Kreml-Gegner ist aus Straflager verschwunden

Alexej Nawalnys Tochter ist in großer Sorge: „Wir haben keine Ahnung, wo er ist“

Große Sorge Alexej Nawalny: Seit Tagen gibt es kein Lebenszeichen vom Putin-Gegner!
Seine Anhänger und vor allem natürlich seine Familie sind in großer Sorge. „Das letzte Mal, dass die Anwälte mit ihm sprechen konnten, war vor sechs Tagen. Wir haben keine Ahnung, wo er ist“, sagt seine Tochter Dasha Nawalnaya in einem CNN-Interview.
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„Er ist sehr unterernährt. Er bekommt keine medizinische Unterstützung"

Dasha Nawalnaya im CNN-Interview: "Ich mache mir große Sorgen um ihn."
Dasha Nawalnaya im CNN-Interview: „Ich mache mir große Sorgen um ihn“
CNN, Dasha Nawalnaya im CNN-Interview: "Ich mache mir große Sorgen um ihn.", CNN

Das Letzte, was die 22-Jährige von ihrem Vater gehört habe, war, dass er vor zwei Wochen in seiner Zelle ohnmächtig geworden sei. „Er ist sehr unterernährt. Er bekommt keine medizinische Unterstützung, die er braucht und er hat darum gebeten, einen Zahnarzt aufzusuchen. Und sie bieten nichts. Und er wird seiner grundlegenden Menschenrechte beraubt“, klagt seine Tochter an.

Nawalny ist nach Informationen von seiner Sprecherin Kira Jarmysch nicht mehr in den Straflagern sechs und sieben im Gebiet Wladimir. Das sei dem Anwalt mitgeteilt worden. Noch am Freitag habe es gar keine Antwort gegeben zu Nawalnys Verbleib. Nun sei den Aufsehern offenbar erlaubt worden, dem Anwalt auszurichten, dass der Gegner von Kremlchef Wladimir Putin nicht mehr dort sei, schreibt sie bei X, ehemals Twitter.

„Wir wissen immer noch nicht, wo Alexej ist“, sagte Jarmysch. Am Montag fehlte Nawalny wieder bei der Gerichtsverhandlung. Es sei schon der sechste Tag, an dem nicht klar sei, „was mit ihm geschieht“. Vor einem Gericht in der Stadt Kowrow werden derzeit Klagen des Politikers gegen die Gefängnisleitung verhandelt.

Seit Donnerstag wurde Nawalny nicht mehr wie üblich zu dem Prozess zugeschaltet. Die Gefängnisleitung des Straflagers begründet dies mit angeblichen Problemen bei der Stromversorgung, schreibt Jarmysch. Noch in der vergangenen Woche hatte ein Vertreter des Straflagers Journalisten erklärt, dass die Probleme schnellstmöglich behoben würden. Zugleich bekommen die Anwälte seit vergangenem Mittwoch keinen Zutritt mehr zu Nawalny. Für Nawalnys Tochter Dasha sind die technischen Schwierigkeiten nur vorgeschoben.

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„Ich schreibe ihm gelegentlich Briefe und manchmal gehen die Briefe durch die Zensur"

RTL-Korrespondent Rainer Munz in Moskau.
RTL-Russland-Korrespondent Rainer Munz denkt, das Verschwinden Nawalnys ist kein Zufall
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Nawalnys Gesundheit macht seinen Anhängern große Sorgen, auch würden Briefe von und an ihn nicht zugestellt. „Ich schreibe ihm gelegentlich Briefe und manchmal gehen die Briefe durch die Zensur. Natürlich dauert es manchmal zwei Wochen, bis er antwortet. Manchmal dauert es einen Monat, bis er antwortet“, so Dasha Nawalnaya. Sie würde es zum Beispiel bemerken, dass ein bestimmter Brief nicht ankomme, wenn ihr Vater nicht auf ihre Bedenken zu bestimmten Collegekursen antwortet.

Nawalnys Team hat in der vergangenen Woche mit Blick auf die Präsidentenwahl am 17. März 2024 auch die Kampagne „Russland ohne Putin“ gestartet. Das Team rief dazu auf, für andere Kandidaten zu stimmen, um eine Wiederwahl des 71 Jahre alten Kremlchefs zu verhindern.

Für RTL-Moskau-Korrespondent Rainer Munz ist es kein Zufall, dass Nawalny gerade jetzt verschwindet, nachdem Wladimir Putin seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen verkündet hat. „Offensichtlich hat man soviel Angst vor Nawalny, der einzige - wäre er in Freiheit - der Putin bei den Wahlen wirklich gefährlich werden könnte.“ Dass die Behörden angeblich nicht wissen, „wo sich der Häftling Nawalny aufhält, das ist völlig unglaubwürdig, er kann nicht einfach so aus dem Straflager verschwinden. Um Nawalny muss man sich große Sorgen machen“, so Munz.

Nawalny entging 2020 nur knapp einem Mordanschlag mit Nowitschok

Nawalny saß zuletzt im Straflager in der Stadt Kowrow im Gebiet Wladimir rund 260 Kilometer östlich von Moskau. Er war zu 19 Jahren Straflager verurteilt worden und ist international als politischer Gefangener eingestuft. Der Oppositionelle, der auch Folter in Haft beklagte, hatte im August 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok überlebt. Nawalny hatte Putin und ein Killerkommando des Inlandsgeheimdienstes FSB für das Attentat verantwortlich gemacht.

So schwer die Situation für die Familie auch ist, Dasha Nawalnaya ist unglaublich stolz auf ihren Vater: „Ich weiß, dass mein Vater etwas Unglaubliches tut, um nicht nur für mich persönlich, um ein besseres Land und ein besseres Leben zu haben, sondern auch für alle Bürger Russlands und für alle Menschen auf der ganzen Welt, die nach einer besseren Demokratie streben. Er tut etwas unglaublich Edles und ich bin sehr stolz darauf, seine Tochter zu sein.“ (eku mit dpa)

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