Wird Schweinefleisch bald Mangelware?
Alarmstimmung: Schweinehalter wollen aufgeben

Viele Schweinehalter wissen im Moment nicht mehr weiter: Kosten für Futter sind auch wegen des Kriegs in der Ukraine extrem hoch, gleichzeitig bricht die Nachfrage ein.
Viele denken ans Aufgeben
Unter den Schweinehaltern herrscht Alarmstimmung: „Wir haben zurzeit die stärksten Einbrüche in der Schweineproduktion, die es je gegeben hat“, sagt der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Holger Hennies. Mehr als die Hälfte der Betriebe denke ans Aufgeben.
Umso aufmerksamer schauen die Bauern auf die Sitzung des Landwirtschaftsausschusses des Landtags an diesem Mittwoch. Teile des Antrags der Grünen fänden bei Hennies durchaus Anklang. Dazu gehörten den Ferkelerzeugern und Schweinehaltern einen Teilausstieg, den Umstieg in andere landwirtschaftliche Zweige oder in vor- oder nachgelagerte Bereiche mit finanziellen Hilfen zu erleichtern.
Politik zu langsam
Die Landwirte sähen sich gleich mehrfach unter Druck gesetzt: Dringend benötigte Reformvorhaben der Politik ließen zu lange auf sich warten, gleichzeitig sei die Marktsituation derzeit extrem schlecht, obwohl Fleischverarbeiter und der Lebensmitteleinzelhandel gute Gewinne machten. „Die Landwirte im Schweinebereich haben einfach keine Perspektive mehr“, sagte Hennies.
Verlust pro Schwein von 70 Euro
„Wir stecken in einer Multikrise“, betont Torsten Staack von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz in Damme (Landkreis Vechta): „Die Ausstiegswelle rollt.“ Angesichts der hohen Kosten machen die Schweinemäster seinen Angaben zufolge derzeit pro Schwein einen Verlust von 70 Euro. Wenn im großen Umfang die Schweinehalter aufgeben, werde das die Landwirtschaft deutlich verändern - das werde einen Domino-Effekt zur Folge haben. „Wo sollen da noch die anderen landwirtschaftlichen Zweige oder die vor- oder nachgelagerten Bereiche sein?“, sagte Staack.
Gute Tierhaltung für Verbraucher zu teuer
Die ISN plädiere daher für eine Unterstützung der Betriebe, die hierzulande weiter Schweine halten wollen und ihre Betriebe auf eine höherwertige Haltung umbauen wollen. Landvolk-Präsident Hennies zeigt sich hier aber skeptisch: Gerade die Nachfrage nach Fleisch, das tierwohlorientierter produziert wurde, sei gerade stark eingebrochen, darunter auch die Nachfrage nach Biofleisch. Die Verbraucher sparten extrem. (dpa/nid)