht der Meinung, dass man Kinder bekommen sollte, wenn man sich nicht wirklich Kinder wünscht. Es gibt sicher Paare oder Mütter, die Kinder bekommen, die sie ursprünglich nicht geplant hatten und dann sehr glücklich damit sind, aber mir wäre das ein zu großes Risiko.“

Annica Hansen
Mit ihren Pferden hat sich Annica Hansen einen Traum erfüllt.
Eileen Schreiner, Eileen Schreiner

Die Moderatorin hätte sich bereits „viel früher sterilisieren lassen“

Deshalb habe sie immer so zuverlässig wie möglich verhütet: „Anfangs mit der Pille, weil alle die Pille genommen haben, bin dann irgendwann auf den Hormonring geswitcht und muss sagen, dass ich immer heftige Nebenwirkungen hatte, die ich eigentlich ständig ignoriert habe.“ Sie habe das zunächst so hingenommen und sich auch nicht mit Alternativen beschäftigt.

Dann die Kehrtwende. Als sie ihren Hormonring aufgrund „heftiger Kopfschmerzen“ vor etwa vier Jahren absetzte, griff sie zu anderen Methoden: „Da Hormone nicht mehr infrage kamen, habe ich dann mit der Temperaturmethode und Kondom verhütet. Das geht natürlich gut, aber ich hab mich damit nie wirklich sicher gefühlt. Vor etwa zwei, drei Monaten ploppte das Thema Sterilisation bei mir auf, weil ich irgendwo etwas darüber gelesen hatte.“ Schnurstracks folgte der erste Beratungstermin und kurz darauf dann die OP.

Lese-Tipp: Wie ernst werden Frauen genommen, die keine Kinder wollen?

„Sterilisation war für mich vorher kein Thema, ich dachte irgendwie, das macht man eher beim Mann. Wenn ich da informierter gewesen wäre, hätte ich mich viel früher sterilisieren lassen“, stellt sie klar.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Und so lief die Sterilisation ab

Zu dem Ablauf ihrer Sterilisation erklärt sie: „Es ist natürlich eine OP und du bekommst eine Vollnarkose. Ein solcher Eingriff hat logischerweise Risiken. Der Eingriff ist aber minimalinvasiv.“ Sie habe einen Schnitt im Bauchnabel, den sie jetzt (knapp zwei Wochen nach der OP) schon nicht mehr sehe. Hinzukommen zwei Ein-Zentimeter-Schnitte unterhalb des Hosenbundes: „Den unteren sieht man kaum noch, das sieht eher aus, als hätte ich mich gekratzt. Und einer sieht aus wie ein aufgekratzter Mückenstich.“

Anfangs habe sie Schmerzmittel genommen, aber nach zwei Tagen kam sie ohne klar: „Die Wunden haben ein bisschen gezwickt, aber jetzt merke ich gar nichts mehr, trage schon seit fünf Tagen wieder normale Jeans und habe schon das erste Mal wieder auf meinem Pferd gesessen.“

Im Video: Ärzte verweigern Kira eine Sterilisation - weil sie zu jung ist

So reagierte Annicas Community auf ihre Entscheidung

Heute ist Annica Hansen in der Pferde- statt in der Fernsehwelt zu Hause. Ihrem Instagram-Account Woelbchen folgen 340.000 Instagram-Fans, bei YouTube hat sie 217.000 Follower. Wie geht sie in ihrer Community mit der Thematik um? „Ich war mir lange nicht sicher: Soll ich was dazu sagen, oder nicht? Ich habe mich in diesem Jahr viel damit beschäftigt, wie authentisch ich auf Social Media sein will“, erklärt sie. Letztendlich habe sie sich dazu entschieden, dass sie nicht mehr schweigen möchte. Auch, weil die Kinderfrage bei Social Media immer wieder aufkam.

„Ich habe daher auf meinen Accounts ausgesprochen, was ich immer schon gedacht habe: ‚Ich möchte keine Kinder, ich wünsche mir keine Kinder, ich habe mir nie Kinder gewünscht. Eigentlich wünsche ich mir sogar ein Alpaka deutlich mehr als ein Kind (lacht). Für mich hat es sich ehrlich und klar angefühlt, das endlich sagen zu können“, erinnert sie sich.

Ihre Followerschaft habe das Ganze super aufgenommen: „Das Thema Sterilisation dann eben auch in meiner Community öffentlich zu machen, war für mich der folgerichtige Entschluss. Für mich ist das auch einfach überhaupt nichts, das man nicht erzählen sollte. Ich bin eher extrem erstaunt, wie viel Wirbel das Thema jetzt gerade öffentlich macht.“ Ihr Plädoyer: „Macht euer Ding! Lebt euer Leben! Macht das, was euch glücklich macht! Und nicht das, womit die Nachbarin fein ist.“

„Jeder soll doch machen, was er möchte, solange er niemandem schadet"

Das Feedback auf Social Media sei „unfassbar“ gewesen – zeige aber gleichzeitig, wie groß der Bedarf an Empowerment für Frauen zu sein scheint. Annica holt aus: „Es schockiert mich, wenn ich lese und höre, was den Mädels passiert, wenn sie das Thema ansprechen. Dass ihnen von Ärzten gesagt wird: ‚Was ist denn, wenn dein Mann, den du vielleicht in zehn Jahren mal haben wirst, Kinder möchte.‘ Warum sollte irgendwer außer mir entscheiden, was mit meinem Körper passiert außer mir?“ Die Moderatorin halte überhaupt nichts davon, nur dem Partner zuliebe Kinder zu bekommen.

„Leute wundern sich, dass ich ‚als Frau‘ nen LKW-Führerschein gemacht habe. Leute wundern sich, dass ich ‚als Frau‘ ein Haus gekauft habe. Leute wundern sich, dass ich ‚als Frau‘ keine Kinder will“, so die 41-Jährige weiter. Für sie sei es sehr befremdlich, dass Frauen immer noch so wenig zugetraut wird: „Jeder soll doch machen, was er möchte, solange er niemandem schadet. Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit sind für mich eine unglaublich wichtige Sache.“