Ohne Freundin und Bruder an seiner Seite
Sein Traum im Herzen: Alexander Zverev will Unmögliches möglich machen

Alexander Zverev trägt seinen Traum im Herzen, wenn er sich in eine der größten Herausforderungen im Weltsport stürzt: Rafael Nadal, den Grand-Slam-Rekordchampion, den 13-maligen Sieger der French Open, den Sandplatzkönig in dessen Wohnzimmer in Paris zu schlagen - eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Und nicht mal Freundin Sophia Thomalla oder Bruder Mischa Zverev sind live in Paris als Glücksbringer dabei. Trotzdem ist er da: der Glaube an den ersten Grand-Slam-Titel.
Alexander Zverev: Finalsieg "das ultimative Ziel"
Der Weltranglistendritte wittert seine Chance, als erster deutscher Profi überhaupt in der Open Era (seit 1968) Roland Garros zu gewinnen und damit auch an die Spitze der Weltrangliste zu springen. Ins Endspiel beim Klassiker in der französischen Hauptstadt schaffte es bislang einzig Michael Stich 1996.
Seine Freundin Sophia Thomalla drückt dafür ganz sicher aus der Ferne die Daumen: Statt in seiner „Box“ zu sitzen und live mitzufiebern, schaut sie wahrscheinlich im TV das Spiel. In einer ihrer Drehpausen, denn: Sie weilt derzeit in Griechenland, auf der wunderhübschen Insel Paros. Dort ist sie zu Dreharbeiten für unsere RTL-Datingshow "Are you the one?" im Einsatz, um 20 sexy Singles dabei zu helfen, vor Traumkulisse die große Liebe zu finden. So wie sie ihren Sascha.
Auch Bruder Mischa ist nicht als emotionale Stütze dabei. Er wird stattdessen das Spiel seines kleinen Bruders live für die Fans kommentieren. Aus München. Immerhin Papa Alexander sen. ist dabei. Und will miterleben, wie sein Sohn bestenfalls seinen Lebenstraum erreicht.
"Einen Grand Slam zu gewinnen, ist das ultimative Ziel", sagte Zverev. Sein Ziel. Der Olympiasieger und Weltmeister wird Nadal an dessen 36. Geburtstag am Freitag mit wilder Entschlossenheit und enorm breiter Brust entgegentreten. „Er wird dann 36 Jahre alt sein und ich bin nicht sicher, ob ich ihn jemals habe besser spielen sehen als das, was ich Dienstagnacht miterlebt habe“, sagte Tennis-Legende John McEnroe über Nadal nach dem Sieg gegen den Weltranglistenersten und Titelverteidiger Novak Djokovic.
Nadal: Angeschlagen ist er noch stärker
Bei einem Erfolg von Zverev am Freitag könnte das Match womöglich das finale Kapitel in Nadals einzigartiger Paris-Historie werden. Immer wieder betont der spanische Ausnahmespieler, der die French Open als "wichtigsten und besondersten Ort seiner Tenniskarriere" ansieht, dass es sein letzter Turnierstart nahe des Eiffelturms sein könnte.
Sein persönlicher Arzt weicht ihm nicht von der Seite, hilft Nadal mit den Schmerzen im lädierten Fuß zurechtzukommen. Der Mallorquiner wird bereit sein, das zeigte schon der triumphale Viersatz-Sieg im Viertelfinale gegen Djokovic. "Die Möglichkeit zu haben, hier ein weiteres Halbfinale zu spielen in Roland Garros, verleiht mir eine Menge Energie", sagte der 21-malige Grand-Slam-Champion.
Zverev gegen Nadal - das wird nicht nur aus spielerischer Sicht ein hochklassiges Duell. Auch der Kopf wird eine entscheidende Rolle spielen. "Ich bin emotional sehr stabil", sagte Nadal: "Ich weiß, wie die Dinge funktionieren." Auch Zverev bewies bei seinem imposanten 6:4, 6:4, 4:6, 7:6 (9:7) gegen Wunderkind Carlos Alcaraz einen enormen Fokus.
Zverev will es endlich so machen wie Becker
In der Vergangenheit habe er Matches verloren, "weil ich mich zu sehr unter Druck gesetzt habe, einen Grand Slam zu gewinnen", sagte der Hamburger, der an der Seine bislang davon zu profitieren schien, nicht von Beginn an als einer der Favoriten gehandelt zu werden. Erst mit dem Sieg über Alcaraz trat er aus dem Schatten und hinterlegte seinen Anspruch mit Nachdruck.
"Von der Spielqualität her" habe er gegen Alcaraz seine womöglich beste Leistung überhaupt bei einem Grand-Slam-Turnier gezeigt, sagte Zverev, der wie Nadal bei einem Halbfinal-Erfolg der Favorit auf den ganz großen Coup wäre. Das zweite Halbfinale bestreiten der Norweger Casper Ruud und Marin Cilic, US-Open-Champion vor acht Jahren.
Noch viel länger ist es her, seit ein deutscher Spieler bei einem der vier wichtigsten Turniere eine Trophäe in die Luft stemmen konnte. Boris Becker gelang dies 1996 in Melbourne. Zverev will der nächste sein. Schon in Paris. (ana/sid)