Raus aus der Kita-Warteschlange!?Algorithmen sollen die Vergabe von Kitaplätzen gerechter machen

Zu wenige Plätze, komplizierte Anmeldeverfahren, intransparente Vergabekriterien – die Suche nach einer Kita-Betreuung sorgt bei vielen Eltern in Deutschland für Frust. Eine effizientere und gerechtere Vergabe könnte nun mithilfe von Algorithmen möglich werden.
Nicht nur Eltern, auch Kita-Leitungen sind unzufrieden
54 Prozent der Eltern mit Kindern unter sechs Jahren berichten von Problemen bei der Vergabe von Betreuungsplätzen in Kitas - das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Auch für die Kita-Leitungen ist die Situation unbefriedigend, denn sie müssen viel Zeit investieren, um die Anmeldungen zu verwalten.
Algorithmen sollen Vergabe fairer machen
Algorithmen sollen in Zukunft die Vergabe von Kita-Plätzen nicht nur effizienter, sondern unter bestimmten Voraussetzungen auch gerechter gestalten – wie in einem Impulspapier der Bertelsmann-Stiftung beschrieben wird. „Kita-Plätze mit Hilfe von Algorithmen zu vergeben, spart sowohl Eltern als auch Kita-Leitungen viel Zeit und Mühe“, erklärt die Autorin des Impulspapiers Julia Gundlach. Die Digitalexpertin der Bertelsmann-Stiftung erklärt weiter: „Die Planungsunsicherheit und emotionale Belastung, die oft mit der Suche einhergehen, lassen sich auf diese Weise ebenfalls verringern“.
Umgesetzt wurde das in einigen Kitas mit der Software namens ‘KitaMatch’, die 2017 vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung entwickelt wurde. ‘KitaMatch’ steht kostenfrei als Open-Source-Angebot zur Verfügung.
Mehr Chancengleichheit für Kinder

Vor allem Kinder aus benachteiligten Familien könnten davon profitieren, da die Anmeldeverfahren für ihre Eltern oft eine große Hürde sind. Doch die Vergabe per Algorithmen unterstützt die Software bei der Abstimmung, welche Kita welchen Eltern einen Platz anbieten sollten – und das funktioniert auf der Basis eines vorab definierten Katalogs von Vergabekriterien und der elterlichen Angaben zu Wunsch-Kitas.
Mehr Chancengerechtigkeit entsteht, wenn ein Kind, das laut Vergabekriterien vorrangig einen Platz bekommen sollte, diesen auch erhält. Wichtig ist dabei, dass der Kriterienkatalog unter Beteiligung der Kitas, ihrer Träger, Jugendämter und Eltern ausgehandelt und offen kommuniziert wird. Das erhöht die Transparenz, Überprüfbarkeit und letztlich auch die Akzeptanz von Zu- oder Absagen.
Technologie ist kein Allheilmittel

Es zeigt sich eine hohe Aufgeschlossenheit gegenüber dem Zusammenspiel von Mensch und Maschine: 43 Prozent der befragten Eltern mit Kindern unter sechs Jahren halten es für eine gute Idee, Algorithmen als Unterstützung bei der Vergabe von Kita-Plätzen zu nutzen.
Was jedoch nicht vergessen werden darf: „Auch der beste Algorithmus kann keine neuen Betreuungsplätze schaffen“, sagt Gundlach. „Es ist und bleibt unsere menschliche Verantwortung, die Ursachen für komplexe soziale Probleme zu ergründen und dabei Technologie nicht als Allheilmittel, sondern als möglichen Teil einer gesamtheitlichen Lösung zu begreifen.” (vba)
Die in den Kitas eingesetzte Software namens „KitaMatch“ wurde 2017 vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung entwickelt und steht kostenfrei als Open-Source-Angebot zur Verfügung. |